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 Die Wölfe ~Alte Wege auf neuen Straßen~

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BeitragThema: Die Wölfe ~Alte Wege auf neuen Straßen~   Die Wölfe ~Alte Wege auf neuen Straßen~ EmptyMo März 09, 2009 6:42 am

Die Wölfe
(von Enrico Schnitzer)

Die Wölfe ~Alte Wege auf neuen Straßen~ B7828d3sjbvq2gvdv


Nach gut fünf Jahren kehrt Enrico River nach Deutschland zurück und findet sich dort vor seinem eigen Grab, vielen zurück gelassenen Freunden und seinem Erzfeind wieder. In einer Welt aus Mord, Drogen und Verrat, ist nichts mehr so, wie Enrico es in Erinnerung hat. Der alte Feind ist schier übermächtig geworden.
Um den Frieden in seiner Heimat wieder herzustellen geht Enrico durch die Hölle, aber er ist dabei nicht allein. Gemeinsam mit seinem besten Freund und Leibwächter Toni Bandel, nimmt Enrico den finalen Kampf gegen die Red Dragons auf.


Prolog


Neun Uhr Abends im größten Flughafen Deutschlands. Geschäftiges Treiben wohin das Auge reichte. Wer nicht gerade damit geplagt war seinen Flieger zu erreichen, der staunte über die vielen Geschäfte und Einkaufsmöglichkeiten, die rund um die Schalter für den Check in, ihre Waren zum Verkauf anboten.
Zwischen die große Auswahl mischten sich die unterschiedlichsten Menschen. Gut angezogenen Kaufmänner, die zu ihrem nächsten Termin eilten und stets ihren treuen Begleiter in Form eines Handys am Ohr trugen. Vergnügte Familienväter die sich mit ihrem Nachwuchs auf den gemeinsamen Urlaub freuten und dabei hin und wieder der Frau einen Kuss aufdrückten. Selbst das genaue Gegenteil fand seinen Platz unter den vielen Gesichtern. Trennungsschmerz und Tränen waren hier eben so zu Hause. Verliebte Pärchen die sich schluchzend in den Armen langen, sei es aus Wiedersehensfreude oder des Abschiedes wegen.

Nur zwei Gestalten wollten so gar nicht in dieses Bild passen. Weder galt ihre Aufmerksamkeit einer lang vermissten Person, noch vermittelten sie den Eindruck, sich voneinander trennen zu müssen. Auch die Geschäfte und ihr reichhaltiges Angebot interessierte sie nicht.
Während sie das Gate verließen, an dem sie vor wenigen Minuten gelandet waren, steuerten sie ohne Hast den ausgeschilderten Ausgang des Flughafens an.
Die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, sahen sie nur hin und wieder auf, um ihren Weg zu finden ohne mit jemandem zusammen zu stoßen. Beinah so, als wenn sie etwas zu verbergen hätten.
Der Blonde dessen Haare unter der Kapuze hervor lugten, war besonders in seiner Haltung eingesunken und wagte nur selten seinen Blick für lange Zeit zu erheben. Stets orientierte er sich an den Schritten seines Begleiters und ließ sich von ihm durch die Menschenmassen führen.
Der größere von Beiden sah sich dafür um so öfter unter den vielen Gesichtern um, doch keines erschien ihm bekannt, oder es wert anzuhalten. Hin und wieder fiel sein Blick auf seinen Kameraden, den er immer wieder aufmunternd mit dem Ellenbogen gegen den Oberarm drückte.
Sie waren wieder zu Hause, ihr Ziel war erreicht und niemand hatte augenscheinlich Notiz davon genommen. Ein Grund sich zu freuen, oder nicht?
Sein blonder Begleiter konnte diese Einstellung nicht teilen. Ausschließlich dem Boden galt seine Aufmerksamkeit, bis sie den Flughafen hinter sich gelassen hatten. Erst dann wagte er aufzusehen.
Vor Erleichterung seufzend, war er froh darüber den gefährlichsten Teil ihrer Reise heil überstanden zu haben. Dennoch drehten seine Finger unaufhörlich eine kleine Kapsel durch die Innenseite seiner Jackentasche. In seiner Nervosität musste er an die Worte seines Begleiters denken.
~Sie tötet innerhalb von Sekunden…~
Schade nur das ihn die Erkenntnis, jederzeit schnell sterben zu können, nicht trösten wollte, wenn er dabei an das Wiedersehen mit seiner Familie dachte. Immerhin hatten die ihn fünf Jahre lange für tot gehalten.


Zuletzt von Enrico am So März 15, 2009 9:26 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Alte Wege auf neuen Straßen~   Die Wölfe ~Alte Wege auf neuen Straßen~ EmptyMo März 09, 2009 8:11 pm

Hey!

Du wirst sicher erstaunt sein dass ich mich nun erstmals bei einer deiner Geschichten zu Wort melde. Ich schäme mich auch wirklich dafür noch nicht die Zeit gefunden zu haben, mir mehr von dir durchzulesen. Aber jetzt war ich doch neugierig auf deinen Schreibstil und ich muss sagen - ich bin gespannt wie es weitergeht.
Mir scheint du schreibst gerne Fantasygeschichten, zumindest klingt es schon mal so? Bitte korrigiere mich wenn ich mich irre!
Aber ich bin gespannt was es mit dem Titel der Wölfe auf sich hat, denn diese einzigartigen Tiere haben sich unter meine Favouriten der Tierwelt gesiedelt.
Leider kenne ich ja leider deine beiden anderen Geschichten noch nicht, aber eins sei gewiss - ich werde mich demnächst, so Gott es will und ich endlich mal mehr Zeit habe, darüber her machen Smile

So, nun zu deinem Stil. Du schreibst sehr interessant und es zieht einen sofort in das Geschehen hinein. Mir war als würde ich den Beiden nachrennen, nur um ja mitzukriegen was als nächstes passiert.

Freu mich darauf, bald mehr über die beiden seltsamen Gestalten zu lesen!

Glg
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Alte Wege auf neuen Straßen~   Die Wölfe ~Alte Wege auf neuen Straßen~ EmptyDi März 10, 2009 6:36 am

He Survivor,

Erst mal danke für deine liebe Kritik und natürlich auch fürs Lesen. Ich muss zugeben bin selber immer etwas faul beim Lesen^^. Vorallem bei Romanen hier. Muss ich mich auch mal wieder dahinter klemmen. Wenn ich die beiden offnen Kurzgeschichten durch hab, will ich auch mal wieder einen der Romane hier lesen.

Zur Fantasy, lach genau das schreibe ich eigentlich überhaupt nicht. Na gut ein Roman über Engel und Teufel schwirrt noch in meinem Kopf rum aber, der hier ist mir erst mal wichtiger.^^ Jetzt würde mich aber wirklich mal interessieren was bei dem Prolog auf Fantasy hingedeutet hat. Oder wars eher der Titel^^? Wölfe sind im übrigen auch meine Lieblingstiere, wegen ihrem sozialen Zusammenleben. Deswegen passt so ein Name super zu einer Gang^^. Denn darum gehts eigentlich in der Geschichte. Die beiden Gestalten gehören einer Gang an die sich die Wölfe nennt. Ich hoffe das enttäuscht dich jetzt nicht.


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1. Kapitel
~Ein Wolf im Löwenpelz~


Fünf Jahre war es nun schon her. So unendlich lange war er nicht mehr hier gewesen. Die Stadt in der er aufgewachsen war, hatte sich in dieser Zeit total verändert. Seine Freunde und Familie auch? Je länger er schweigend mit seinem besten Freund durch die Straßen Limbachs ging, um so weniger vertraut kam ihm diese Stadt vor. Viele alte Häuser waren abgerissen wurden und an ihrer Stelle waren neue Wolkenkratzer entstanden. Kaum ein Geschäft, an dessen Namen er sich erinnerte, existierte noch. Alles war so fremd. Nur das vertraute Gesicht seines Freundes lächelte ihn in dieser unbekannten Welt so an wie immer und vermittelte den Eindruck, als wenn ihnen nichts passieren könnte.
Unweigerlich musste auch Enrico lächeln, während sich sein flüchtiger Blick langsam wieder hob. Sie waren heil aus dem Flughafen heraus gekommen, dabei hätte es ganz anders laufen können. Es würde schon alles gut gehen, versuchte er sich einzureden. Immerhin würde er in wenigen Minuten seinen Bruder wieder sehen. So sehr hatte er sich den ganzen Flug über darauf gefreut.
“Wo werden wir Raphael überhaupt treffen?”, brach die Frage aus ihm heraus, die er sich schon die ganze Zeit über stellte. Die Orientierung hatte Enrico in dieser fremden Umgebung schon lange verloren. Auch wenn es hier und da einen kleinen Anhaltspunkt gab, den er wieder erkannte, so blieb das Ziel ihres Weges ein Rätsel für ihn.
“Auf dem Friedhof!” Einen verstörten Blick warf Enrico seinem Freund daraufhin zu. Ein reichlich seltsamer Ort für ein Treffen.
“Du liebst es dramatisch, was?” Wer von beiden war nur auf diese schwachsinnige Idee gekommen?
“Ich weis gar nicht was du hast. Das ist der stillste Ort in ganz Limbach und Raphael meinte das er dort jederzeit hin könnte, ohne unnötige Fragen beantworten zu müssen.“ Ein triftiger Grund, den Toni da nannte, trotzdem gefiel Enrico der Gedanke nicht, seinen Bruder ausgerechnet auf dem Friedhof wieder zu sehen. Das Treffen war so schon Aufregung pur und dann auch noch ein Friedhof bei Nacht. Allein die Vorstellung dort zu warten und bei jedem noch so leisen Geräusch zusammen zu zucken, bereitete Enrico eine Gänsehaut.
“Du wirst dich doch nicht etwa vor Geistern fürchten, oder?”, folgte Tonis Spot auf seinen misstrauischen Gesichtsausdruck.
“Mein Bruder ist Furcht einflössender als jeder Geist!” Ein Schmunzeln von Seiten seines Freundes war Enrico damit sicher.
“Du übertreibst!”
“Ich weis! Ich bin total nervös”, gab Enrico zurück und nahm die Hände aus den Taschen seiner Jacke, um nichts ständig in ihnen herum zu wühlen. Erneut musste Toni ein Lachen hinunter schlucken. Na wenigstens einer von ihnen schien sich zu amüsieren.
“So siehst du auch aus!”, spottete Toni erneut und fügte an, “Beruhig dich wieder. Es ist doch nur Raphael, könnte schlimmer sein.”
Noch einmal atmete Enrico tief durch, dann hatten sie das eiserne Tor mit den Initialen der Stadt erreicht.
Schon allein das Eintreten, durch das stets geöffnete Tor und der Weg über die weißen Kieselsteine, bereitete Enrico Schwierigkeiten. Was würde ihn hier wohl erwarten? Seine Freunde und Familie hatten ihn fünf Jahre lange für tot gehalten, sicher gab es da irgendwo hier einen Grabstein mit seinem Namen darauf. Eine wahrhaft grusselige Vorstellung vor diesem zu stehen. Entlang an einem Massengrab ging Toni voran. Offensichtlich war er diesen Weg schon oft gegangen. Nicht ein einziges mal musste er sich umsehen, um sein Ziel zu finden.
Bedächtig schwieg Enrico bei diesem Gedanken. Wie oft hatte sein Freund hier wohl getrauert, ganz umsonst? Immer wieder wechselte sein Blick von dem Weg den sie gingen auf Toni. Dieser Ort weckte sicher wehmütige Erinnerungen in ihm.
Im Gesicht seines Freundes aber war davon nichts zu erkennen. Keine Gefühlsregung war in dem den smaragdgrünen Augen auszumachen. Kalt und eisern bog Toni um eine Tanne. In der Dunkelheit war sie nur als schemenhafter Umriss zu erkennen, eben so wie die vereinzelten Gräber entlang des Weges.
Welches wohl sein eigenes war?
Nur flüchtig ließ Enrico seinen Blick über die Steine schweifen. Ein Glück das es zu Dunkel war, um die Schriftzüge auf ihnen lesen zu können.

In seine Gedanken versunken versäumte Enrico nach vorn zu sehen. Nur dem Knirschen von Tonis Schuhen auf den Kieselstein war er gefolgt, bis sie verstummten. Ob sie den Treffpunkt wohl schon erreicht hatten?
Nur zögernd wagte Enrico es seinen Blick geradeaus zu richten. Am Sockel eines Obelisken blieben seine Auge hängen. Weiß, mit einem bläulichen Schimmer, versperrte er ihm die Sicht. Verwirrt davon sah Enrico an ihm hinauf. Mindestens einen Kopf größer als er selbst, erhob sich das Denkmal. Sicher ein Erinnerungssymbol an Kriegshelden oder einer berühmten Persönlichkeit.
Auf halben Wege hinauf, waren Buchstaben eingraviert. Ein Schriftzug zu Ehren der gefallenen Held des zweiten Weltkrieges?
Uninteressant, beschloss Enrico und versuchte die Worte im Dunkeln erst gar nicht zu entziffern. Stattdessen hoffte er die Spitze des Obelisken aus machen zu können.
Anstelle eines spitz zulaufenden Steines, wehte eine zerrissene Jacke am höchsten Punkt des Denkmals. Wer das wohl verbrochen hatte?
Mit einer hoch gezogenen Augenbraue betrachtete Enrico den weißen Marmor im schwachen Mondlicht, bevor er fragte:
"So und nun?"
"Ich dachte du willst es vielleicht sehen?", wand sich Tonis Blick wieder ihm zu. Die Kälte, die zuvor in seinem Gesicht lag, war nun verschwunden und einem schelmischen Grinsen gewichen.
"Was sehen?", brachte Enrico diesem Blick nur misstrauisch entgegen. Toni würde doch nicht etwa behaupten wollen...
"Dein Grab du Genie!" Doch er tat es. Dieses Monstrum von Grabstein, sollte seiner sein? Dann war die Jacke da oben wohl auch...
Natürlich. Im sachten Wind, erhellt vom Schein des Mondes, kam er zum Vorschein. Der heulende Wolf, der auf die Rückseite seiner alten Lederjacke eingestickt war. Eine Einzelanfertigung und das Symbol seiner früheren Macht, als Anführer der größten Gang Limbachs. Toni mochte es scheinbar wirklich dramatisch und Enricos Familie zu gut. Wozu dieser riesige Grabstein?
"Das da ist nicht euer Ernst oder?", deutete Enrico mit ausgestrecktem Arm auf sein eigenes Grab. Wieso musste sie auch damit so schamlos übertreiben. Er war doch kein Held den man ein Denkmal errichten musste, nur um an ihn zu erinnern. Oder doch?

"Warum?", verstört legte sich Tonis Stirn in Falten. Mit dieser Reaktion hatte er wohl nicht gerechnet. Aber was hätte Enrico auch in diesem Moment anderes sagen sollen? Das alles war zu groß für ihn. Ein normaler Stein mit den Geburtsdaten und Sterbedaten hätte es doch auch getan, oder nicht?
"Na weil...!", begann Enrico seine Antwort, zu deren Ende er nicht mehr kam.
Auf dem Kieselsteinweg, über den sie gekommen waren, waren Schritte zu hören. Ein schwerer Gang, der sich ihnen ohne Umwege näherte. So bekannt, das Enrico sich noch nicht einmal umdrehen musste um zu wissen:
"Raphael!" Unhörbar leise sprach er diesen lang vermissten Name aus, hauchte ihn gegen das Grab, ohne sich seinem Bruder zuwenden zu können. Wie konnte er ihm auch nach allem was passiert war in die Augen sehen?

Toni hingegen hatte damit keine Probleme. Das Gespräch von eben hatte er schnell vergessen. Sofort wand er sich und seine Worte an den Mann, der da auf sie zu kam:
"Ich bin zurück, wie versprochen und ich hab ihn dir mit gebracht!", seinen Worten folgte Tonis Hand, die dieser auf Enricos Schulter ablegte. Während er einen vorwurfsvollen Blick aufsetzte fügte er an:
"Auch wenn’s alles andere als einfach war!"
Schon die simplen Berührung ließ Enrico zusammen zucken. Die ganze Situation war für ihn mehr als unangenehm. Obgleich er sich die ganze Zeit auf das Wiedersehen gefreut hatte, so fehlte ihm jetzt der Mut sich einfach umzudrehen. Wie würde sein großer Bruder wohl nach der langen Zeit reagieren?
"Ich wusste auf dich ist verlass!", erklang die raue Stimme Raphaels. Kurz darauf folgte das ineinander schlagen zweier Hände und Tonis Gestalt verlor sich für eine Begrüßung hinter ihm. Nur flüchtig folgte Enricos Blick. Den Kopf gesenkt, so dass man unmöglich sein Gesicht erkennen konnte, war auch seine ganze Gestalt eingesunken.
Ob Raphael wohl sehr wütend darüber war, das er 5 Jahre kein Lebenszeichen von sich gegeben hatte? Unter der Kapuze heraus und mit seinem gesenkten Blick, war es Enrico unmöglich seinen Bruder zu erkennen. Einzuschätzen was dieser über ihn dachte. Lediglich Tonis Schuhe und die dazu gehörigen Beine konnte sein beschränkter Blick ausmachen.
“Hast du die Waffen?”, hörte er Toni fragen. Dann wechselten vier Pistolen den Besitzer. Zwei davon steckte Toni ihm in die Halfter an seinem Gürtel, die anderen Beiden behielt er selbst.
"Und was ist mit dir? Willst du nicht mal Hallo sagen?", richtete sich schließlich die dunkle Stimme Raphaels an ihn und ließ Enrico abermals zusammen zucken. Da halfen ihm auch die beiden Pistolen nicht? Der Vorwurf in der Stimme seines großen Bruders war nicht zu überhören und eben so berechtigt. Wenn es doch nur nicht so schwer gewesen wäre ihn anzusehen.


Zuletzt von Enrico am So März 15, 2009 9:27 am bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Alte Wege auf neuen Straßen~   Die Wölfe ~Alte Wege auf neuen Straßen~ EmptyDi März 10, 2009 10:11 pm

Wow.
Ich hab das erste Kapitel aus einem völlig falschem Blickwinkel betrachtet *lach*
Ich bin momentan so sehr in der Twilight-Story verfangen und meiner eigenen dass ich mir sehr schwer getan hab da gerade raus zu finden um in deine Geschichte eintauchen zu können. Aber es ist mir gelungen und die Begegnung auf dem Friedhof ist ja mal was gaz gruseliges!
Aber ich finds toll! Super wie du alles beschreibst!
Enrico scheint ziemlich schüchtern zu sein, kann das sein? Und mich würde interessieren wie alt er ist... Smile

Aber die Namen find ich klasse! Enrico und Raphael... Smile Ich mag den Klang wenn man sie ausspricht.
Bin auf jeden Fall gespannt wie es weitergeht und habe mich gerade dazu entschlossen dir nun regelmäßig FB zu schreiben, hoff es stört dich nicht Wink

Mach weiter so und vielleicht schaffst du es ja auch mal bei mir drüberzulesen, auch wenns mittlerweile schon ziemlich viel ist. Würde mich auf jeden Fall freuen zu hören was du dazu sagst.

Und nein, ich bin ganz und gar nicht enttäuscht! Eher überrascht und erfreut! Smile

Glg Survivor
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Alte Wege auf neuen Straßen~   Die Wölfe ~Alte Wege auf neuen Straßen~ EmptyMi März 11, 2009 6:32 am

Guten Morgähn^^,

Es freut mich das du so fleißig liest. Natürlich freu ich mich da auch über regelmäßiges FB. Und dein Roman Dreams steht eigentlich schon lange auf meiner Liste. Ich hab vor einiger Zeit schon mal angefangen gehabt, mich reinzulesen und hab ihn weiter hinten ran gestellt, als die anderen, aber nicht weil er so lang ist, sondern so gut geschrieben^^. Da gabs zumindest jetzt im ersten Kapitel wirklich nichts zu meckern, völlig ungewohnt für mich^^ lach. Da wollte ich den mir für den Schluss aufheben. Geb dir da auf jedenfall noch ein Gegegnkommi.

Zu Enrico, er ist in dieser Geschichte 25 Jahre alt..^^ und eigentlich überhaupt nicht schüchtern. Problem hier ist nur, dass er seinen Bruder seit fünf Jahren nicht mehr gesehen hat und dieser ihn auch noch für tot gehalten hat die ganze Zeit. Enrico hat einfach Angst wie Raphael auf das Wiedersehen reagiert. Aber um das zu verstehen fehlt einfach der Schluss des Kapitels^^. Ich darf keine Doppelposts machen, daher fehlt noch ein Stück:



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Noch einmal atmete Enrico tief durch. Um das Wiedersehen kam er nicht herum. Die Kapuze, die er auf dem Kopf trug, schlug er zurück, der Verband um sein Gesicht musste weichen. Um nicht erkannt zu werden, hatte Toni ihm geraten die Mullbinde im Gesicht zu tragen. Zum Schutz vor ihren Feinden, war der auch unabdingbar. Raphael aber wollte er ganz normale gegenüber treten. Nicht als Leon, wie ihn nun alle nennen sollten. Die zweite Identität war jetzt nicht nötig.

Sein Tun hatte Raphael sicher verwirrt, denn als Enrico sich endlich zu ihm umdrehte, hatte sein großer Bruder eine Augenbraue fragend in die Höhe gezogen. Den Mund zu einem grimmigen Gesichtsausdruck geformt, wurde Enrico von ihm gemustert.
Ein verlegenes Lächeln machte sich auf seinen Lippen breit, während Enrico nur langsam den Blick zu erheben wagte. Den rechten Arm zog er dabei hinter den Kopf, um sich an selbigem zu kratzen.
"Hi!", war alles was er zu sagen im Stande war, als seine Augen an denen seines Bruders hängen blieben.
Anders als sonst trug Raphael dieses Mal keine Sonnenbrille. Ein sicheres Zeichen dafür, dass ihm das folgende Gespräch sehr wichtig war. Eine Tatsache, die es Enrico nicht gerade leichter machte, dem Blick seines großen Bruders standzuhalten. Schneller als ihm bewusst wurde, sah er unter ihm hinweg. Auch eine längere Begrüßung wollte ihm einfach nicht einfallen.
Den Blick gesenkt, hoffte Enrico noch immer auf eine Reaktion, die ihm das Sprechen erleichtern würde. Anstelle von Worten traten jedoch nur feste Schritte, die kurz vor ihm erstarben. Als sich der Schatten seines Bruders über ihn legte, sah Enrico erschrocken auf. Was nun? Eine Ohrfeige, einen Klaps auf den Hinterkopf, so wie früher? Oder doch der alt bewehrte Schwitzkasten?
Doch Raphael entschied sich für nichts von alle dem. Nicht ein wütendes Wort kam über seine Lippen. Selbst der eiserne Blick von eben hatte sich aufgelockert. Als Enrico ihn wieder ansah, lag in seinen Augen nur die Trauer aus endlos langer Zeit.
"Du bist es wirklich!", drang Raphaels ungläubige Stimme leiser als zuvor zu ihm, dann legten sich schon die Arme seines großen Bruders um Enrico. Fünf Jahre waren einfach zu lang um wütend zu sein.
Eingenommen von der viel größeren Gestalt Raphaels, der ihn um eine Kopflänge überragte, wirkte Enrico wie eine Puppe. Unfähig sich zu rühren oder gar etwas zu empfinden.
Das musste er erst einmal begreifen. Er war wieder zu Hause und Raphael schien auch noch froh darüber zu sein. Die ganzen Vorwürfe und die Sorge, wie seine Familie wohl auf seine Rückkehr reagieren würde, waren zumindest bei Raphael unbegründet gewesen.
"Tu so was nie wieder!", erklang erneut seine Stimme und zerstreute endgültig alle Bedenken. Nein nie wieder würde er so lange verschwinden, nie wieder würde er sie im Stich lassen. Die Zeit der Angst war Vergangenheit, zumindest für diesen Moment.
Ohne ein Wort schlossen sich auch Enricos Arme um seinen Bruder. Zum ersten Mal seit langem hatte er das Gefühl wieder zu Hause zu sein.
"Du hast mir gefehlt Kleiner!", folgten Raphaels Worte. So sehr hatte Enrico gehofft das zu hören, dass ihm die Aussprache des simplen Satzes die Tränen in die Augen trieb. Während sie heiß über seine Wangen liefen musste Enrico einfach los werden:
"Es tut mir so leid!"
"Heulsuse!"
"Du heulst doch selber!", bei diesen Worten musste Enrico lächeln. Das sich auch Raphael die Tränen der Freude über ihr Wiedersehen, nicht länger verkneifen konnte, hatte er genau gehört.

"Ich stör die Widersehensfreude ja nur ungern, aber wir haben bis Sonnenaufgang noch einiges zu erledigen und ich hab keine Lust bei Tag mit ihm durch die Straßen zu ziehen", drängte Toni zum Aufbruch. Es war höchste Zeit, dass sie sich auf den Weg machten. Damit sie in ihrer Heimat überhaupt eine Chance hatten, blieb ihnen keine Zeit für lange Gefühlsausbrüche.
Dennoch konnte sich Enrico nur schwer von seinem Bruder trennen. Während Enrico sich die Tränen von den Wangen wischte begann Toni zu erklären:
“Sein Name ist von jetzt an Leon und er ist Amerikaner! Bekommst du das hin?”, wandte sich Toni an Raphael. Als einziger war dieser in ihr kleines Geheimnis um Enricos wahre Identität eingeweiht.
"Ja kein Problem!" Auch Raphael musste einmal mit dem Ärmel seiner Jacke über die Augen wischen, um seine Tränen los zu werden. Erst als er wieder klar sehen konnte, sprach er weiter:
"Und wo werdet ihr von jetzt an wohnen?" Enricos wahre Identität im Hause Raphaels zu verbergen, war schier unmöglich. Immerhin ging dort Enricos Ehefrau ein und aus und auch Raphaels Frau hätte den Schwager sofort wieder erkannt. Egal wie dick der Mullverband auch war und wie sehr sich Enrico Mühe gegeben hätte seine Stimme zu verstellen. So brauchten die beiden Freunde zwangsläufig ein anderes Versteck.
"Die alte Fabrik!", versuchte Toni zu erklären. Während Enrico den Verband wieder um sein Gesicht legte und die Kapuze darüber zog fügte er hinzu:
"Wir gehen nach Hause!" Wie gut sich das doch anhörte. Seit seinem sechzehnten Lebensjahr hatte er dort gewohnt. Wie sie wohl nach all der Zeit aussah. Sicher waren die Spuren des erbitten Kampfes noch allgegenwärtig. Die letzte Schlacht, die er in seiner Heimat geführt und die ihm fast das Leben gekostet hatte, hatte sicher ihre Spuren hinterlassen. Immerhin war auch sein Körper davon gezeichnet. Allein im Gesicht trug er zwei lange Narben. Eine über der rechten Augenbraue, die andere auf der linken Wange.
Ihr altes Zuhause war sicher in einem ähnlichen Zustand. Dennoch war die Freude größer als die Sorge um ihr Hab und Gut.
"Ist das nicht ein wenig zu auffällig?", unterbrach Raphael Enricos Gedankengänge.
"Ich glaube nicht das sie uns für so dumm halten!" Genau!
"Außerdem kennt keiner die Fabrik so gut wie wir. Die Red Dragons führen wir da drin allemal in die Irre!"
"Mh schon...!", noch während seiner Worte legte sich Raphaels Stirn besorgt in Falten.
"Aber ist die überhaupt noch bewohnbar?"
"Wir sorgen schon dafür!", war Toni zuversichtlich.
"Na schön. Dann passt auf euch auf. Du ganz besonders auf ihn!" Mit einem leichten Schwenk seinen Kopfes deutete Raphael auf Enrico.
"Keine Sorge, ich hab ihn schon ganz gut im Griff!"
"Ha, ha... Wenn ich Zeit hab lach ich mal drüber!" Beleidigt ging Enrico voraus. Zurück über den Kieselsteinweg und an der großen Tanne vorbei.
"Warte gefälligst!", halte hinter ihm Tonis Stimme nach. Es brauchte nicht lange und auch er war hinter der großen Tanne verschwunden.

Lange sah Raphael ihnen nach. Unweigerlich legte sich ein Lächeln auf seine sonst so ernsten Gesichtszüge. So langsam wurde es wieder wie einst. Kopfschüttelnd musste er darüber schmunzeln, wie die beiden Freunde auch in der Ferne noch stritten. Wie hatte er das vermisst.
Einen letzten Blick warf Raphael auf das nun überflüssig gewordene Grab, dann setzte er sich in Bewegung. Das erst Mal überhaupt verließ er diesen Ort zufrieden und voller Zuversicht in ihre gemeinsame Zukunft.
“Leon also!”, murmelte er, dann verlor sich auch seine Gestalt im Schatten des Nadelbaumes.

~Ende 1. Kapitel~


Zuletzt von Enrico am So März 15, 2009 9:28 am bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Alte Wege auf neuen Straßen~   Die Wölfe ~Alte Wege auf neuen Straßen~ EmptyFr März 13, 2009 4:03 pm

Guten Morgen! *lach*

Ja, ich gebe zu ich bin gerade erst von den Toten auferstanden. Aber da bin ich selbst Schuld, bin schließlich erst gegen 8 Uhr morgends ins Bett gekrochen Very Happy
Freut mich zu hören dass Daydreams schon lange auf deiner Liste stand, aber dies hier ist ja dein Thread also zu deinem Roman!
Gut, jetzt hab ich wenigstens ein Alter in das ich ihn zuordnen kann. Und vielen lieben Dank für die Erklärung! So, ich dachte mir heute gibts mal was total überraschendes von mir *lach*
Nein, in mir ist nur eine meiner Lieblingsbeschäftigungen wiedererwacht beim Lesen. Und zwar das Betalesen. Wie durch Zufall scheinen mir Fehler anderer Menschen immer sehr ins Auge zu stechen, während ich über meine eigenen immer drüber lese. Wobei ich stolz behaupten darf dass sich meine Rechtschreibfehler auf ein paar wenige Zufälle minimiert haben Very Happy Aber genug gequatscht, hier hab ich mal alles was ich finden konnte. Nicht viel und nicht tragisch, dachte nur es interessiert dich vielleicht.

Ach ja, die GROSS geschriebenen Sachen hast du ausgelassen und die Buchstaben in der Klammer sind zu viel. Und der Satzteil der groß geschrieben ist - den hab ich nur umgeformt, mir scheint er so ein bisschen besser zu passen, aber das sei dir überlassen wie du es machst!

Enrico schrieb:

Den rechten Arm zog er dabei hinter den Kopf, um sich an selbigem zu kratzEN.


Enrico schrieb:
Nein nie wieder würde eR so lange verschwinden, nie wieder würde er sie im Stich lassen. Die Zeit der Angst war Vergangenheit, zumindest für diesen Moment.

Enrico schrieb:
Dennoch konnte(N) sich Enrico nur schwer von seinem Bruder trennen. Während Enrico sich die Tränen von den Wangen wischte begann Toni zu erklären:
“Sein Name ist von jetzt an Leon und er ist Amerikaner! Bekommst du das hin?”, wandTE sich Toni an Raphael.

Enrico schrieb:
Ihr altes ZUHAUSE war sicher in einem ähnlichen Zustand. Dennoch war die Freude größer als die Sorge um ihr Hab und Gut.

Enrico schrieb:
"Mh schon...!", noch während seiner Worte legte sich Raphaels Stirn besorgT in Falten.

Enrico schrieb:
"Na schön. Dann passt auf euch auf. DU GANZ BESONDERS AUF IHN." Mit einem leichten Schwenk seinen Kopfes deutete Raphael auf Enrico.

Enrico schrieb:
Einen letzten Blick warf Raphael auf das nun überflüssig(E) gewordene Grab, dann setzte(N) er sich in Bewegung.

So, das wars erstmal wieder von mir. Bin schon gespannt was als nächstes kommt, die Begegnung zwischen den Beiden Brüdern hast du sehr toll beschrieben!
Glg

ps. Ich denke du hast soeben das längste FB erhalten dass ich je in meinem Leben geschrieben habe bis jetzt. bounce
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Alte Wege auf neuen Straßen~   Die Wölfe ~Alte Wege auf neuen Straßen~ EmptySa März 14, 2009 9:36 am

He Survivor,

Danke für die gefunden Fehler, ich hab sie inzwischen ausgebssert. Bösse rangeschmuggelte Endungen^^. Freut mich natürlich auch, das ich der erste bin, der ein so langes Kommi von dir bekommen hat. Auch dafür danke. So nun zur Vortsezung.



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2.Kapitel
~Trautes Heim, Glück allein?~

Bis ans andere Ende der Stadt mussten die beiden Freunde. Ins Gettorandgebiet, dort wo sie aufgewachsen waren.
Abseits der lauten Straßen, in einem längst verlassen Industriegebiet, stand sie. Ihre Fabrik.
Schon von weitem konnte man den großen Schornstein sehen. Erhaben über alle anderen Gebäude, thronte er und wies ihnen die Richtung. Führte sie durch enge Gasen, über hohe Zäune und Mauern.
In einem Wettrennen, brachten beide die letzten Meter hinter sich, erreichten völlig außer Atem das riesige Tor und zwängten sich durch dessen Gitterstäbe.
Wer zu erst an der Anmeldung der alten Textilfabrik war, hatte gewonnen, so die Wette. Enrico aber kam nicht bis dort hin. Nachdem er sich durch die Gitterstäbe des Tores gezwängt hatte, hielt er inne. Toni hatte ihn schon längst überholt und war im Fabrikgelände voraus geeilt. Während sein Atem und Puls noch immer rasten, konnte Enrico den Blick nicht von dem großen Schornstein lassen. Etwas fehlte dort. War da nicht sonst immer...
Die Flagge, jene die früher schon von weitem Signalisiert hatte, wer hier zu Hause war. Der Wolf, das Symbol seiner einst so stolzen Gang, war verschwunden. Nur noch der Stab, an dem der Stoff befestigt war, war am Rande des Schornsteins auszumachen. Sicher hatten ihre Feinde die Flagge herunter geholt...
Nein, sie hatte gebrannt! Ohne dass er es wollte, keimte in Enrico eine Erinnerung auf, von der er zuvor noch nicht einmal gewusst hatte, dass er sie besaß. Nicht nur die Flagge hatte gebrannt, auch das lang gezogene Gebäude vor ihm. Nur widerwillig ließ Enrico seinen Blick sinken. Hier war mehr geschehen, als die lächerlichen Bruchstücke, an die er sich nach dem Koma noch erinnern konnte.
"Leon, gibst du schon auf?", hallte zwischen den drei Lagerhallen Tonis Stimme in seine Richtung. Das Wettrennen hatte er ganz vergessen und auch wenn er zuvor alles gegeben hatte, um zu gewinnen, so spielte der Sieg nun keine Rolle mehr für ihn.
Die Puzzelteile seiner Vergangenheit wollte er endlich zusammen fügen, für sich selbst klären was hier wirklich passiert war.
Während Toni irgendwo im Liefereingang für Lkws verschwunden war, hielt Enrico ohne Umwege auf die Größte der drei Lagerhallen zu. In ihr hatte sich einst ihr Aufenthaltsraum befunden und dort waren die russ-schwarzen Fensterrahmen schon von weitem zu erkennen. Sicher war dort der Brand gelegt worden, der ihr zu Hause vernichtet und ihm und Toni beinah das Leben gekostet hatte.

Bedächtig schritt Enrico durch den Rahmen der Tür, die aus den Angeln gehoben, am Eingang lag. Nur einen flüchtigen Blick warf Enrico auf sie. Hier durch war sein Erzfeind verschwunden, nachdem er das Feuer entzündet hatte. Für einen kurzen Moment meinte Enrico das fallende Sturmfeuerzeug auf den Boden aufschlagen zu hören. Auch die Hoffnungslosigkeit, die er damals gespürt hatte, holte ihn wieder ein. Dann trat er ein, in die schwarze Hölle und setzte seine Schritte fort.
Düster, wie in schwarze Plakatfarbe getaucht, erstreckte sie sich vor ihm. Die große Halle. Verwüstet vom Feuer, die Wände von Einschusslöchern gesiebt. So viel Munition war hier verschossen wurden. Einige leere Hülsen am Boden zeugten noch immer davon.
Der lange Holztisch, an dem sie einst zusammen saßen und ihren Hunger gestillt hatten, war umgekippt. Als Deckung hatten Toni und er ihn damals benutzt. Auch von den etlichen Stühlen stand keiner mehr. Lediglich der Sessel des Anführers, jener der stets an der Stirnseite des Tisches platziert war, hatte das Feuer aufrecht überstanden. Von Kugeln in Fetzen geschossen, lugte dafür die Polsterung und einige Sprungfedern unter dem Leder hervor.
Gedankenverloren ließ sich Enrico auf dem verkohlten Sessel nieder. Mit leerem Blick sah er über den umgekippten Tisch und versuchte sich zu erinnern. Was war davor? Wie hatten sie hier eindringen, sie einfach so überwältigen können? Etwas wichtiges war ihm entfallen, aber was nur?
Den Kopf auf die geballte Faust gestützt, ließ er in Gedanken den Tisch und seine Freunde daran wieder auferstehen.
Sie hatten gefeiert, fröhlich und ausgelassen, hatten ihn beglückwünscht. Er hatte Geburtstag gehabt, war gerade zwanzig geworden und wirklich alle waren gekommen, um das gebührend zu feiern.

Robin, seine Geliebte, hatte sich trotz Feindschaft mit seiner Ehefrau hier her gewagt, hatte rechts neben ihm gesessen. Links von ihm war der Platz sein Bruder und dessen Freundin gewesen. Zwei befreundete Polizisten, kamen gleich danach. Viele verschwommene Gesichter folgten, füllten den Tisch bis zum anderen Ende aus, an dem Toni mit seiner Freundin das Bild abrundete. Nur zwei Plätze blieben dazwischen frei, aber wem gehörten sie?
Richtig, Judy. Seine Frau wollte nicht so weit von ihm weg sitzen, hatte sich lange darüber beschwert und schließlich seinen Schoß dem Stuhl in der Ferne vorgezogen
Ein Schmunzeln huschte über Enricos Lippen, als er an den Streit dachte und an Judys Protest unbedingt auf seinen Schoss sitzen zu wollen, um allen und ganz besonders Robin zu zeigen, wem er gehört. Wie sehr ihm das doch fehlte.
Vom Tisch sah Enrico an seinem Sessel hinab. Irgendwas war auch dort gewesen, nur was? Während er in Gedanken nach einer Antwort suchte, fiel ihm im Staub und Ruß des Bodens eine faustgroße Kugel auf.
Was hatte das denn hier zu suchen? Mit der Hand die er zuvor zur Faust geballt hatte, griff Enrico nach der Kugel, hob sie zu sich und befreite sie vom Staub und Dreck der Jahre. Ein roter Ball kam zum Vorschein. Das Lieblingssielzeug seines damals 2 jährigen Sohnes.
Er hatte hier gespielt, zusammen mit seiner Zwillingsschwester. In Enricos Gedanken verschwand der Staub wieder, machte Platz für einen weißen Teppich unter seinen Füßen, auf dem zwei kleine Kinder spielten.
Von ihnen sah Enrico wieder auf, zurück zu den Freunden bei Tisch. Alles war so friedlich und sorglos gewesen. Was war nur geschehen, dass sich dieser Ort in ein brennendes Inferno verwandelt konnte?

Noch einmal blieb Enricos Blick an dem leeren Stuhl hängen, den er sich einfach nicht erklären konnte. Wer hatte dort gesessen? Er hatte doch jeden Stuhl besetzt, nur dieser war frei. Warum?
Jemand war aufgestanden, war zu ihm gekommen. Aber egal wie sehr Enrico sich anstrengte, die Person wollte keine Gestalt, kein Gesicht bekommen. Nicht einmal eine Stimme halte in seinem Gedächtnis wieder, als er angesprochen wurde. Irgendwas wollte er von ihm, der Schatten ohne Namen. Unter vier Augen sprechen, erinnerte sich Enrico.
Enrico war ihm gefolgt, hatte ihm den Wunsch erfüllt und gemeinsam mit ihm die Halle verlassen. Die schwere Eisentür, am anderen Ende der Halle, war hinter ihm zu gefallen. Noch einmal sah sich Enrico gehen und alle die er liebte zurück lassen. Und dann?

Die Bilder verschwanden mit der geschlossenen Tür. Er musste den Weg noch einmal gehen. Den Ball, den Enrico noch immer in der Hand hielt, legte er auf der Lehne des Sessels ab und erhob sich. Um den Tisch herum führte sein Weg. Entlang an den zerbrochenen Stühlen, die sich im ganzen Raum verteilten, bis er die eiserne Tür erreicht hatte.
Das Feuer hatte ihr nichts anhaben können, auch die Kugeln waren an ihr abgeprallt, nur kleine Dellen waren zurück geblieben.
Mit der Hand auf der Klinke der Tür, hielt Enrico inne. Wollte er es wirklich sehen? Zögernd sah er über die Schulter zurück auf den zerbrochenen Tisch. Für einen Moment erstand er noch einmal für ihn auf und um ihn herum sein ganzer Clan. Die fröhlichen Stimmen die in Feierlaune wirr durcheinander riefen, halten in der großen Halle wieder.
Er war es ihnen einfach Schuldig, entschied Enrico, drückte die Klinke nach unten und trat kurze Zeit später in den langen Gang, der sich hinter der Tür erstreckte.
Der Schatten, den er noch immer nicht identifizieren konnte, wartete dort schon, führte ihn den Gang entlang in ein leeres Zimmer. Noch nie hatte es hier etwas gegeben, auch jetzt nicht. Warum also sollte er hier her mitkommen?
So ratlos wie damals sah er sich in dem kleinen Raum um, lief bis in die Mitte und hörte dort erneut die Tür hinter sich zu schlagen. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss und als Enrico zurück sah, war die Tür schon zugeschlossen. Übrig blieb ein gehässig grinsender Schatten, der seine Waffe erhob und auf ihn richtete. Ein Schuss fiel, halte im Raum wieder und schlug über seiner Hüfte ein. Eine Falle, erinnerte sich Enrico an seinen ersten Gedanken damals und zog rein aus Reflex seine Pistole vom Gürtel. Richtete sie auf den Schatten, der es gewagt hatte auf ihn zu schießen. Nur mit Mühe konnte er sich dabei auf den Beinen halten, den Schmerz ignorieren, der sich durch seinen Körper zog. Noch eine Chance zu schießen durfte er dem anderen nicht geben.
Aber eine gezogene Waffe sollte nicht reichen.
Aus den Schatten rechts und links der Tür traten zwei Mantelträger, durch und durch in Schwarz gekleidet. Ihr fieses Lächeln war Furcht einflössend, eben so wie ihre gigantische Erscheinung. So viel größer als er selbst und bis an die Zähne bewaffnet.
"Michael!", sprach er mit bebender Stimme noch einmal den Namen seines Erzfeindes aus, wisch humpelnd vor ihm und dessen Leibwächter zurück. Die zweite Waffe folgte seiner ersten, um wenigstens einen der beiden Mantelträger in Schach zu halten. Das fiese Grinsen wollte dennoch nicht aus den Gesichtern verschwinden. Sie waren ihm haushoch überlegen und das wussten sie auch. Verzweiflung gepaart mit Todesangst, mischten sich in ein Chaos aus Gefühlen, bis eine Stimme alles unterbrach:
"Enrico! Verdammt, nimm die Knarren runter! Was soll der Mist?"
Jemand stahl ihm die Waffen und rüttelte ihn in die Realität zurück. Einen Moment später war nur noch Tonis grüne Augen vom ganzen Erinnerungschaos übrig.
"Hä?", war alles was Enrico dem entgegen bringen konnte.

Das er auch außerhalb seiner Erinnerungen seine Waffen gezogen und ausgerichtet hatte, wurde Enrico erst jetzt bewusst. Ein verlegenes Lächeln löste seinen verstörten Gesichtsausdruck ab. Das hätte schief gehen können. Eine falsche Bewegung oder Geste und er hätte Toni erschossen. Ein Glück nur, dass dieser so Geistesgegenwärtig war ihm die Pistolen abzunehmen.
"Sorry!", zwang sich Enrico zu sagen, dann verfinsterte sich sein Blick wieder. Es gab einen Verräter, dass wusste er nun. Dessen Identität war ihm allerdings ein Rätsel. Sicher würde Toni mehr wissen.
Ohne seinem Freund die Zeit für eine Reaktion oder ein weiteres Wort zu lassen, packte er ihn am Oberarm und zog ihn daran mit sich.
"Komm mit!", war alles was Enrico ihn wissen ließ, als beide den leeren Raum hinter sich ließen.
Nur widerwillig kam Toni mit.
"Was ist nun wieder?", begriff er nicht und stolperte ihm mehr schlecht als
recht hinterher. Durch den langen Flur und hinter der schweren Eisentür gelangten sie zurück in den verwüsteten Aufenthaltsraum.
Erst dort ließ Enrico von seinem Freund ab und lief zum Tisch zurück um Toni zu erklären.
"Pass auf! Hier saß Robin, dann kam Raphael, Susen, Jan, Lui, Judy, ...aber wer zum Teufel hat hier gesessen?" Von der Stirnseite des Tisches aus lief Enrico die Plätze ab, bis er an dem an kam, der für ihn noch immer leer war.
"Wovon redest du überhaupt!", verstand Toni ihn trotzdem nicht.
"Mein 20 Geburtstag! Ich muss wissen wer an dem Tag hier gesessen hat!", wurde Enricos Stimme mit jedem Wort schneller. Aufgewühlt, hatte er keinen Sinn für unnötige Fragen. Ein simpler Name, mehr wollte er nicht als Antwort.
"Warum ist dir das so wichtig?"
"Sag’s einfach!", forderte Enrico eindringlich. Über den Grund konnten sie auch später noch diskutieren. Erst einmal wollte er diese Frage aus seinem Gedächtnis streichen.
"Ich hab keine Ahnung! Das ist fünf Jahre her!" Mit langsamen Schritten näherte sich Toni dem Tisch. Besorgnisse spiegelte sich in seinen Augen wieder. Sicher war ihm Enricos Verhalten nicht geheuer.
"Du musst es aber wissen! Wer immer hier saß hat mich in eine Falle gelockt und den Drachen den Weg in unser Lager geebnet." Erst jetzt wo Toni nicht bereitwillig nachdenken wollte, brachte Enrico die Gründe seiner Suche nach einem Namen an. Seine laute Stimme erhob sich dabei immer wieder, in der Hoffnung, schneller eine Antwort zu erhalten.
"Du meinst wir hatten einen Verräter unter uns?", ungläubig erklang Tonis Stimme erneut, versuchte mit der Lautstärke Enricos mitzuhalten und gegen sie anzukommen.
"Ja, aber ich weiß zum verrecken nicht mehr wer es war!" Voller Wut über die Lücke in seinem Gedächtnis trat Enrico gegen ein Stuhlbein am Boden und schleuderte es gegen die nächste Wand. An ihr zerbrach das verkohlte Holz und blieb in der Asche auf dem Boden liegen. Verschüttet gleich seiner eigenen Erinnerungen.
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