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 Die Wölfe ~Zwei Streuner~

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Enrico
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyMo Nov 17, 2008 8:13 am

6. Kapitel
~Der beste Skater der Stadt~


“Du hättest ihn sehen sollen. Der konnte fahren!” Die Schule war aus, das Tea kwon do Training danach auch. So war Enricos nächster Weg der zur Werkstatt seines Bruders, um ihm von seinem Vormittag zu berichten. Während Raphael am Motor eines Pkws herumschraubte und zu überprüfen versuchte was mit dem Wagen nicht stimmte, musste er sich anhören:
“Das war der Wahnsinn. Anderseits sah er ziemlich verhungert aus. Der wusste noch nicht mal was ein Eis ist.”
“Kannst du das nicht jemandem erzählen der sich dafür interessiert. Ich hab hier zu arbeiten!”
“Miesmacher!”, brummte Enrico und warf einen Blick in den Motorraum. “Versuchs mal mit der Benzinleitung. Die hat nen Knick!”
“Erzähl keinen Scheiß. Das hab ich schon längst überprüft. Hast du nicht noch irgendwas zu tun?”
“Ja Fußball spielen!”
“Also kommst du heute später?”
“Sag mal hast du mir überhaupt nicht zugehört?” Natürlich hatte er nicht. Mit den Gedanken war Raphael mal wieder nur bei seiner Arbeit. “Im Heim läuft heute ein Tischfußballturnier, da will ich nicht fehlen.”
“Ehrlich? Dann hab ich endlich mal die Wohnung für mich und kann ausschlafen?”, simple Begeisterung war aus Raphaels Worten heraus zu hören. Wie schön das sich sein Bruder so über sein Abwesenheit freute.
“Du wirst mich nicht los, bis ich mir ne eigene Wohnung leisten kann!”, brummte Enrico und schnallte sich seinen Ranzen wieder über. Um noch pünktlich zum Fußballplatz im Park zu kommen, musste er langsam los. Ohne ein weiteres Wort mit seinem Bruder zu wechseln, verließ er die Werkstatt. Ein Lächeln seines Bruders folgte ihm dabei, bis Enricos Gestalt sich in einer Seitenstraße verlor.

Um noch pünktlich zu sein rannte Enrico den Weg bis in den Park. Als er die große Grünanlage mit dem Fußballfeld erreichte, spielten seine Freunde dort schon. Logisch, er war ja auch mal wieder zu spät dran. Noch im Lauf zog Enrico seinen Ranzen vom Rücken und ließ ihn ins Gras fallen:
“Wartet auf mich!”, rief er seinen Freunden zu und mischte sich in ihr Spiel ein. Schnell hatte er den Ball erobert und sich damit einer der beiden Mannschaften angeschlossen.
“Du bist spät!”, mahnte sein Freund Alex.
“Ich weiß. Ich wollte Raphael noch sagen das ich heute nicht bei ihm schlafe und irgendwie hab ich mich dann verquatscht.”
“Dann streng dich mal an. Wir liegen zwei zu Null zurück!”
“Geht klar!”, damit war das wichtigste geklärt. Die Mannschaft die sie schon vor Tagen zu einem Spiel heraus gefordert hatte, war also wirklich so gut wie ihr Ruf. Da blieb nur heraus zu finden, was noch zu retten war. Gemeinsam mit Alex stürmte Enrico dem Tor entgegen. Zumindest ein Tor musste drin sein. Immer wieder wechselte der Ball zwischen den beiden Freunden hin und her, während sie ihre Gegner ausspielten. Ein Pass von Alex und der Ball war wieder verloren. Ihre Gegner waren extrem schnell. Sie waren ja auch alle älter, spielten schon länger und in einem richtigen Verein. Trotzdem nahmen Enrico und Alex die Verfolgung auf, bis Enrico auf einmal stehen blieb.

Schon vor einer viertel Stunde hatte Toni das Spielfeld erreicht und den zwei Mannschaften beim Spielen zu gesehen. Von Enrico aber fehlte jede Spur. Ob er sich wohl geirrt und der Blonde gar nicht diesen Platz gemeint hatte. Limbach hatte unzählige Bolzplätze, sicher war er auf dem falschen.
Gerade als Toni dem Fußballspiel der Jungen den Rücken kehren wollte, tauchte Enrico zwischen den Sträuchern auf und warf seinen Ranzen ins Gras. Von Pünktlichkeit hielt er scheinbar nicht viel. Aber warum sollte er auch? Er bekam ja nicht mal von seinen Freunden Ärger dafür. Ein kurzes Gespräch dann war alles wieder gut.
Aus sicherer Entfernung sah Toni dem Treiben weiter zu. Sollte er hin gehen oder doch besser abwarten? Wie würden sie überhaupt auf ihn reagieren? Mit anderen Kindern hatte er eher schlechte Erfahrungen gesammelt. Was wenn Enrico ihnen noch nicht einmal gesagt hatte das er kam? Nein, besser er blieb hier und wartete ab. Zusehen konnte ja auch ganz interessant sein.
Die Mannschaft gegen die Enrico und seine Freunde spielten, war ganz klar im Vorteil. Nicht nur das sie zwei Mitspieler weniger waren, auch waren sie viel schneller. Das Spiel war schon zu Beginn entschieden. Auch als Enrico mit spielte, wurden ihre Chancen nicht wirklich besser. Ein kurzer Sturm aufs gegnerische Tor, dann war der Ball wieder im Besitz der älteren Jungen. Schnell stand es drei zu Null und dann blieb Enrico auch noch stehen, mitten im Spiel und sah zu ihm rüber. Hatte er erst jetzt bemerkt, dass Toni gekommen war? Eindeutig, die eisblauen Augen hafteten auf ihm.
“Auszeit!”, konnte Toni ihn rufen hören, dann wurde das Spiel für einen Moment unterbrochen. Mit einem seiner Freunde sprach Enrico kurz, dann sah auch dieser in seine Richtung. Ob sie wohl über ihn sprachen? Vielleicht sollte er gehen so lange sie ihn noch in Ruhe ließen? Zu spät, schon kam Enrico auf ihn zu gelaufen.
“Toni, hee! Schön das du kommen konntest. Pass auf!”, verfiel der Zwerg mal wieder in einen Redeschwall, noch bevor er ihn erreicht hatte. Seinen linken Arm legte Enrico um Tonis Schultern und zog ihn daran auf seine Größe herab. Was sollte das jetzt? Erschrocken musterte Toni den Blonden, während dieser einfach weiter sprach, ohne seiner Verwirrung Beachtung zu schenken.
“Mit dir wären wir vollständig. Hast du schon mal gespielt?”
“Nun allein ja!”, gab Toni zögernd zurück. Was erwartete Enrico jetzt bloß von ihm?
“Gut das muss fürs erste reichen. Wir liegen drei zu Null zurück.” Ja, das wusste er schon, er hatte zu gesehen. Aber was hatte das alles mit ihm zu tun?
“Wenn wir mit deiner Hilfe wenigstens ein Tor schießen könnten, ständen wir nicht ganz so blöd da! Also bist du dabei?” Wenn er ihn dafür wieder los ließ? So langsam bekam Toni so gebeugt Genickstarre. Wofür sollte das alles überhaupt gut sein? Erhoffte sich Enrico davon sie könnten besser unter vier Augen sprechen?
“Ja, ja von mir aus, aber lass endlich los!”
“Sehr gut!”, meinte Enricos, dann lief er zurück zu seinen Freunden. Mit unsicheren Schritten kam Toni ihm nach. Misstrauisch musterte er dabei die anderen Jungen. Konnten sie gefährlich werden?
“Also passt auf, das ist Toni. Ich hab ihn heute im Skaterpark kennen gelernt. Er ist mit Abstand der beste Skater der Stadt!” Der Beste? Übertrieb Enrico da nicht maßlos. Aus ihm wurde Toni nicht schlau, ebenso wenig wie aus den Blicken der anderen Jungen. Glaubten sie etwa Enricos Gerede? Warum staunten sie nur so, er hatte sein Können noch nicht einmal unter Beweiß gestellt.
“Ok ok, jetzt sind wir vollständig. Nehmen wir sie auseinander!”, motivierte Enrico seine Freunde. Toni hingegen war nicht von einem Sieg überzeugt. Wieso riskierte dieser Kerl nur so eine große Klappe, obwohl es offensichtlich war, dass sie auch mit seiner Hilfe nicht gewinnen konnte.
“Toni, du spielst mit mir im Sturm!” Im was?
“Einfach den Ball schnappen und ab damit ins Tor!”, fügte Enrico erklärend hinzu und lief zurück aufs Spielfeld. Das hörte sich ja nicht unbedingt schwer an. Für Toni machte einer der Jungen Platz, dann war der Ball wieder freigegeben. Dieses Mal waren sie am Zug. Mit dem Fuß auf dem runden Leder wartete Enrico bis alle bereit waren, dann trat er den Ball vor sich her. Mit einem Blick zur Seite machte er Toni klar, dass er ihm folgen sollte. Zögernd lief Toni ihm nach. Ob er das wirklich konnte? Kaum hatten sie die ersten Schritte in Richtung des gegnerischen Tores gemacht, da kamen ihnen schon die älteren Jungen entgegen gelaufen, versuchten ihnen den Ball streitig zu machen. Zwei von ihnen spielte Enrico aus, dann schoss er denn Ball in seine Richtung. Und nun? Noch bevor Toni sich richtig auf dem Rassen orientiert hatte, war der Ball schon wieder im Besitzt des Gegners. Das lief ja nicht unbedingt gut. Fragend wand Toni seinen Blick auf Enrico. Ob er jetzt wohl sauer war, ihn ausschimpfen würde?
“Macht nichts, los weiter, denn holen wir uns zurück!”, verkündete er lauthals und rannte dem Jungen nach, der Toni den Ball abgenommen hatte. Keine Wut, keine drohenden Worte? Nicht einmal die Freunde Enricos sahen ihn finster an. Eine völlig neue Welt für Toni, eine die ihm Kraft gab, es einfach noch einmal zu versuchen. Gemeinsam mit Enrico lief er dem Jungen hinterher, der ihnen den Ball abgenommen hatte. Nach einigen Gefechten mit ihm hatte sich Enrico den Ball zurück erobert. Wieder lag sein auffordernder Blick auf Toni. Er sollte ihm folgen.
Dieses Mal würde er den Ball nicht verlieren, nahm sich Toni fest vor und rannte Enrico nach. Schnell waren die gegnerischen Spieler vor Ort und Enrico spielte zu ihm ab. Anstatt wie beim letzten Mal stehen zu bleiben, lief Toni nun weiter. Den Ball trat er immer wieder vor sich her umlief ein paar Spieler und schoss zurück auf Enrico. Gemeinsam erreichten sie so den Strafraum der älteren Jungen, dann gab Enrico wieder an ihn ab. Dabei hätte er schießen können, das Tor war nun nah genug. Oder sollte er das jetzt übernehmen? Einen Moment zögerte Toni, als der Ball ihm vor die Füße rollte, dann trat er einfach zu, schoss die schwarz-weiße Kugel über den Rasen und ohne Umwege ins Tor. Er hatte getroffen? Erschrocken über sich selbst sah Toni auf das Tor. Wie hatte er das gemacht? Noch während er wie angewurzelt vor dem Torwart stand, wurde er von Enrico und dessen Freunden umgeworfen. Wie ein Heuschreckschwarm fielen sie über ihn her und brüllten ihm ins Ohr:
“Tooooor!”
“Das war klasse!”
“Mach so weiter und wir gewinnen noch!”
“He ahh, runter von mir!”, protestierte Toni vergebens. Für den gelungenen Schuss wurde er erst einmal kräftig zu Boden geknuddelt.
“Los weiter, wir liegen immer noch zwei Punkte zurück!”, warf Enrico schließlich ein. Beendete die “Kuschelstunde” und lief zurück auf seine Position. Uff, was für ein grausames Spiel, dachte sich Toni, als er sich wieder aufrichtete. Da machte er schon ein Tor für sie alle und dann fielen sie über ihn her wie die Assfresser.
Als der Ball wieder ins Spiel kam, war der erste Schock darüber jedoch schnell überwunden. Um das eigene Tor zu schützen rannte Toni zurück, versuchte sich gemeinsam mit Enrico den Ball zurück zu erobern. Ein wildes Gerangel brach dabei aus. So viele Jungen und nur ein Ball. Immer wieder wurde abgespielt, während Toni im wirren Durcheinander, bald nicht mehr wusste, welcher Spieler zu welcher Mannschaft gehörte. Aber war es wichtig das zu wissen? Es fing auch ohne Durchblick an, Toni zu gefallen. Zum ersten Mal musste er nicht sofort begreifen, alles richtig machen. Ging ein Schuss daneben, gab es eine zweite Chance, eine dritte wenn nötig und hatte Enrico mal denn Ball, brauchte er ihm einfach nur zu folgen. Den Ball um ein paar Gegner zu spielen und wieder zurück auf Enrico, bis sie das Tor erneut erreicht hatten. Wieder sollte er schießen, als sie eine Chance dazu hatten. Nur warum? Das eine Tor war sicher nur Zufall gewe…
Noch mitten im Laufen, noch bevor der Pass Enricos ihn erreicht hatte, wurde Toni schwarz vor Augen. Was war jetzt wieder? Er fühlte sich auf einmal so schwach, kraftlos und schwer. Anstatt einfach weiter zu laufen, versagtem ihm seine Beine den Dienst. Warm und Kalt wechselten sich in ihm ab, als er einfach um fiel. Den Aufprall im Gras spürte er nicht einmal. Auch alle Geräusche stumpften ab, wurden leiser und schließlich durch einen lauten Pfeifton ersetzt. Was passierte hier nur mit ihm?
Einen Moment lang blieb alles Dunkel, dann wurde das Pfeifen leiser, machte wieder Platz für andere Geräusche.
“He Toni?”
“Alles in Ordnung?”, konnte er besorgte Stimmen hören. Ja, wenn er das nur wüsste. Irgendwo hinter ihnen schrieen die älteren Jungen:
“Tooor!” Hatten sie etwa verloren? Seinetwegen? Nur mühsam konnte Toni die Augen wieder öffnen und auf sehen. Verschwommen sah er die Umrisse der Jungen die mit ihm gespielt hatten. Aber so sehr er sich auch bemühte, ein klares Bild wollten ihm seine Augen nicht liefern. Erst als sich ein Schatten vor ihn hin kniete, eine Hand auf seiner Schulter ablegte, konnte er wieder etwas erkennen. Diese eisblauen Augen und diese Strubelfrisur? Enrico? Was war überhaupt passiert?
“Toni was hast du? Tut dir was weh?”, wollte er besorgt wissen, aber was sollte Toni ihm antworten? Sein Körper war so schwer, nur mit aller Kraft konnte er sich auf die Arme aufstützen. Was das war, das wüsste er selbst nicht. Er hatte keine Schmerzen, nicht mehr als vor seinem Sturz. Aber sein Magen. Im Sitzen griff Toni nach seinen Bauch. Er hatte noch immer Hunger, aber warum fiel er deswegen um?
“Hast du etwa Hunger?”, schlussfolgerte Enrico. Noch immer lag seine Hand auf Tonis Schulter. Ein seltsames Gefühl. Machte er sich etwa Sorgen? Um ihn?
“Wann hast du das letzte Mal was gegessen?”
“Heute… heute Morgen. Das Eis von dir!”
“Mehr nicht?”, kam sofort entsetzt von Enrico zurück. Einen Moment musste Toni überlegen. Da war noch etwas gewesen.
“Doch ein paar Kekse!”
“Und was richtiges?” Wieso musste Enrico das alles so genau wissen? Half ihm das jetzt irgendwie? Mit einem Kopfschütteln verdeutlichte Toni ihm, dass das Heute seine einzigen Mahlzeiten gewesen war. Danach wurden die eisblauen Augen noch sorgenvoller. Hatte er etwas falsches gesagt, getan?
“Wie lange hast du nichts mehr richtige gegessen?”, schon wieder so eine seltsame Frage. Warum kümmerte ihn das? Warum war seine Stimme dabei so freundlich, fast schon sanft?
“Ich glaub seit drei Tagen!”, murmelte Toni kleinlaut, musste dabei eine Weile überlegen. An seine letzte richtige Mahlzeit konnte er sich kaum noch erinnern. Entsetzten spiegelte sich daraufhin in den Gesichtern wieder, die sich um ihn herum versammelt hatten.

“He ihr Luschen gebt ihr schon auf?”, hallte es hinter ihnen. Die älteren Jungen verloren wohl allmählich die Geduld. Er sollte aufstehen und einfach weiter spielen. Wenn er nur gekonnt hätte.
“Haltet die Schnauze! Ihr seid ja satt gefressen!”, schrie Enrico über seinen Kopf hinweg. Verstört sah Toni ihm dabei zu. Verstand er etwa wirklich sein Problem? Bisher hatte er noch kein Wort über das Spiel verloren. Alles was auf einmal wichtig erschien, war sein Hunger, aber das war noch nie wichtig gewesen. Warum hier und jetzt? Warum ihm und den anderen Jungen?
“Zeigt’s diesen Idioten. Ich kümmre mich schon um ihn!”, wies Enrico seine Freunde an. Letzte besorgte Blicke ernte Toni von den Jungen. Hier und da fiel auch ein:
“Das wird schon wieder!” Dann verteilten sie sich auf dem Spielfeld. Nur Enrico blieb bei ihm und stand wieder auf. Die Hand nach ihm ausgestreckt sah er ihn aufmunternd an, als er sprach:
“Komm schon. Wir besorgen dir was anständiges zu Essen!” Sie würden was? Wo sollten sie das denn her nehmen und warum bot er ihm überhaupt so etwas an? Wo war da der Hac..
Es gab keinen! Wurde Toni bewusst, je länger er die ausgestreckte Hand ansah, seinen Blick von ihr in das freundliche Gesicht erhob. Enrico hatte ihm schon einmal etwas ausgegeben, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Taten das Freunde nicht so? Sie halfen sich gegenseitig, einfach so? Wie lange war ein derartiges Gefühl schon her gewesen? Hatte er überhaupt schon jemals so empfunden, einen Freund gehabt? Einen der nicht auf vier Pfoten lief? Ganz gleich. Jetzt war einer zum greifen nah. Mit einem dankbaren Lächeln, ergriff Toni die gereichte Hand, ließ sich von Enrico auf die Beine helfen. Vielleicht würde ja wirklich alles gut werden…
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyMo Nov 17, 2008 1:59 pm

Armer Toni.... Sad , ich nehm ihn mal in den Arm....wie schon geschrieben, er tut mir so leid. Weiter lesen.....und sofort einen eigenen Verlag gründe.....lol. Very Happy
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyMo Nov 17, 2008 11:07 pm

mir sind folgende Fehler aufgefallen (sorry, ich hab den Fehlerverbessertick):

- Besseres schreibt man groß.
- Alltag
- Ein Ritual, das, immer...
- ohne zu wissen

Ich finde es eigentlich gut geschrieben, ziemlich...ähm...naja, mir fällt kein besserer Ausdruck als "erfrischend" ein.
Der Inhalt macht Lust auf mehr.
Das "ner" ist mir aufgefallen, aber es gibt Bücher, in denen Umgangssprache verwendet wird. z.B. Christine Nöstlinger.

Weiter konnte ich heute nicht mehr lesen, aber sobald ich wieder Zeit habe, lese ich weiter.
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyDi Nov 18, 2008 2:31 pm

7. Kapitel
~Alles wird gut?~


“Und wo bekommen wir was zu Essen her, ohne Geld?”, wollte Toni von ihm wissen, als sie das Spielfeld hinter sich ließen. Eine gute Frage. In Enricos Geldbeutel war auch gähnende Leere. Taschengeld gab es erst nächsten Monat wieder. Sie hätten zwar auch Raphaels Kühlschrank plündern können, aber nach drei Tagen ohne etwas zu Essen, wollte Enrico seinem neuen Freund etwas mehr als eine Tiefkühlpizza bieten.
“Ich geh meinen Bruder fragen!”, erklärte Enrico schließlich und ging den Weg, denn er gekommen war. Sicher hatte Raphael mal fünf Euro übrig. Er würde sie ihm auch im nächsten Monat zurück zahlen.
“Auf was hättest du denn Appetit?”
“Keine Ahnung, ich glaub ich würde jetzt alles essen!” Sicher, wer so lange nichts mehr bekommen hatte, war nicht wählerisch. Ob seine Eltern wohl so arm waren? Seine Kleidung ließ nicht darauf schließen. Alles Markensachen, versehen mit einem Drachen. Also war der rote Drache ein Markenzeichen? Ganz gleich die Sachen waren neu, sicher kaum getragen. Warum also hatte er dann nichts gegessen? Oder hatte er die Klamotten gestohlen? Aber dann hätte er sich auch etwas zu Essen klauen können. So viele Fragen ging Enrico durch den Kopf, dass er gar nicht merkte wie sie ihr Ziel erreichten. Ganz von allein hatten seine Füße den Weg bis zur Werkstatt gefunden.
“Warte hier!”, wies Enrico Toni an, vor dem Tor auf ihn zu warten. Heinz sah es nicht gern, wenn er Freunde mit in die Werkstatt brachte, immerhin war das ja auch kein Spielplatz. Geduldig blieb Toni stehen, sah ihm nach, während Enrico seinen Bruder zu finden versuchte. Ausnahmsweise war dieser nicht mit einem Auto beschäftigt. Vielleicht macht er gerade Pause, war eine Rauchen? Aber dann hätte er vor der Werkstatt gestanden. Blieb nur noch ein Ort, das Büro. Stimmen waren von dort zu hören, ungewöhnlich laut. Ob es wohl Ärger gab? Über das Werkzeug am Boden stieg Enrico, pirschte sich bis zum Büro vor. Finster halte darin die Stimme des Werkstattchefs wieder:
“Pass in Zukunft besser auf ihn auf. Wir können uns nicht leisten wichtige Kunden zu verlieren. Wie soll ich der Dame auch erklären, das ein kleiner Junge an ihrem Fahrzeug mit rum geschraubt hat? Er ist noch nicht mal Lehrling hier! Ich musste es natürlich auf meine Kappe nehmen. Sicher sucht sie sich jetzt ne andere Werkstatt. Wenn sich das rum spricht, können wir bald zu machen…” Oh ha. Ganz schlecht. Ob er wohl was falsch montiert hatte?
“Ich hab ja schon verstanden!” Schritte näherten sich der Tür, “Ich überprüfe alles noch mal, was er macht!”
“Das will ich auch hoffen!”, brummte Heinz, dann bewegte sich die Klinke nach unten. Von der Tür wisch Enrico einen Schritt zurück. Das war echt kein guter Zeitpunkt hier aufzukreuzen, aber nun war er hier und konnte so schnell auch nicht aus der Werkstatt verschwinden. Als Raphael das Büro verließ und sein Blick auf ihn fiel, setzte Enrico nur ein schelmisches Grinsen auf. Das hatte seinen großen Bruder bisher immer beschwichtigen können.
“Schlechter Zeitpunkt was?”, fügte er noch unsicher an.
“Ganz schlecht! Was willst du?”
“Was hab ich falsch gemacht?”
“Ein paar Schrauben nicht fest genug angezogen!”, war die kurze und präzise Antwort. Dunkel und ernst war Raphaels Mine bei jedem Wort. Nicht einmal Enricos Lächeln half da.
“Oh!”, brachte Enrico nur noch zu seiner Verteidigung an. Hatte er das? So genau hatte er darauf gar nicht geachtet. Blöd nur das Raphael sich den Anschiss dafür anhören musste.
“Aber deswegen bis du doch sicher nicht her gekommen!”
“Nun… nein!”, mit einem kurzen Blick zum Tor sah Enrico auf Toni. Wie sollte er Raphael nach all dem noch um Geld bitten? Anderseits hatte er seinem neuen Freund etwas zu Essen versprochen.
“Brauchst du schon wieder Geld?”, brummte Raphael genervt, er wusste genau was Enricos Schweigen zu bedeuten hatte.
“Ja aber nur für was zu Essen!” Mit eisernem Blick ging Raphael an ihm vorbei, sah ihn nicht einmal mehr an. Lediglich der Pkw, an dem er schon zuvor geschraubt hatte, erschien ihm wichtig.
“Du kannst im Heim essen!”
“Ja ich schon, mein neuer Freund aber nicht!” Hätte er doch nur sein Geld nicht schon für was Süßes ausgegeben, dann müsste er Raphael jetzt nicht auf der Tasche liegen. Aber so blieb ihm nichts anderes übrig.
“Jetzt soll ich wohl auch noch andere durchfüttern. Ich denk nicht dran!”
“Lass es mich doch erst mal erklären!”, bat Enrico umsonst.
“Ich hab nein gesagt!”
“Aber…!”
“Enrico schon gut. Wenn ich Glück habe, bekomm ich morgen wieder was!” Am Arm wurde Enrico nun von Toni gezogen. Sicher hatte er das Gespräch mit angehört und kam sich nun blöd dabei vor. Was musste sich Raphael auch so stur stellen.
“Nichts ist gut! Du weist doch selber wie beschießen es ist Hunger zu haben und Toni ist schon auf dem Spielfeld umgefallen. Ist ja auch nicht so, als wenn ich’s dir nicht zurück geben würde!”, schrie Enrico aufgebracht. So egoistisch kannte er seinen Bruder gar nicht.
“Enrico hör schon auf, ich komm schon klar!” Noch immer zog Toni ihn am Arm. Sicher wollte er nun nicht einmal mehr etwas essen, dabei hatte Enrico so lange gebraucht sich überhaupt mit ihm an zu freunden. Er wollte doch nur helfen.
Von Enrico sah Raphael auf den Jungen, den er mit gebracht hatte. Ob er bei dessen abgemagertem Anblick etwas freundlicher wurde? Kaum hafte Raphaels Blick auf ihm verschwand Toni hinter Enricos Rücken. Was fürchtete er denn? Das sein großer Bruder seine Wut jetzt an ihm ausließ? Einen fragenden Blick warf Enrico über die Schulter zurück. Was hatte er jetzt wieder?
“Du weißt doch wo mein Rucksack liegt!”, meinte Raphael inzwischen. Hatte er wirklich ein Einsehen?
“Ehrlich, ich darf mir was nehmen? Danke danke! Ich zahl’s dir auch zurück.“ Erleichtert sein Versprechen einhalten zu können, fiel Enrico seinem Bruder um den Hals, musste ihn erst mal kräftig drücken. Jetzt war alles gut. Froh verschwand Enrico in einer Ecke der Werkstadt und kramte unter einer Werkbank den Rucksack seines Bruders hervor. Aus ihm zog er ein Portmonee. Fünf Euro würden reichen, für das was er kaufen wollte. Jetzt konnte er nur noch hoffen, das Toni das Essen nach alldem auch annahm. Wirklich wohl fühlte er sich hier in seiner Haut schon mal nicht. Als Enrico ihn allein stehen ließ, haften seine Blick unruhig auf Raphael. Eine Mischung aus Furcht und Misstrauen meinte Enrico in seinen grünen Augen erkennen zu können. Aus welcher Familie mochte Toni wohl stammen, um sich so seltsam zu verhalten? Raphael war zwar gereizt, dennoch würde er keiner Flieg etwas zu leide tun.
Mit dem Euroschein ausgestattet, lief Enrico zurück. Im vorbeigehen griff er nach Tonis Arm, um ihn mit sich zu ziehen, bevor der dunkelhaarige Junge allein das Weite suchte.
“Komm auf zur nächsten Dönerbude!” Ein aufmunterndes Lächeln warf er ihm zu, dann sah Enrico noch einmal auf seinen Bruder. Mit einem Kopfschütteln sah dieser ihnen nach, bevor er sich wieder seiner Arbeit widmete.
“Danke Raph! Du hast was gut bei mir!”, rief Enrico ihm noch zu, dann waren sie beide schon aus dem Blick seines Bruders verschwunden.
“Du Enrico… ich…!”, begann Toni, als der Laden in Sicht kam, in dem Enrico essen wollte. Logisch das er nun Einwände hatte, aber noch bevor er dazu kam sie auszusprechen, fiel Enrico ihm ins Wort.
“Denk nicht mal daran. Es war schwer genug an das Geld zu kommen. Wir werden jetzt zusammen Essen.”
“Aber…!”
“Was aber? Hast du etwas keinen Hunger mehr?” Nur noch wenige Schritte und sie hatten die Imbissbude erreicht. Vor dem geöffneten Fenster, aus dem heraus verkauft wurde, blieb Enrico stehen. Sie beide waren die einzigen Kunden. Um so besser, so mussten sie nicht lange auf das Essen warten.
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyDi Nov 18, 2008 2:31 pm

Beim Anblick des Fleischspießes, der sich um seine eigene Achse drehte, knurrte Tonis Magen ganz automatisch. Natürlich hatte er noch Hunger, aber er wollte auch nicht, dass sein neu gewonnen Freund nur seinetwegen Ärger bekam. Andererseits was kümmerte ihn fremdes Elend. Vor ihm lag was zu Essen. Ohne Tonis Antwort abzuwarten, bestellte Enrico schon zwei Döner für sie beide, dann machte sich der Verkäufer ans Werk. Schnitt in langen Streifen das Fleisch vom Spieß. Ganz langsam, beinah so, als wenn er Spaß daran hatte, sie warten zu lassen. Konnte er sich nicht etwas beeilen? Er hätte ruhig auch den ganzen Spieß über die Theke heben können, Toni hätte ihn schon geschafft. Warum musste das nur so gut riechen, ihm lief schon das Wasser im Mund zusammen. Wenn er den Döner nur schon in den Händen gehalten hätte. Aber erst musste das Brot noch aufgewärmt und das Fleisch anschließend hineingestopft werden. Eine Menge Gemüsesorten folgten, bis eine weiße Soße alles abrundete. So, nun aber her damit. Als der Mann den ersten Döner in Alufolie einwickelte und auf der Theke ablegte, konnte Toni nicht anders, er musste einfach zu greifen. Ob Enrico den ersten haben wollte oder nicht, war ganz egal. Mit seiner eroberten Beute verschwand Toni hinter einem schäbigen Tisch und ließ sich auf dem wackeligen Stuhl nieder, der dahinter stand. Schnell war der Döner von der überflüssigen Folie befreit und einmal kräftig hinein gebissen. Bevor noch mal jemand auf die Idee kam, ihm sein Essen streitig zu machen, sollte es in seinem Magen verschwunden sein und so folgte auf den ersten Bissen, hastig der zweite und dritte. Zurecht wagte sich Enrico da nur vorsichtig an ihn heran. Mit einem misstrauischen Blick behielt Toni ihn stets im Auge, wie ein ausgehungerter Wolf, der sein Futter verteidigte.
“Lass es dir schmecken!”, gab Enrico unnötiger weiße von sich und setzte sich in einen Stuhl ihm gegenüber. Ob es wirklich schmeckte hatte Toni noch gar nicht wirklich bemerkt. Hauptsache etwas zu Essen, das seinen Magen wieder füllte, dass das Stechen und Rumoren auslöschte. Nach zwei weiteren Bissen war der Döner schon beträchtlich geschrumpft, während Tonis Backen bis zum Platzen gefüllt waren. Wenn es nur jeden Tag so wäre.
“Willst du meinen vielleicht auch noch haben?”, wurde nun Enricos Blick misstrauisch. Ob er wohl fürchtete von seinem Hunger, gleich mit aufgefressen zu werden? Mit einem Kopfschütteln gab Toni ihm zu verstehen, das sein eigner ihm fürs erste ausreichte. Dafür sammelte er mit den Fingern die daneben gefallen Reste vom Tisch auf, stopfte sie noch mit in den Mund, übrig würde er nicht einen Krümel lassen.
“He sag mal, warum hast du eigentlich so lange nichts mehr gegessen? Seid ihr so arm?” Mit ihr, meinte Enrico da seine Familie? Mutter und Vater? Mit Mühe versuchte Toni den Berg in seinem Mund zu bewältigen, ihn anschließend hinunter zu schlucken, um antworten zu können.
“Nei… nein eigentlich nicht!” Nur langsam wollte der Kloß in seinem Hals den Weg in den Magen finden. Einen Momentlang musste Toni nach Luft schnappen. Er hätte nicht so viel auf einmal in sich hinein schlingen sollen.
“Ich hab gar keine Familie, die arm sein könnte!”, erklärte er nur kurz, dann galt seine Aufmerksamkeit wieder dem Döner. Das schmeckte gar nicht mal so schlecht. So etwas gab es in der Cafeteria gar nicht. Wenn er nur Geld bekommen würde, anstatt gelbe Marken, dann könnte er sich auch außerhalb des Wolkenkratzers etwas kaufen. Sicher gab es noch mehr so leckere Dinge, die er probieren könnte.
“Oh. Ich hab auch keine richtigen Eltern!”, kam aus der Richtung des Blonden. Nur für einen kurzen Moment gelang es Toni, ihm seine Aufmerksamkeit zu schenken. Keine richtigen Eltern, das kam ihm bekannt vor. Seltsam nur auf jemanden zu treffen, dem es genau so ging, wie ihm.
“Also hattest du einfach kein Geld?” Warum musste Enrico das alles so genau wissen? Andererseits war es mal eine Abwechslung von seinen Problemen zu erzählen. Sicher würde Enrico ihn nicht auslachen oder deswegen kritisieren.
“Naja das auch!”, nuschelte Toni in sich hinein und schlang einen weiteren Bissen hinunter, “Eigentlich bekomme ich gelbe Marken und kann mir von denen in der Cafeteria etwas holen. Aber gestern und vorgestern bin ich zu spät von einem Auftrag zurück gekommen, da gab’s als Strafe nichts zu Essen. Und Heute…” Noch einmal biss Toni von seinem Döner ab, bevor er weiter sprach, “ …hat mir einer von den größeren Jungs mein Essen geklaut!” Fassungslosigkeit legte sich in Enricos Gesicht. Von so etwas hatte er wohl noch nie etwas gehört.
“Sag mal in was für einem schrecklichen Heim wohnst du denn?” Heim? Da hatte der Blonde wohl was missverstanden. Sicher kamen gewöhnliche Kinder dort hin, wenn sie keine Eltern mehr hatten, er aber:
“Ich bin in keinem Heim ich gehöre einer…!”, mitten im Satz unterbrach sich Toni selbst. Was tat er hier eigentlich? Wie oft hatte Michael ihm eingebläut er solle niemandem von den roten Drachen erzählen. Das er einer Gang angehörte musste geheim bleiben.
“… ach nicht so wichtig!”, fügte Toni schnell noch an und biss noch einmal in seinen Döner, um nicht weiter sprechen zu müssen. Hoffentlich kamen jetzt keine dummen Fragen.
Schweigen. Tatsächlich sprach Enrico ausnahmsweise kein einziges Wort. Nur seine eisblauen Augen hafteten unentwegt an ihm, als wenn sie eine Antwort zu ergründen versuchten.
“Du steckst in Schwierigkeiten oder?” Wann tat Toni das mal nicht? Aber je weniger seiner neuer Freund darüber wusste, um so besser. Was würde er auch von ihm halten, wenn er von den Auftragsmorden erfuhr, wenn heraus kam, dass er einer Gang angehörte, die Menschen töteten?
“Ich komm schon klar!”, war seine Standardantwort. Was hätte er auch sonst sagen sollen?
Wieder wurde es still. Während Toni seinen Döner schon fast verschlungen hatte, packte Enrico seinen gerade erst aus. Als ihm scheinbar nichts mehr auf Tonis Worte eingefallen war, begann auch er zu essen. Irgendwie erinnerte Toni das an etwas. Es war weiß und lief auf vier Pfoten. Snowflake hatte sicher auch großen Hunger und er verschlang hier seinen Döner ganz allein. Erschrocken über sich selbst, sah Toni auf die Überreste seiner Mahlzeit. Nicht mehr viel, aber zumindest das restliche Fleisch wollte er seinem Kater mit bringen. Mit den Fingern sammelte er es aus dem Brot und legte es in die Alufolie. Schade nur das nicht mehr übrig war. Ganz schön egoistisch von ihm.
“Willst du das Fleisch nicht?”, kam auch gleich eine verwunderte Frage von seinem Tischnachbarn. Was er hier tat, kam Enrico sicher merkwürdig vor.
“Doch, aber mein Kater hat auch Hunger. Ich hab ihn ganz vergessen!”
“Du hast einen Kater? Cool! Ich durfte nie Haustiere habe. Wenn ich mal ne eigene Wohnung habe, werde ich mir ein ganzes Rudel Hunde halten!” Jetzt ging das schon wieder los. Er fing an zu quasseln. Einfach so und ohne Pause.
“Magst du Hunde?”, blieb als letzte Frage von allen übrig.
“Nein!” Warum auch? Er hatte immerhin eine Katze.
“Warum nicht?” Diese ewige Fragerei, ob das bei ihm angeboren war?
“Die würden meine Katze fressen!”
“Es gibt auch Hunde die sich mit Katzen verstehen!” Kein Wunder das Enrico mit seinem Döner nicht voran kam. Bei so viel Gerede, war kein Platz für etwas zu Essen im Mund. Augen rollend beobachtete Toni ihn beim Sprechen, gab nur gelegentlich eine kurze Antwort, bis Enrico schließlich all das Fleisch aus seinem Döner mit auf die Alufolie legte.
“Sag deinem Kater schöne Grüße und guten Appetit!”, erklärte er sein Handeln und verdrückte den Rest seines Döners, dann stand er auf. Wollte er gehen? Jetzt schon? Toni hatte doch noch so viel Zeit. Es war noch nicht einmal um acht.
“Gehst du schon?”, entkam Tonis Lippen entsetzt.
“Ja, im Heim läuft heute ein Tischfussballturnier. Da will ich mitmachen. Währe schön wenn ich dich mitnehmen könnte, aber so spät dürfen wir niemanden mehr mitbringen!” Schade, aber wohl nicht zu ändern.
“Ok… dann werd ich … wohl auch langsam Heim gehen!” Wie blöd sich das anhörte. Ein zu Hause war das Hochhaus noch nie gewesen und eigentlich wollte er gar nicht zurück. Aber wohin hätte er sonst gehen sollen?
“He Kopf hoch. Irgendwann bist du alt genug, dann kannst du ausziehen und bis dahin komm einfach zu mir wenn du Hunger hast. Gemeinsam finden wir schon was zu essen und wenn wir den Kühlschrank meines Bruders plündern müssen!” Wieder dieses Lächeln, dieser fröhliche und unbeschwerte Blick. Wenn alles nur so einfach wäre, wie Enrico sich das vorstellte. Allein schon der Gedanke, die Gang zu verlassen, ein eigenes Leben zu führen, klang so verlockend. Vielleicht war er ja wirklich eines Tages alt und stark genug dafür.
“Also bis irgendwann mal!”, verabschiedete sich Enrico, drehte ihm den Rücken zu und lief davon.
“Enrico!!”, rief Toni ihn nur noch einmal zurück, “Danke!”, ließ er ihn wissen, dann machte Toni sich mit den Resten des Döners auf den Heimweg.
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyDi Nov 18, 2008 2:57 pm

Ich mach es heute kurz und knapp.... Daumen Hoch
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyDi Nov 18, 2008 9:34 pm

Ich finde die Geschichte spannend und gut geschrieben. Realitätsnah, nicht abgehoben.
Man merkt auch gut den Unterschied zwischen Tonis und Enricos Welt.
Ein bisschen unrealistisch finde ich es aber. Ich kenne mich ja mit Gangs und so weiter nicht aus, aber eigentlich könnte Toni auch einfach abhauen, zur Polizei gehen, etc. Natürlich, vielleicht weiß er das ja nicht. Aber eine Gang, die einfach so Leute tötet, unbemerkt in einem Hochhaus mitten in der Stadt agiert? Ich weiß nicht.
Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass es möglich ist, lauter Einsen zu bekommen, wenn man kurz davor noch beinahe durchgefallen wäre. Ich zum Beispiel habe nicht lauter Einsen, aber wenn ich gar nicht lernen würde, würde ich trotzdem nicht durchfallen.
Ich finde es schön beschrieben, wie Toni das alles erlebt, Enricos Mitgefühl usw. Die Beziehung zwischen Raphael und Enrico gefällt mir auch.
Ich möchte noch einmal betonen, dass das völlig egal ist, Halbbruder oder Bruder. Ich hab nämlich selbst einen Halbbruder.
Dein Stil gefällt mir. Du hast zwar einige Fehler gemacht, aber ich denke, das war wohl eher Schlampigkeit.
LG
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyDi Nov 18, 2008 10:24 pm

He,

Vielen dank für deine ehrliche Kritik.

Zitat :
Ein bisschen unrealistisch finde ich es aber. Ich kenne mich ja mit Gangs und so weiter nicht aus, aber eigentlich könnte Toni auch einfach abhauen, zur Polizei gehen
Sicher hast du recht. Toni könnte zur Polizei gehen, aber so wie er gedrillt wir, würde er sich das gar nicht trauen. Mal ganz davon zu schweigen, das Verräter getötet werden und er das weiß.

Zitat :
Natürlich, vielleicht weiß er das ja nicht. Aber eine Gang, die einfach so Leute tötet, unbemerkt in einem Hochhaus mitten in der Stadt agiert?
Die werden der Polizei sicher nicht bescheid gegeben haben, he wir sind Verbrecher. Sie lassen Kinder für sich arbeiten und selbst wenn dabei mal eines erwischt wird, sind es Minderjährige, denen kaum bis keine Strafe droht. Das ganze ist über ein Geschäft getarnt. Ganz nach dem Moto, wo kein Kläger da kein Richter.
Es ist sicher nur ungewohnt von sollchen Zuständen zu hören, da diese in unserer Gesellschaft schön unter den Teppich gekehrt werden. Aber ich verstehe natürlich deine Kritik. Vielleicht finde ich im Roman noch eine Möglichkeit näher auf den Hintergrund und die Tarnung der Gang ein zu gehen, um es verständlicher zu gestallten. Ganz nachvollziehbar wird es aber vielleicht nie, da die Story eigentlich aus den USA kommt, ich sie aber unbedingt in Deutschland spielen lassen will, aus ganz persöhnlichen Gründen.

Zitat :
Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass es möglich ist, lauter Einsen zu bekommen, wenn man kurz davor noch beinahe durchgefallen wäre.
Da hast du recht, kurz davor sicher nicht. Aber Enrico arbeitet daran schon drei Jahre. Mal ganz davon zu schweigen, dass er einen ganz anderen Ansporn hat, als normale Schüler. Er will immerhin seine Mutter sehen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man sehrwohl kann, wenn man nur will und fleißig lernt. Zwar nicht über Nacht, aber in drei Jahre schon.

Zitat :
Ich möchte noch einmal betonen, dass das völlig egal ist, Halbbruder oder Bruder. Ich hab nämlich selbst einen Halbbruder.
Da stimm ich dir voll und ganz zu. Auch wenn ich keine Geschwister habe. Nicht mal Halbe^^.

Zitat :
Du hast zwar einige Fehler gemacht, aber ich denke, das war wohl eher Schlampigkeit.
Danke auch-.-.
Es war keine Schlampigkeit. Ich habe die Kapitel noch etliche male durchgelesen, bevor ich sie gepostet habe. Allerdings habe ich eine leichte Rechtschreibschwäche. Alles was jetzt noch drin ist, habe ich wohl einfach überlesen, oder tatsächlich nicht gesehen. Ich glaube ich muss mir mal irgendwann jemanden suchen, der sich der Rechtschreibung annimmt O.o... Ich finde es nämlich selber störend.

mfg. Enrico
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyDi Nov 18, 2008 10:39 pm

Naja, also zum Lesen finde ich es eigentlich nicht so schlimm. Wenn du es an einen Verlag schickst, wird das dort ja sowieso alles korrigiert.
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyMi Nov 19, 2008 10:41 am

8. Kapitel
~Neue Pflichten~


Den ganzen Heimweg lang musste Toni über den seltsamen Tag nachdenken. So vieles war passiert, so viel Gutes. Er hatte jetzt einen Freund, keinen der nur Schnurren konnte. Einen richtigen. Ein seltsames Gefühl, war das Freude? Ganz gleich, bald war er wieder zu Hause. Das Hochhaus konnte er schon sehen. Wenn es einen Ort gab, der alle Fröhlichkeit vernichten konnte, dann dieser. Aber wenn er sich rein schleichen könnte, dann hätte er sich selbst in seinem Zimmer einschließen können. Eigentlich rechneten sie alle noch nicht damit, dass er wieder kam. Genau, dann konnte er Snowflake füttern und ihm von seinem schönen Tag erzählen.
Etwas schneller als zuvor lief Toni dem Hochhaus entgegen. Wie immer öffnete sich die Schiebetür automatisch. Die Empfangshalle war dafür dunkel. Sicher waren die Angestellten schon nach Hause gegangen. Nur der Wachmann saß an seinen Monitoren und beachtete ihn gar nicht. Sehr gut. Bis zum Fahrstuhl schlich Toni durch die Dunkelheit und rief die Kabine per Knopfdruck ins Erdgeschoss. Als sich die Fahrstuhltüren öffneten, schlüpfte Toni hinein und schon war die erste Hürde genommen. Wenn Michael ausnahmslos allen frei gegeben hatte, dann würden auch keine Jungen im Gang herum laufen, in dem er sein Zimmer hatte. Vielleicht blieb das Glück ihm ja wirklich hold. Stock 48, 49, 50. Wieder öffneten sich die Fahrstuhltüren. Alles still und dunkel. Super. Vorsichtig stieg Toni aus und ging den langen Gang entlang. Nur noch zwei Türen.
Endlich, er hatte sich tatsächlich unbemerkt eingeschlichen. Als seine Hand nach dem Schlüssel griff und ihn umdrehte, war das für Toni ein seltsames Gefühl. Noch nie hatte er selber aufgeschlossen. Was Snowflake wohl die ganze Zeit gemacht hatte? Hinter der Tür konnte Toni schon die Pfoten des Katers über das Parket laufen hören. Er hatte sicher längst gemerkt, dass er wieder zu Hause war. Ein Miauen hinter der Tür verriet es deutlich. Der Schlüssel öffnete das Schloss, während sich Tonis Hand auf die Klinke legte, dann flüchtete Snowflake auf einmal. Ein Fauchen halte im Raum wieder, noch bevor er die Tür geöffnet hatte. Was war jetzt? Das tat der weiße Kater nur wenn jemand fremdes…
Erschrocken drehte sich Toni um. Ein finsterer Schatten stand hinter ihm, während sich eine Hand auf seine Schulter legte. Wo war der her gekommen? Ein Schauer des Entsetzens durchfloss Tonis Körper. Er hatte gar keine Schritte gehört.
“Du bist ganz schön früh zurück. Keine Lust mehr zum Spielen?” Butch? Ein Glück, nur er.
“Ich… ich wollte Snowflake füttern!” Ja, super Ausrede. Gut das die ihm so schnell eingefallen war, denn hatte Michael nicht etwas davon gesagt, dass er ihn hier nicht vor um eins sehen wollte? Hätte er ihn bei seiner Verabredung gestört, das hätte sicher wieder Ärger gegeben.
“Kannst du das eventuell verschieben? Wir haben große Besprechung, da kommst du mir gerade recht!” Große Besprechung? Hieß das eine mit dem großen Chef und er sollte dabei sein? Wäre er nur nicht so früh nach Hause gekommen. Woher hatte Butch überhaupt gewusst, dass er hier war? War der Wachposten in der Empfangshalle vielleicht aufmerksamer gewesen, als Toni geglaubt hatte? Ganz gleich, jetzt war es zu spät. Den Schlüssel im Schloss dreht Toni wieder um. So viel zu einem gemütlichen Abend mit seinem Kater. Die Alufolie mit dem Fleisch verstaute Toni in seiner Jackentasche, dann drückte Butch ihn schon zurück in Richtung Fahrstuhl.
“Worum geht es denn?”, versuchte Toni lediglich noch in Erfahrung zu bringen.
“Um dich!” Auch das noch. Warum hatte er auch so blöd gefragt? Die großen Drei sprachen über ihn? Dabei konnte gar nichts gutes raus kommen. Ob sie ihn wohl aus der Gang werfen wollten? Anderseits, lebend durfte keiner die Red Dragons verlassen. Ein großer Kloß bildete sich in Tonis Hals, als sie in den Fahrstuhl einstiegen. Das waren tolle Aussichten. Auch hatte er den Anführer der roten Drachen noch nie persönlich getroffen. Wenn der nun so schlimm war wie Michael? Hilfe suchend wanderte Tonis Blick an Butch hinauf. Was wollten die Drei von ihm? Mit einem zufriedenen Lächeln sah Butch von oben auf ihn herab und schwieg, mal wieder. Das machte es nicht einfacher.
Mit einem Schlüssel entriegelte Butch ein Schloss im Fahrstuhl, dann setzte sich dieser in Bewegung.
Die Stockwerke über dem 50 waren nur auf diese Weiße zu erreichen. Kein Wunder, sie gehörten dem Chef des Clans. Nur in Begleitung von Butch oder Michael würde man je hier hoch kommen. Für jedem im Clan eine Ehre, für Toni aber nur eine weitere Last. Noch einmal atmete er tief durch, dann hatten sie ihr Ziel erreicht. Stockwerk 59. Die Zentrale des Clans, mit dem großen Besprechungsraum. Prima. Konnten sie nicht wieder nach unten fahren? Tonis Herz zersprang ihm jetzt schon in der Brust, er musste nicht vor dem großen Chef stehen. Über einen Flur kamen sie zwei großen Türen immer näher. Schon von weitem konnte man im Raum dahinter eine Unterhaltung hören:
“Ich bin immer noch dagegen!” Michael? Er war auch hier? Schlimmer konnte es nicht mehr werden.
“Es ist aber nicht deine Entscheidung!” War das der Chef?
“Ihr beide macht einen großen Fehler. Er ist noch lange nicht so weit!” Da waren sie! Nur noch einen Schritt vom großen Besprechungsraum entfernt. Noch einmal atmete Toni tief durch, dann öffnete Butch schon die Türen. Nun gab es kein zurück mehr. Während Butch voraus ging, folgte ihm Toni nur zögernd in den hell beleuchteten Raum. Ein endlos langer Tisch erstreckte sich durch das ganze Zimmer. An ihm standen etliche Stühle, aber nur einer war besetzt. Ganz am Ende des Raumes, an der Stirnseite des Tisches saß ein großer Mann. Schwarze, lange Haar, mit einem Zopf zurück gebunden. Neben ihm stand Michael. Die Arme verschränkt sah er zu ihnen. Sein Blick war so finster wie immer. Ein Glück, dass er nicht lange zu ihnen sah, stattdessen seinen Blick aus der großen gläsernen Fassade warf und über die Stadt sah. Dafür lag der Blick des Chefs um so interessierter auf ihm. Toll, was hatten die nur mit ihm vor? Fragend wand Toni seinen Blick auf Butch. Was sollte er jetzt machen? Mit langsamen Schritten setzte sich Butch wieder in Bewegung, deutete ihm an, dass er ihm folgen sollte. Um den großen Tisch herum führte er ihn bis zum Stuhl des Chef. Mit jedem Schritt den Toni ihm näher kam schlug auch sein Herz schneller. Er wollte hier weg, so schnell wie möglich. Hätte Enrico ihn doch nur mit ins Heim geschmuggelt.
“Setzt dich!”, wies Butch ihn an, sich auf einen Stuhl zur Rechten des Chefs zu setze. Nur widerwillig tat Toni, was er verlangte. Sein Blick blieb dabei stets auf der Tischblatte. Bloß nicht hoch sehen, dem großen Mann ja nicht ins Gesicht schauen.
“Du bist also Toni Bandel! Butch hat mir schon viel von dir erzählt!” Das ging ja schon mal gut los.
“Michael im übrigen auch!” Und es wurde prompt schlimmer.
“Tze!”, kam von Michael zurück, während er um den Stuhl des Chefs herum lief und sich mit einem Arm auf die Lehne aufstützte. Toll, nun lagen alle Blicke auf ihm. Was die beiden wohl erzählt hatten?
“Ich hab von deinen Aufträgen gehört!” Darum ging es? Einmal musste Toni kräftig schlucken. Er hatte alles richtig gemacht oder nicht? Fragend sah Toni erst auf Michael, dann auf Butch. Aber aus ihren Gesichtern war keine Antwort zu lesen.
“Man erzählt sich, du wärst der beste Schütze meines Clans! Schön dich mal persönlich zu treffen!” Ach wirklich? Nur zögernd wagte Toni dem Bandenchef ins Gesicht zu sehen. Meinte er das jetzt ernst?
“Denijel…!”, begann Michael erneut seinen Einwand an zu bringen.
“Sei still!”
“Aber er ist noch viel zu jung!”
“Sag mal verstehst du mich nicht. Ich hab gesagt du sollst deine Klappe halten!” Wow, der wies sogar Michael zurecht. Lediglich ein Seufzer verließ noch Michaels Lippen, währen er entnervt die Arme in die Seiten stemmte. Ein ungewohntes Bild, irgendwie amüsant, wenn die berechnenden Augen Denijels nicht schon auf Toni zurück gewandert wären. Was hatte der große Chef nur mit ihm vor, das Michael so entschieden dagegen war?
“Ok zum Geschäftlichen!” Als Michael still blieb, fuhr Denijel fort, “Ich beobachte deine Aktivitäten schon länger und mich erstaunt ehrlich gesagt die Präzision, mit der du deine Aufträge erledigst. Für einen Vierzehnjährigen einen beachtliche Leistung…!”
“Glaub ja nicht das er dich wegen deines Könnens befördern will. Unser bester Auftragskiller ist desertiert, dass ist der einzige Grund, warum du überhaupt hier sitzt!”, fiel Michael Denijel ins Wort. Einen finsteren Blick erntete er dafür von ihrem gemeinsamen Chef.
“Ich weiß schon, still sein!”, brummte Michael genervt in sich hinein, dann schwieg er wieder.
“Michael hat nicht ganz unrecht. Wir mussten uns unseres besten Auftragsmörder entledigen.. Die Einzelheiten sind nicht von Belang, wichtig für dich ist nur das seine Stelle frei geworden ist. Wir haben lange Diskutiert, wer sein Nachfolger werden soll und wie du selber schon gemerkt hast, hast du hier einen Fürsprecher und einen der strikt dagegen ist.” Mit einem Blick über die Schulter sah Denijel für einen kurzen Moment auf Michael, der ihm mit einem stillen Nicken zustimmte. Von ihnen sah Toni auf zu Butch. Dieser hatte seine rechte Hand auf Tonis Schulter abgelegt und sah freundlich auf ihn herab. Dann hatte er wohl ihm das alles hier zu verdanken. Befördert zum besten Scharfschützen des Clans, was bedeutete das nun genau? Von Butch wanderte Tonis Blick zurück auf Denijel.
“Ich persönlich habe mich dafür entschieden es einfach mal mit dir zu versuchen. Du arbeitest schon lange als Killer für meinen Clan und weißt worauf es uns ankommt und da Michael dich ausgebildet hat, hab ich auch keine Zweifel an deiner Loyalität dem Clan gegenüber. Laut Butch bekommst du nur eine einzige Kugel mit, was für deine Zielgenauigkeit spricht. Die besten Voraussetzungen also, ich hoffe du enttäuschst mich nicht!”
“Falls doch, gehörst du wieder mir!”, fiel Michael mit finsterer Stimme ein. Was hieß das jetzt? War Michael nicht mehr sein Ausbilder? Das allein wäre ja schon himmlisch. Aber wer war es dann?
“Du bist still und hörst zu, das gefällt mir, wenn nur alle in diesem Raum so wären!” Wieder ein grimmiger Blick auf Michael, dann wurde Denijels Mimik streng als er erklärte:
“Ab Heute wirst du das hier immer bei dir tragen!” Aus seinem Mantel zog er ein schwarzes, aufklappbares Handy. Über den Tisch hinweg reichte er es ihm. Und das war nun seines? Fragend erhob Toni seinen Blick wieder, dann fuhr Denijel fort,
“Als Auftragskiller erster Klasse wirst du nicht nur von uns deine Aufträge erhalten. Unser Kunden werden dich persönlich kontaktieren. Zudem steht es dir von nun an frei, das Haus zu verlassen. Also achte darauf dass das Teil aufgeladen ist, damit ich dich jeder Zeit erreichen kann!” Es stand ihm frei das Haus zu verlassen? Wann immer er wollte? Ungläubig sah Toni den großen Mann vor sich an. Wo war da der Hacken?
“Zudem will ich dich jetzt nur noch anständig gekleidet sehen. Du hast in Zukunft einen Ruf zu verlieren und repräsentierst unseren Clan. Aus dem Grund hat mich Butch um das hier gebet” Nach dem Handy folgte ein Schlüsselbund mit zwei Schlüsseln daran. Was die wohl aufschlossen?
“Der hier, ist für den Fahrstuhl! Ich will nicht ständig Butch oder Michael nach dir schicken, wenn du einfach nur hier hoch kommen sollst. Der andere, ist für deine neuen Zimmer!” Argwöhnisch nahm Toni die Schlüssel entgegen. Neues Zimmer? Er würde umziehen?
“Butch wird dir alles zeigen, er ist von nun an dein Mentor.” Wirklich? Das wäre ja zu schön um wahr zu sein. Ohne es zu wollen, huschte ein kurzes Lächeln über Tonis Gesicht. Nie wieder Training mit den großen Jungs, nie wieder Prügel. Dieser ganze Kampfsportmist hatte ihm noch nie gelegen.
“Das heißt aber nicht das du nicht mehr trainierst!” Es wäre ja auch zu schön gewesen. “Deine Aufträge werden gefährlicher sein. Zwei mal pro Woche wird Michael deine Ausbildung ergänzen. Zudem wirst du einen Hauslehrer bekommen, der dir das Gitarrenspielen bei bringt.” Wozu dass denn?
“Wenn du ohne Auftrag das Haus verlässt, will ich das du die Gitarre mit nimmst, sollte jemand fragen, solltest du auch spielen können. Das ist weniger auffällig, wenn du später mit dem Scharfschützengewehr unterwegs bist.” Er würde jetzt aber nicht noch eine Gitarre unter seinem Mantel verstecken oder?
“Alles was sonst noch wichtig ist, steht in deinen Zimmern, den Rest erklärt dir Butch, wenn ihr dort seid!” Hatte sich Toni die ganze Zeit verhört oder sprach Denijel wirklich von Zimmer in der Mehrzahl?
“Denijel!”, erinnerte Butch ihren Chef an irgend etwas, als dieser die Besprechung schon beenden wollte.
“Ach ja…!” Was war jetzt noch?
“Butch hat mich auch um die hier gebeten!” Eine Karte, war der letzte Gegenstand, der Denijels Mantel verließ. In Folie eingeschweißt sah sie richtig wichtig aus. Mit fragendem Blick nahm Toni sie entgegen. Ein Ausweis für die Cafeteria?
“Mit der kannst du überall im Hochhaus kostenlos essen!” Ehrlich? Das war irgendwie viel zu viel Freundlichkeit auf einen Haufen. Das war nicht normal und alles was er dafür tun musste war weiter seine Aufträge zu erledigen? Sicherlich schlief er und träumte das alles nur.
“Ihr zwei kennt ja eure Aufgaben für heute Abend. Ich zieh mich dann fürs erste zurück!” Damit erhob Denijel sich, richtete sich zu voller Größe auf. Ein finsterer Schatten legte sich dabei über Toni. Der Kerl war sogar noch etwas größer als Michael. Erschreckend.
“Enttäusch mich nicht!”, waren die letzten Worte, die Denijel an ihn richtete, bevor er den Besprechungsraum verließ. Dann wurde es für kurze Zeit still, bis Butch sich an Michael wand:
“Kommst du allein klar?”
“Sicher, ich freu mich schon den ganzen Tag auf nichts anderes!” War das nun ironisch gemeint? Was wohl seine Aufgabe für den Abend war?
“Immer wieder schön das die Deckarbeit an mir hängen bleibt!”, brummte er, als er den Raum ebenfalls verließ. Nun waren nur noch sie zwei übrig.
“Butch …ich… ich weiß nicht was ich sagen soll!” Das alles musste Toni erst einmal verstehen. Mit den gereichten Sachen in der Hand, saß er noch immer im Stuhl und wusste nicht recht ob alles Gesprochene nun gut oder schlecht für ihn war.
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyMi Nov 19, 2008 10:42 am

“Wie wär’s mit danke?” Ja, das wäre ein guter Anfang.
“Danke!?” Ein Schmunzeln entlockte Toni dem großen, dunkelheutigen Mann mit seinem unentschlossenen Dankeschön.
“Na komm, ich zeig dir deine neuen Zimmer!” Also doch Zimmer in der Mehrzahl? Als Butch voraus ging, erhob auch Toni sich. Handy, Karte und Schlüssel verstaute er dabei in seiner Jackentasche. Besonders sorgfältig verschwand der Ausweis für die Cafeteria, dann hatten sie schon den Besprechungsraum verlassen. Über den Fahrstuhl gelangten beide in den 51 Stock. Hier würde er also in Zukunft wohnen? Wie sein neues Zimmer wohl aussah? Ob es wirklich mehr als eines war? Nur noch ein paar Schritte durch den Flur, dann standen sie vor einer weißen Tür, und nun?
“Na schließ schon auf!”, meinte Butch erwartungsvoll. Stimmte ja er hatte ja den Schlüssel. Daran selbst auf und ab zu schließen, musste Toni sich erst einmal gewöhnen. Einmal drehte er den Schlüssel im Schloss, dann öffnete er die Tür, gab den Blick frei auf ein großes Wohnzimmer. Ein gläserner Tisch stand in der Mitte, auf ihm waren Blumen hergerichtet. Ein weißes Sofa stand dahinter und neben ihm zwei Sessel. Kunstvoll verzierte Möbel, Bücherregale, Schränke, ein großer Fernsehrtisch mit einem Flachbildschirm darauf, füllten den Raum aus. Am Boden lag ein flauschiger Teppich und hinter all dem konnte man die Stadt sehen. Wände gab es keine, nur große gläserne Fassaden. Staunend sah Toni durch den Raum ohne ihn zu betreten. Nein hier würde er nicht wohnen. Sicher hatten sie sich in der Tür geirrt.
“Na komm, es gibt noch mehr zu sehen!”, legte sich Butchs Arm um seinen Nacken. Noch mehr? Das hier war schon viel zu viel. In dem Zimmer, in dem er bisher gewohnt hatte, hatte es nicht einmal ein Bett gegeben. Das hier war zu große für ihn. Das konnte gar nicht mit rechten Dingen zu gehen.
Als Butch ihn mit sachtem Druck ins Wohnzimmer führte, konnte Toni noch mehr erkennen. In der linken Hälfte des Zimmers, die zuvor von der offen stehenden Tür verdeckt wurden war, stand ein großer Kratzbaum. Durfte Snowflake etwa mit umziehen? Hatte Butch auch daran gedacht? Verteilt auf den Ebenen des Kratzbaumes standen etliche Dosen Katzenfutter. Ganz sicher Snowflake dürfte hier wohnen. Mit einem zufriedenen Lächeln beobachte Butch ihn, während Toni aus dem Staunen nicht mehr heraus kam. Zwei Türen führten aus dem Wohnzimmer heraus, ob die auch noch dazu gehörten. Neugierig geworden, wagte Toni sich an die erste Tür und öffnete sie vorsichtig. Ein Badezimmer? Ein eigenes? Ganz in weiß gefliest und auf Hochganz poliert. Das war nicht zu vergleichen mit den Gemeinschaftsduschen der Jungen, ein Stockwerk tiefer und das durfte er von nun an benutzen? Wann immer er wollte? Aber sicher, Denijel hatte ja gesagt er müsse von nun an gut aussehen.
Am Boden neben der Dusche konnte Toni sogar ein Katzenklo erkennen. Gab es eigentlich auch etwas, an das Butch nicht gedacht hatte?
Die Tür des Badezimmers schloss Toni wieder, dann wand er sich der zweiten Tür zu. Sicher das Schlafzimmer. Nach dem öffnen kam noch ein großer Raum zum Vorschein. Auch hier waren die Möbel außergewöhnlich schön verziert. Ein großes Bett für zwei Personen, stand in der Mitte und auf ihm lagen zwei Gitarrenkoffer.
Vom Bett fiel Tonis Blick auf den Kleiderschrank. Ob er wohl auch etwas neues zum Anziehen bekommen hatte? Der riesige Kleiderschrank auf der rechten Seite enthüllte eine große Auswahl an allen möglichen Kleidungsstücken. Von festlichen Anzügen, bis zu ganz normaler Sportkleidung. Alles war vorhanden und hatte sogar seine Größe. Eindeutig, das war nur ein Traum.
“Na gefällte es dir?” An den Rahmen der Tür gelehnt stand Butch, sah ihm noch immer beim Erkunden der Wohnung zu. Das T-Shirt, welches Toni aus dem Schrank genommen hatte, um die Größe zu überprüfen, legte er nun wieder ordentlich zusammen und zurück auf den Stapel. Natürlich gefiel ihm alles, aber wirklich wohl fühlte sich Toni nicht dabei:
“Sicher, aber ich verstehe es nicht! Warum hilfst du mir so viel?” Schon lange lag Toni diese Frage auf dem Herzen. Seit den Schokokeksen neulich, war Butch schon so freundlich. Nicht das er zuvor unfreundlich gewesen wäre, aber er hatte sich nicht viel darum gekümmert, was mit den Schülern von Michael geschah. Warum auch, es waren ja nicht seine. Warum also jetzt auf einmal und warum ausgerechnet er?
“Es ist ein kleines Dankeschön!” Dankeschön? Wofür denn? Jetzt verstand Toni überhaupt nichts mehr. Als sich Butch vom Türrahmen abdrückte und zurück ins Wohnzimmer lief, ging Toni ihm nach, in der Hoffnung Butch würde auch seine nächste Frage beantworten.
“Wofür denn?” Er hatte nichts für Butch getan, bis auf die letzten Tage, hatte er nur selten mit ihm zutun gehabt, ihn höchstens mal in Begleitung Michaels gesehen, wenn sie beide zusammen in der Cafeteria aßen.
“Du kannst das nicht wissen, aber ich habe dich bei jedem deiner Aufträge begleitet!” Ehrlich? War er deswegen immer so früh auf? Auf dem Sofa nahm Butch platz, legte beide Arme auf der Rücklehne ab und deute Toni mit einem wink seines Kopfes an, er solle sich zu ihm setzten. Auf der Armlehne ließ sich Toni nieder, dann erklärte Butch weiter:
“Du warst meine Rückendeckung, während ich dir deine Opfer in die Falle gelockt habe!” Das offene Fenster, hatte Butch es geöffnet? So nach und nach vielen Toni so einige seltsame Gegebenheiten ein. Wege auf Hausdächer die normal unzugänglich waren, oft genug waren seine Opfer auch in die richtige Richtung gestoßen worden, damit er sie überhaupt treffen konnte. Sie hatten also zusammen gearbeitet, die ganze Zeit schon?
“Du hast nicht einmal daneben geschossen, mir damit oft genug das Leben gerettet. Kurzum ich will dich als Partner, deswegen werde ich dich auch ausbilden. Das heißt aber nicht das ich dir überall helfen werde. Um das alles zu behalten, musst du noch viel lernen und hart trainieren. Das wird kein Zuckerschlecken. Einfach nur abknallen ist nicht mehr. Ort, Zeitpunkt und deine Vorgehensweiße bestimmst du in Zukunft selbst. Dafür bring ich dir Taktiken bei, auch werde ich dir zeigen wie du Computerprogramme hackst und dich zum Beispiel in die Computer der Polizei einklinken kannst. Je mehr du über dein Ziel weißt um so besser.” Über die Schulter hinweg sah Butch auf einen Schreibtisch, den Toni bisher noch gar nicht bemerkt hatte. Auf ihm stand ein PC und mit dem sollte er in Zukunft arbeiten? Das klang alles mächtig kompliziert. Viel zu viel für einen Abend. Mit einem Seufzer versuchte Toni seine Gedanken zu ordnen. Was wohl passierte, wenn er das alles nicht schaffte, denn Ansprüchen nicht gerecht wurde?
“Mach dir mal keine Sorgen! Wir haben im Moment gar keine Aufträge mehr. Wir können ja nicht jeden Tag jemanden umlegen lassen, dann hat die Stadt bald keine Einwohner mehr!”, scherzte Butch bevor er normal fort fuhr, “Du wirst genug Zeit haben, dich an alles zu gewöhnen und jetzt freu dich erst mal über dein neues zu Hause, über alles andere sprechen wir dann morgen!” Damit erhob Butch sich. Ob er wohl schon gehen wollte?
“Ach da fällt mir ein. Dein Hauslehrer kommt erst Ende der Woche, bis dahin sollst du schon mal mit der Gitarre üben. In der untersten Schublade deines Schreibtischs liegt ein Buch dafür. Deinen Kater musst du übrigens auch noch holen. Das war das Einzige, was mir nicht gelungen ist!” Demonstratief erhob Butch seinen rechten Arm und zog das Leder seines Mantels zurück. Lange Kratzspuren kamen zum Vorschein, die Toni zum Schmunzeln brachten.
“Das Vieh ist gemeingefährlich!”, fügte Butch an.
“Er mag keine Fremden!”, erklärte Toni grinsend.
“Na ich hoffe er weiß den Kratzbaum und das Futter zu würdigen, sonst muss ich in Zukunft mit Schutzanzug hier her kommen, um dir was bei zu bringen.” Ein kurzes Lachen, dann wurden beide wieder ernst.
“Butch, …danke! Ich werde mir Mühe geben!”
“Das weiß ich!”, mit diesen Worten öffnete Butch die Tür, bevor er das Zimmer allerdings verließ meinte er noch, “Ach da fällt mir ein. Das hier waren die Zimmer deines Vorgängers. Ich hab zwar alles noch mal durchgesehen, solltest du denn noch etwas finden, lass es mich wissen!”
“Geht klar!” Ein letztes Nicken, dann schloss Butch die Tür nach sich. Seltsame Stille schlich sich ein, als seine Schritte auf dem Gang verhalten. So ruhig war es in seinem alten Zimmer nie gewesen. Die älteren Jungen hatten noch bis spät in die Nacht laut gemacht. Zudem war hier so viel Platz. Noch einmal sah sich Toni in seinem Wohnzimmer um. Irgendwie beängstigend groß. So ganz allein kam Toni sich verloren vor. Wenn wenigstens Stimmen den Raum erfüllen würden. Moment, Snowflake. Kein Wunder, dass er sich hier nicht wie zu Hause fühlte. Obwohl sie gerade über ihn gesprochen hatten, hatte Toni den weißen Kater, bei all den Ereignissen, schon fast wieder vergessen. Mit dem Schnurren des Katers war es hier sicher viel angenehmer. Von der Lehne des Sofas erhob Toni sich und lief zur Tür. Schnell war sie geöffnet und nach dem verlassen des Raumes mit dem Schlüssel abgeschlossen. Über den Flur lief Toni zum Fahrstuhl und fuhr mit ihm zurück in den 50sten Stock. Noch immer war es hier angenehm ruhig. Ein Glück, sonst hätte er Snowflake nie bis in ihr neues zu Hause bringen können. Vor Angst hätte der Kater ihn sicher auch zerkratz. Beim Gedanken an den Arm Butchs musste Toni noch einmal schmunzeln, dann verließ er den Fahrstuhl und lief seinem alten Zimmer entgegen. Sicher würde Snowflake schon sehnsüchtig warten. Besonders auf die Mahlzeit die er mit brachte. Schnell war der Schlüssel im Schloss gedreht und die Tür geöffnet. Stürmisch kam Snowflake ihm entgegen gelaufen und umrundete ihn zwei mal. In geschmeidigen Bewegungen schmiegte sich der magere Kater um seine Beine. Als Toni in die Knie ging, um ihn zu streicheln, sprang Snowflake ihm auf den Schoß, allerdings nicht um dort weiter zu Schmusen. Sein Interesse galt Tonis Jackentasche und dem Fleisch, das noch immer in der Alufolie eingewickelt war. Der ganze Kopf des Katers verschwand in der Jackentasche.
“He du Vielfraß, warte doch mal ab!”, protestierte Toni vergebens, während Snowflakes Zähne schon die Alufolie zerlegten.
“Du sollst das lassen!”, musste Toni ihn mit aller Kraft seiner Jackentasche entreißen, “Wir packen das oben aus!” Den Kater auf den Arm erhob Toni sich wieder. Da war neben dem Dönerfleisch wohl noch eine Dose Katzenfutter fällig, so ausgehungert wie sein Kater war. Na kein Wunder. Drei lange Tage war auch Snowflakes letzte Mahlzeit her. Besser er brachte das flauschige Bündel schnell nach oben, bevor die scharfen Krallen noch seine Jacke und die Haut darunter zerlegten.

Auf dem Weg zum Fahrstuhl kam Toni ein seltsamer Geruch in die Nase. Brannte es hier? Erschrocken sah er sich in dem langen Gang um. Weder Qualm noch Rauch. Hatte er sich das nur eingebildet? Sicher, er war einfach schon zu lange auf den Beinen. Mit dem Knopf neben dem Fahrstuhl, rief Toni die Kanine zu sich, dann durchdrang ein Mitleid erregender Schrei die Dunkelheit. Erschrocken sah Toni in den Gang zurück, aus dem er gekommen war. Was war das gewesen? Auf den ersten folgte ein weiterer Schrei, etwas leiser und kraftloser und wieder der Geruch von verbranntem Fleisch. Und wenn es nun doch brannte? Dem musste er auf den Grund gehen. Sicher steckte jemand in Schwierigkeiten. Über den Flur lief Toni zurück.
In einem Zimmer am Ende des Ganges brannte Licht. Das war ihm zuvor gar nicht aufgefallen. Auch eine Stimme war nun zu hören. Die von Michael?
“Na waren’s die paar Kröten mehr wert? Sag schon! Was nützt dir die Kohle jetzt?” Der Gestank von Verbranntem wurde immer stärker, rief in Toni schon fast einen Brechreiz hervor, als er um die halboffne Tür spähte. In mitten des Raumes stand tatsächlich Michael.
“Das ihr Auftragskiller den Hals nie voll genug bekommen könnt!”, schrie er einen Mann am Boden an und trat ihm so lange in den Magen, bis er Blut erbrach. Erschrocken von der Brutalität und dem verwüsteten Zimmer, ging Toni einen Schritt von der Tür zurück. War das etwa die Aufgabe für den Abend? Einen Mann umbringen, auf so schreckliche Weiße?

Toni musste hier weg, so schnell wie möglich, aber seine Beine wollten nicht. Wie angewurzelt stand er da, als sich die finsteren Augen Michaels der Tür zuwandten. Hatte er ihn etwa gehört? Mit langsamen Schritten näherte sich Michael ihm. Ganz sicher er hatte ihn bemerkt. Lauf, ermahnte sich Toni immer wieder selbst, während er am ganzen Körper zu zittern begann. Seine Beine aber waren wie Blei so schwer. Als Michael die Tür aufzog und grimmig von oben auf ihn herab sah, drückte Toni nur seinen Kater fest an sich. Das hier hätte er nicht sehen dürfen, wurde ihm schlagartig bewusst. Während Snowflake in seinen Armen randalierte und seine Krallen in seine Jacke schlug, aus Angst vor dem fremden Menschen, packte Michael ihn am Kragen und zog ihn mit ins Zimmer.
“Schön das du so neugierig bist, dann erspar ich mir lange Erklärungen.”, fauchte Michael und ließ Toni einen Blick auf sein Opfer werfen.
“Das war dein Vorgänger!”, hauchte ihm der heiß Atem Michaels ins Ohr. Dieser arme Mann am Boden. Vor der Blutlache, die sich immer weiter ausbreitete, wich Toni einen Schritt zurück. Überall Schnittwunden so tief eingebrannt und immer wieder erbrach er Blut, hustete sich förmlich das Leben aus dem Leib. Was immer Michael mit ihm getan hatte, würde ihn langsam aber sicher töten.
“Das eine kann ich dir versprechen, solltest du den Clan in Gefahr bringen, oder uns verraten, blüht dir das gleiche!” Noch enger drückte Toni den weißen Kater in seinen Armen an sich. Das dieser Fauchte und mit seinen Krallen seinen Oberkörper zerkratzte, nahm er kaum war; stattdessen machte sich Panik in ihm breit. Er wollte nicht so enden. Bitte, bitte,… Michael sollte ihm nichts tun, flehte er. Er hatte nichts Falsches getan, versuchte er sich immer wieder einzureden, als sich die Klinge eines Messers an seine Kehle legte.
“Merk dir das gut Grünschnabel!”, donnerte Michaels Stimme durch seinen Kopf, während die Klinge auf seine Haut drückte. Er würde es sich merken ganz sicher, er sollte ihn nur gehen lassen, um Himmels willen.
“So verschwinde!” Mit diesen Worten stieß Michael ihn zur Tür. Nur ein kleiner Schnitt war an seinem Hals zurück geblieben. Trotzdem wollte sich Tonis Körper nicht bewegen. Noch immer von Angst gelähmt, sah er auf Michael zurück.
“Ich sagte raus!”, schrie dieser ihn an und stieß ihn durch die Tür in den Flur zurück. Als er die Tür vor ihm zu schlug, waren noch einmal die fürchterlichen Schreie zu hören, wurden mit jedem mal leiser, kraftloser und erstarben schließlich. Das war also der Preis für den ganzen Luxus. Ein einziger Fehlschlag und er würde ihn so bezahlen?
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyMi Nov 19, 2008 2:04 pm

Hi Enrico, muss mal eben schmunzeln, ich hab auch so ne leichte Rechtschreibschwäche..... Very Happy
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyMi Nov 19, 2008 4:39 pm

Also ich kann eigentlich wirklich nichts sagen, außer dass ich es toll finde. Am besten hat mir bisher der Teil gefallen, als Toni mit Enrico beim Fußball war, und wie sehr ihn das Miteinander dort erstaunt hat.
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyDo Nov 20, 2008 11:25 am

9.Kapitel
~Ein blonder Engel ohne Locken~

Noch lange stand Toni vor der geschlossenen Tür, starte sie wie in Trance an. Alles was er gesehen und gehört hatte, wollte ihn einfach nicht loslassen. Längst hatte sich Snowflake in seinen Armen wieder beruhigt, begann zu Schnurren, sich an zu schmiegen. In Toni aber gab es nur Entsetzen. Wie konnte man und warum überhaupt? Aber ganz besonders, warum war er nur hier? Unter all diesen blutrünstigen Drachen? War er selbst auch schon so?
Ganz automatisch glitt Tonis Hand an das Kreuz, das er an einer Kette um den Hals trug. So etwas hatte er schon einmal gesehen. Schläge, Tritte, eine Blutlache bis zur Tür. Auch hier hatte das Opfer nicht überlebt.
“Mutter!”, hauchte Toni in den leeren Gang. Das Kreuz fest umschlossen erinnerte er sich an sie, an ihr zärtliches Lächeln und ihre letzten Worte. Er sollte nicht um sie weinen, er sollte laufen, weit weg und Leben. Ja das sollte er. Dafür war er hier, um zu überleben. Er würde hier nicht verzweifeln, den Gefallen würden er Michael nicht tun.

Ganz langsam setzte sich Toni wieder in Bewegung. Er würde Lernen, so viel er konnte und keine Fehler machen. Mit Snowflake auf den Armen stieg Toni in den Fahrstuhl ein. Wie ferngesteuert ließ er sich von ihm in den 51 Stock bringen und lief von dort zurück in sein Zimmer. Mit dem Schlüssel öffnete er die Tür und schloss sie nach sich. Er hatte jetzt ein schönes zu Hause, er musste nur darum kämpfen es zu behalten. Das konnte er doch, oder? Den Kater ließ er zu Boden fallen, ohne es wirklich zu bemerken. Er würde das alles schaffen, oder? Das war kein Problem, ganz sicher. Butch würde ihm schon alles beibringen, oder? Unter all der Last brach Toni schließlich zusammen, ließ sich auf die Knie fallen und brach einfach in Tränen aus. Er wollte gar nicht hier sein. Wollte keine Menschen töten. Das war nicht er. Eigentlich wollte er nur seine Mutter zurück, mit ihr ein schönes und normales Leben führen, so wie alle Kinder. Warum durfte er das nicht? Was nützte schon all dieser Luxus, wenn er allein war?

Nur Snowflake schlich um ihn herum und wühlte in seiner Jackentasche. Ja klar, dass der Kater nur auf das Futter aus war. Er war eben nur eine Katze. Grob stieß Toni den weißen Pelzträger von sich weg. Er sollte ihn zufrieden lassen. Alle sollten das. Aber Snowflake ließ sich nicht vertreiben. In kleinen Kreisen schlich er um ihn herum und miaute. Immer wieder im selben fragenden Ton. Schließlich zog Toni die Alufolie, mit dem Fleisch darin, aus der Tasche und warf sie von sich.
“Los hol’s dir und lass mich zu frieden!”, schrie er den Kater an, aber Snowflake blieb, umrundete ihn weiter und setzte sich schließlich vor ihm hin. Was wollte er denn jetzt noch? Einen Moment lang sah Toni in die blauen Augen, dann zog er den Kater an sich. Er tat dem armen Kerl unrecht. Sicher machte sich der Kater sorgen, nicht um seinen Magen, sondern um ihn. So allein war er gar nicht.
“Tut mir leid!”, ließ er das dürre Fellbündel wissen, dann stand er mit Snowflake auf dem Arm auf, lief der Alufolie entgegen und hob sie vom Boden. Auf dem Sofa ließ Toni sich nieder, dann packte er das Fleisch aus. Gierig schlang der Kater das Futter hinunter und verschluckte hastig auch einige Brocken der Folie. Zufrieden beobachtete Toni ihn dabei und erinnerte sich an seine letzte Mahlzeit. Er hatte sicher genau so ausgesehen. Sacht fuhr er Snowflake durch das seidige Fell, bis der Kater wieder zu Schnurren begann. Es würde schon alles gut werden. Irgendwie. Vorausgesetzt…

Er sollte ja noch Gitarre üben. Das hätte Toni fast vergessen. Als Snowflake seine Mahlzeit beendet hatte und sich genüsslich die Reste vom Fell leckte, hob Toni ihn von seinem Schoss und lief ins Schlafzimmer. Aus einem der beiden Koffer hob er die Gitarre. Schwarz, glänzend und so schwer. Ob die nicht etwas zu groß für ihn war? Ganz gleich. Wo hatte Butch noch mal gesagt, war das Buch zum Lernen? Schreibtisch! Zurück im Wohnzimmer, sah Toni in der untersten Schublade nach. Tatsächlich kam ein Lernbuch zum Vorschein. Na ob er damit wirklich das Gitarrespielen lernen konnte? Das Buch und dessen erstes Kapitel schlug Toni auf, legte es auf dem gläsernen Tisch ab und lass was unter den Zeichnungen stand. Die Finger richtig auf den Saiten der Gitarre zu platzieren war gar nicht so einfach und dabei sollte ein Ton heraus kommen? Mit der freien rechten Hand fuhr Toni über die die Saiten. Tatsächlich, aber schön klang das nicht.
“Was meinst du, vielleicht so?” Mit einem Blick zur Seite, erhoffte sich Toni eine Antwort von seinem Kater, aber dieser war noch mit der Fellpflege beschäftigt. Nur ein leises Schnurren, mehr war von ihm nicht zu hören.
Kurz übte Toni so mit der Gitarre. Dann schliefen er und sein Kater ein. Snowflake auf der Rücklehne des Sofas, Toni mit der Gitarre in der Hand unter ihm.

Die Zeit verging, Stunde um Stunde. Die Sonne ging auf, wanderte weiter, um die übrigen drei Hochhäuser herum und erfüllte bald den ganzen Raum. Vom Morgen und dem damit verbundenen neuen Tag, bekam Toni nichts mit. Zu tief war sein Schlaf nach all den Ereignissen, zu ruhig sein Zimmer. Keine Jungen die Krach machten, kein lautes Brüllen von Michael, wenn er alle zusammen rief. Es war einfach nur still, bis sich die Klinke der Tür bewegte. Ganz vorsichtig wurde die Tür geöffnet. So leise das Toni davon nicht wach wurde. Um den Türrahmen herum trat ein junges Mädchen ein. Mit einem großen Eimer Wasser und einem Putzlappen ausgestattet, sah sie sich um. Mit langsamen Schritten lief sie in die Mitte des Raumes. Den Eimer stellte sie auf dem gläsernen Tisch ab, dann fiel ihr Blick auf das Buch, in dem Toni gelesen hatte. Von ihm wanderte ihr Blick auf ihn. Mit schief gelegtem Kopf sah sie ihm beim Schlafen zu, beobachtete wie die Gitarre ganz langsam aus seinen Händen glitt und auf den Boden rutschte.
“Süß!”, murmelte sie mit einem Lächeln. Dann öffnete er die Augen, ganz verschlafen, geweckt von einem seltsamen Gefühl. Starte ihn da jemand an? Mit verschwommen Blick sah Toni in den neuen Morgen. Alles so hell, er wollte noch schlafen.
“Guten Morgen!”, meinte eine zarte Stimme. Morgen? War es schon so spät. Durch den Schleier der Müdigkeit hindurch konnte Toni ein sanftmütiges Lächeln erkennen. Blonde lange Haare fielen dem Mädchen ins Gesicht, das vor ihm stand. Ein Engel? Was machte der denn in dieser Hölle?
Noch einen Moment braucht Toni um zu begreifen, das jemand in sein Zimmer gekommen war. Ein Mädchen, ein fremdes noch dazu und eines das so wunderschön… Erschrocken fuhr Toni hoch, richtete sich auf und fiel rücklings über die Lehne des Sofas. Ein fröhliches Lachen des Mädchens erfüllte daraufhin das Zimmer. Toll, nun hatte er sich mal wieder zum Deppen gemacht. Was wollte die hier? Wie war sie überhaupt hier rein gekommen? Hatte er denn nicht abgeschlossen?
“He alles ok bei dir?” Auf das Sofa gekniet sah sie auf ihn herab. Wieso war sie auf einmal so freundlich und wie sprach man überhaupt mit Mädchen? Mit so schönen, blauäugigen?
“Oh eine Katze! Wie Süß!” Katze? Snowflake war noch nicht geflüchtet?
“Die ist ja schön weich!” Weich? Sie konnte seinen Kater streicheln? Ungläubig richtete sich Toni wieder auf und sah über die Lehne auf das Sofa zurück. Tatsächlich. Ausgestreckt über der Armlehne ließ Snowflake sich streicheln. Einfach so.
“Ist das deine?”, sah das Mädchen zu ihm zurück. Schon wieder diese leuchtenden Augen, die ihm den Atem nahmen. Warum wollte ihm auf einmal kein einziges Wort mehr einfallen.
“Äh…!”, war alles was er zu sagen im Stande war.
“Oh mist. Jetzt hätte ich doch fast vergessen sauber zu machen!” Das blonde Mädchen erhob sich vom Sofa, dann sah sie sich im Raum um.
“Mh frag mich echt warum. Hier ist es doch alles sauber.“ Warum um alles in der Welt wollte sie hier sauber machen? Das war sein Zimmer, er musste sich darum selber kümmern, oder nicht?
“Na egal, dann brauch ich ja nur Staubwischen” Gesagt getan, mit einem trocken Lappen begann sie das Zimmer von der dünnen Staubschicht zu befreien. Eine Weile sah Toni ihr stumm dabei zu, dann konnte er sich nicht mehr verkneifen zu fragen:
“Wieso machst du das?”
“Ich arbeite hier, drei mal die Woche, vor der Schule!”, freute sie sich ihm berichten zu können. Aber sie war noch ein Kind, wieso ging sie schon arbeiten und dann auch noch als Putzfrau? Das stand dem blonden Engel gar nicht.
“Aber ich kann mein Zimmer selber sauber machen!”
“Sag so etwas nicht. Dann werfen sie mich raus!” Sie machte das scheinbar wirklich freiwillig. Einer Fee gleich wirbelte sie weiter durch das Zimmer, befreite es von Staub und den ersten verlorenen Haaren seines Katers. Wirklich wohl fühlte sich Toni dabei nicht. Um die Ordnung seiner eigenen vier Wände hatte er sich immer selbst kümmern müssen und nun hatte er eine Putzfrau? Noch dazu ein Kind, genau so alt wie er selbst? Das fühlte sich irgendwie nicht richtig an.
“Wohnst du jetzt hier?”, wollte sie wissen, als sie im Schlafzimmer verschwand.
“Ja?” Langsam schlich Toni ihr nach. Mit Snowflake an seiner Seite sah er ihr zu, wie sie das Bett zurecht zupfte und danach aus einer weißen Porzellanvase verwelkten Blumen hob.
“Da bin ich aber froh! Der Mann der vorher hier gewohnt hat, war mir richtig unheimlich. Der war bestimmt kein guter Mensch!” Ob sie das auch noch gesagt hätte, wenn sie wüsste das Toni auch nicht besser war? Mit den verwelkten Blumen verließ das Mädchen das Schlafzimmer wieder. Seltsam wie sie es schaffte so durch die Zimmer zu wirbeln, ganz ohne Flügel, oder hatte sie als Engel unsichtbar?
“Wenn ich Mittwoch wieder komme, bringe ich neue mit!”, erklärte sie ihm.
“Wie heißt du eigentlich?”, fügte sie noch an, während sie den verblühten Strauß auf dem Glasstisch ablegte und sich dem Bad widmete. Auch hier war noch alles sauber, nur ein paar Staubkörner lagen auf der gläsernen Ablage unter dem Spiegel.
“Toni!” Um die Tür herum sah Toni ihr zu, wie sie einen Blick in die Dusche warf. Ob sie wohl auch einen Namen hatte?
“Und du?”, traute er sich erst nach langem Zögern zu fragen.
“Ich bin Anette, Anette Castel! Wenn du jetzt hier wohnst, sehen wir uns bestimmt öfters!” Wieder dieses Strahlen, diese schönen Augen. Sie öfters sehen, das wäre wirklich toll. Er würde ihr auch bei der Arbeit helfen. Aber noch bevor Toni dazu kam ihr das vor zu schlagen, wuselte sie schon wieder davon, lief zurück zum Sofa und der Gitarre, die zu Boden gefallen war.
“Und du spielst E-Gitarre?” Tat er das? Was bedeutete überhaupt das E?
“Nun, ja seid gestern!”
“Ich lern auch gerade Gitarre, aber meine ist nicht so schön, sie ist schon ganz alt. Spiel doch mal was!” Die schwarze Gitarre hob Anette von Boden auf und reichte sie ihn seine Richtung. Auch das noch. Er konnte doch gar nicht spielen. Die schiefen Töne, die er dem Instrument entlockte, waren noch nicht reif für eine Vorführung.
“Ich glaub nicht das ich das kann!”
“Macht doch nichts! Ich kann auch noch nicht so gut spielen!” Dafür das sie es nicht konnte, klang die Melodie, die Anette nun anfing zu spielen, erstaunlich gut. Sie wusste ihrer Finger schon anzulegen, wo er immer wieder auf den Bildern abschauen musst.
“Wenn du magst, komm doch heute Nachmittag mit mir mit. Ich treffe mich mit ein paar Freunden. Wir üben immer gemeinsam. Irgendwann wollen wir nämlich mal eine Band gründen!” Ehrlich? Sie lud ihn ein mit ihr zu kommen. Moment was dachte er hier eigentlich. Er hatte zu lernen. Sicher würde er gar keine Zeit haben, sie zu begleiten. Als Toni Luft holte, um ihr das zu sagen, versteckte Anette die Gitarre auf einmal erschrocken hinter ihrem Rücken.
“Gut… guten Mogen Herr Sandelmann. Ich… ich bin schon fertig!” Sandelmann? Butch? Wo? Verwirrt wand Toni seinen Blick zur Tür. Tatsächlich, der dunkelheutige Hüne stand im Zimmer. Er hatte ihn gar nicht gehört.
“Gut, deine Mutter ist jetzt auch fertig. Sie wartet unten auf dich!”, berichtete Butch.
“Oh ok!” Die Gitarre die Anette hinter ihrem Rücken zu verstecken versuchte, ließ sie scheinbar unauffällig auf das Sofa fallen, dann schlich sie um den Tisch herum. Den Eimer und die verwelkten Blumen nahm sie mit sich und verschwand in Richtung Tür. Ein paar letzte Worte ließ sie dennoch im Raum zurück:
“Ich hol dich dann heute Nachmittag nach der Schule ab, ja?”, flüsterte sie in seine Richtung, dann wanderte schon Butchs Blick auf sie. Mit einem verlegenen Lächeln meinte Anette nur noch:
“Bin schon weg!”, dann war sie verschwunden. Ungläubig sah Toni ihr noch lange nach. War das alles wirklich passiert? Noch immer konnte er ihr fröhliches Gesicht sehen, ihre wunderschönen blauen Augen, die glatten blonden Haare, und sie war doch ein Engel.
“Wow eine Verabredung! Das sich alle immer mit dem Dienstpersonal einlassen müssen!” Verabredung? Das war doch gar keine… oder doch? Von einem Moment auf den anderen lief Toni feuerrot an. Sie wollten nur Gitarre spielen. So was war gar keine… ahhh.. Mädchen. Alles was sie betraf, war Toni zu hoch. Eine fremde geheimnisvolle Welt.
“Ich.. Ich hab doch gar keine Zeit!”, versuchte Toni klarzustellen. Butch wollte ihm so viel bei bringen. Das würde sicher Wochen und Monate dauern, oder?
“Ach, wenn wir für heute fertig sind, kannst du ruhig mit der Kleinen losziehen.” Konnte er? Wollte er das überhaupt? Dann musste er ja Spielen. Sicher würde er sich dabei wieder zum Deppen machen.
“Na komm, je früher wir anfangen um so schneller kannst du raus!” Das ließ sich Toni nicht zwei mal sagen. Trotz aller Bedenken, war es sicher schön sie zu begleiten, einfach für ein paar Stunden ein ganz normaler Junge zu sein und Gitarre würde er dabei auch üben. Da war es noch nicht einmal Zeitverschwendung. Fröhlich ließ sich Toni neben Butch und dem Pc nieder. Er sollte nur erklären, er würde gut aufpassen und alles lernen. Beinah kam sich Toni schon vor wie in der Schule, mit Butch als seinem Lehrer. Was für ein schöner Montagmorgen.
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyDo Nov 20, 2008 12:15 pm

Find ich gut, aber ich muss noch was zur Gitarre sagen: Eine E - Gitarre muss man anschließen (an eine Stromquelle) und man braucht einen Verstärker. Bei uns in der Schule ist das eine richtige Anlage, und nicht jeder weiß, wie man sie bedient. Ich zum Beispiel könnte es nicht. Außerdem bin ich mir nichtmal sicher, ob man eine E - Gitarre in einem normalen Gitarrenkoffer transportiert, aber ich könnte jemanden aus meiner Klasse fragen.
LG
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyDo Nov 20, 2008 12:24 pm

Mh gut^^. Frag mal ansonsten änder ichs eben in eine normale Gitarre um.
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyDo Nov 20, 2008 12:30 pm

Ja, das wäre aber so oder so sinnvoll - die E - Gitarre ist nämlich kein Soloinstrument (zumindest habe ich noch nie von jemandem gehört, der sie Solo spielt). Sie wird, genau wie der E - Bass, eingesetzt, um ein Orchester oder eine Band zu begleiten. Und ohne Verstärker hört man nichts, für den braucht man aber ein gewisses Know - How. Allerdings könnte es ganz witzig sein, wenn Toni sich z.B. nicht auskennt und viel zu laut schaltet... Laughing
LG
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyDo Nov 20, 2008 12:36 pm

Danke für den Tipp^^. Ich denke mal darüber nach.
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyFr Nov 21, 2008 10:39 am

10. Kapitel
~Band ohne Namen~


Nach Frühstück, Mittag und viel zu vielen Information wurde es Nachmittag. Seid dem Essen schon saß Toni allein am PC und versuchte die gestellten Aufgaben zu lösen. Informationen zu sammeln war gar nicht so einfach, wie es sich anhörte. Was musste man gleich noch mal tun um… uff. Vom stundenlangen am PC sitzen, brannten Toni die Augen. Mit beiden Händen wischte er sich über die Augenlieder. Das alles würde er sicher nie begreifen. Wann hatte Butch noch mal gesagt durfte er Schluss machen? Ein Blick auf die Anzeige ganz unten rechts am PC verriet ihm, dass es bereits drei Uhr war. Er hätte den PC schon vor einer Stunde ausschalten können. Na ein Glück. Besser er ließ sich Morgen alles noch mal in Ruhe erklären. Schnell war der Monitor ausgeschalten und die Festblatte herunter gefahren. Alles dunkel, sehr schön. Wenigstens das hatte er sich merken können.
Neben der Tastatur schlief sein Kater, ließ sich von den Sonnenstrahlen wärmen, die durchs Fenster hinter dem Schreibtisch fielen. Sacht strich Toni ihm durchs Fell. Sicher hatte sich Snowflake die ganze Zeit über gelangweilt. Nun musste sich der Kater erst einmal strecken, um wieder wach zu werden. Gähnend sah er ihn an. Schmunzelnd beobachtete Toni ihn dabei.
“Na komm Schlafmütze, du hast sicher Hunger!” Wie Toni selbst durfte Snowflake nun essen wann immer er wollte. Genug Dosenfutter hatte Butch ihm mit gebracht. Die erste Portion des Tages hatte der weiße Kater schon verschlugen. Zeit also für Nachschub, entschied Toni und stand auf. Vom Kratzbaum holte er eine Dose und füllte den Inhalt in eine Schale am Boden. Sofort stand Snowflake bei Fuß und beobachtete ganz genau was Toni da tat. Kaum war das Futter von der Dose befreit, schon verschwand Snowflakes Maul im Fressnapf. Noch immer tat der Kater so, als wenn es für Tage seine letzte Mahlzeit gewesen wäre. Wie hätte Toni ihm auch das Gegenteil erklären sollen? Belustigt sah er ihm stattdessen beim Fressen zu, bis die Tür seiner Wohnung geöffnet wurde.
“Toni?”, flüsterte die Stimme eines Mädchens. Anette? Aber warum traute sie sich nicht einzutreten?
“Ist Herr Sandelmann hier?”
“Nein!” Butch war schon lange unterwegs. Er hatte genug andere Dinge zu tun.
“Gut!”, flüsterte Anette, dann öffnete sie die Tür ganz und kam ins Zimmer, “Der ist mir unheimlich. Genau so wie die anderen Mantelträger hier! Die meckern immer mit meiner Mutter!” Ja, so was konnten die großen Drei gut. Anschreien und rumkommandieren.
“Keine sorge er kommt erst heute Abend wieder!”, versichte Toni ihr.
“Bist du schon fertig? Können wir los?”
“Ja, ich muss nur noch meine Gitarre holen.” Die leere Dose stellte Toni auf dem Kratzbaum ab. Sicher wollte Snowfake noch die Reste herauslecken, wenn sein Napf wieder leer war. Aus der Schlafstube holte Toni einen der beiden Gitarrenkoffer und sah noch einmal hinein. Nicht das er ausersehen den falschen erwischte. Auf den Rücken geschnallt, nahm er ihn mit ins Wohnzimmer.
“Wir können!”, berichtete er ihr. Wie toll sich das anhörte. Einfach so gehen, ohne um Erlaubnis zu betteln. An dieses Leben könnte er sich wirklich gewöhnen.
“Ok, dann schnell weg hier, bevor einer der Mantelträger mich sieht. Die wollen nämlich nicht das ich nach Feierabend noch mal her komme!”
“Warum eigentlich nicht?”, folgte Toni ihr mit seiner Frage hinaus in den Flur. Während er die Tür abschloss, entgegnete sie ihm:
“Keine Ahnung! Ich hatte mal meinen Schirm vergessen und bin noch mal zurück. Da haben die vielleicht geschimpft.” Sicher wollten Butch, Michael und Denijel nicht, das irgend etwas über ihre dunklen Machenschaften ans Licht kam. Ob sie wohl deswegen so unfreundlich zum Dienstpersonal waren?
Mit dem Fahrstuhl ließen sich beide ins Erdgeschoss bringen. Nur noch durch die Empfangshalle und sie waren draußen.
“Warum arbeitest du eigentlich hier?”, musste Toni unbedingt noch wissen. Den ganzen Tag stellte er sich schon diese Frage.
“Nun wir sind nicht so reich wie du!” Wo war er denn reich? “Seid Papa nicht mehr bei uns ist kann Mama kaum die Miete bezahlen. Dabei hat sie zwei Jobs gehabt. Irgendwann ist sie von der vielen Arbeit krank geworden. Da hab ich ihren Chef gefragt ob ich nicht aushelfen kann und seid dem Arbeite ich eben hier, damit meine Ma nur noch einen Job machen muss. Das funktioniert ganz gut und ihr geht’s auch schon wieder besser! Ich weiß zwar, dass das nicht erlaubt ist, aber ich bekomme mein Geld bar auf die Hand, das merkt kein Mensch.” Mit einem fröhlichen Grinsen verließ Anette das Hochhaus. Das sogar Engel ein so schweres Leben hatten.
Nachdenklich schlich Toni ihr nach. War er jetzt wirklich reich? Seine neue Behausung war schon übertrieben schön eingerichtet, aber Geld hatte er deswegen keines. Ganz gleich, zum Spielen brauchten sie auch keines.
“Wie sind deine Freunde eigentlich so?” Hoffentlich waren sie nett.
“Alexander ist ganz ok. Seine Eltern sind stink reich. Er wohnt in einer Villa in der Vorstadt. In der Garage üben wir immer. Aber manchmal komm ich mir da auch blöd vor. Es ist immer alles so sauber und ordentlich, da traut man sich kaum sich irgendwo hinzusetzten. Dafür kann seine Mama unheimlich gut backen. Aber eh wir da ankommen, haben die Jungs eh schon alles weg gefressen.” Jungs? Dann waren da zwei oder noch mehr?
“Alex Schwester Amber ist unsere Lehrerin. Sie leitet ein Orchester, deswegen kennt sie sich auch so gut mit allen Instrumenten aus. Sie hat mir auch meine Gitarre geschenkt und mir das Spielen bei gebracht und dann ist da noch…” Ein seltsam verträumter Blick machte sich in Anettes Gesicht breit. Was sie wohl hatte? Ein leiser Seufzer verließ ihre Lippen, bevor sie weiter sprach,
“… der tollst Junge der Schule. Ich bin so froh das Alexander ihn dazu überredet hat mitzuspielen. Er hat zwar absolut keine Ahnung von Musik, aber das macht ja nichts!” Irgendwie seltsam. Warum machte ihr das nichts aus? Warum war sie überhaupt so seltsam? War der Junge vielleicht ihr Freund? Wie schade. Aber logisch, so ein hübsches Mädchen hatte sicher viele Verehrer.
“Da, da vorn wohnt Alex!” Mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger deutete Anette auf ein Haus am Ende der Straße. Eine große weiße Villa. Anette hatte also recht, Alexanders Eltern waren scheinbar wirklich reich. Da würde er sich sicher auch nicht wohl fühlen. Ganz besonders nicht, wenn da Anettes Freund wartete. Warum war er eigentlich noch mal mitgekommen?
“Die werden sicher Augen machen, wenn sie sehen, dass ich jemanden mit gebracht habe! Komm!”, am Ärmel seines T-Shirts zog Anette ihn mit sich. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
“Hoffentlich ist Enrico auch schon da!”, rief sie fröhlich. Enrico? Ob das ein Zufall war?
Über die Einfahrt, führte Anette ihn um die große Villa herum und geradewegs zur Garage. Zwei Jungen standen dort schon. Einer mit dunklen Haaren und einer Brille. Ein anderer stand mit einer großen Schüssel in der Hand neben ihm und versuchte selbige vor dem Freund in Sicherheit zu bringen:
“Finger weg, die hab ich mir von deiner Mutter erobert. Du kannst das jeden Tag essen!”, protestierte der Blondschopf und leckte die Reste aus der blauen Schüssel. Als sein Gesicht wieder zum Vorschein kam, war es voller Schokoladeteig. Trotzdem erkannte Toni ihn sofort wieder. Der Junge aus dem Park, der der ihn zum Essen eingeladen hatte. Ausgerechnet der und er musste auch noch Anettes Freund sein. Welch blöder Zufall.
“Toni?”, erkannte auch Enrico ihn wieder. Zunächst war sein Gesicht erschrocken. Sicher hatte er nicht damit gerechnet ihn so schnell wieder zu sehen.
“Man, was machst du denn hier! Hätte ich das gewusst, hätte ich dir was übrig gelassen!” Ein verlegenes Lächeln änderte Enricos Mimik.
“Nicht nötig, ich bin satt!” Das war er tatsächlich. Beim Mittag hatte er kräftig zu geschlagen, zwei Teller Nudeln waren ihm zum Opfer gefallen.
“Ehrlich? Hast du dir die Reste des Döners mit deinem Kater geteilt?”
“Nein, ich hab jetzt die hier!” Nach einem Händedruck zog Toni die eingeschweißte Karte für die Cafeteria aus seiner Hosentasche und reichte sie Enrico.
“Aha und was kann man damit machen?”
“Kostenlos in unserer Mensa essen!”, ein Grinsen begleitete Tonis Worte, während er und auch Enrico misstrauisch beäugt wurden. Was schaute Anette denn so und auch der andere Junge sah so ungläubig drein.
“Ihr kennt euch?”, wollte Anette fastungslos wissen.
“Ja!”, gab Enrico kurz und bündig zurück, während er sich die Karte eine Weile ansah. Nach dem er scheinbar genug von ihr hatte, reichte er sie Toni zurück.
“Na dann pass gut drauf auf, damit du mich beim nächsten mal einladen kannst!” Ein Nicken, mehr war Toni nicht bereit zu antworten, dann wanderte Enricos Blick schon auf seine Gitarre.
“Du spielst Gitarre?”
“Ja, seid gestern!”
“Toll, noch ein Anfänger, dann meckert sie nicht immer nur über mich!” Sie? Ob er wohl ihre Lehrerin meinte? Ob sie wohl sehr streng war?
“Können wir jetzt endlich mal anfangen? So wird aus uns nie ne Band! Toni richtig? Zeig doch mal was du schon kannst”, mischte sich Alexander in ihr Gespräch ein. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Er konnte doch ohne Buch nicht mal einen vernünftigen Ton. Seufzend hob Toni den schweren Koffer von seiner Schulter. Während ihm alle dabei zu sahen, öffnete er die Verschlüsse und klappte den Deckel auf. Eingebettet in weißen Samt, kam die schwarze Gitarre zum Vorschein.
“Wow, und ich dachte du wärst arm wie ne Kirchenmaus.”
“Von wegen der wohnt in einem der teuersten Apartments im Stadtzentrum!” Na toll. Enricos misstrauischer Blick war ihm damit sicher. Jetzt dachte er sicher er habe all seinen Hunger nur vorgetäuscht.
“Ja, aber auch erst seid gestern!”, versuchte Toni die Situation zu retten.
“Seltsam was sich alles an einem Tag ändern kann!” Mit verschränkten Armen musterte Enrico ihn. Sicher glaubte er ihm kein einziges Wort. Das war ja auch alles viel zu schnell gegangen.
“Ich weiß!”, seufzte Toni nur. Aus dem Koffer hob er die Gitarre, um vom Thema abzulenken. Was hätte er auch erzählen sollen. Das er nun als oberster Auftragskiller für die Red Dragons arbeitete und dafür in eine neue Wohnung umziehen musste? Das hätte ihm sowieso keiner geglaubt.
“Snowflake hat sich übrigens sehr über das Fleisch gefreut!” Vielleicht würde das ja Enricos Gesichtsausdruck wieder aufheitern.
“Ach, das hat er gefressen? Ich dachte schon der wäre nur Sheba gewöhnt.” Na prima, er war sauer. Ausgerechnet mit seinem ersten und einzigen Freund musste es sich Toni verscherzen. Dabei konnte er gar nichts dafür.
“Vergiss es! Was weißt du schon über mein Leben!”, brummte er. Er hätte nie mit hier her kommen sollen. Daheim wartete noch genug Arbeit auf ihn.
“He Jungs vertragt euch wieder, Amber ist im Anmarsch!” Ausgerechnet als Toni seine Sachen wieder zusammen packen und gehen wollte, tauchte die Schwester Alex auf. Dabei hätte Toni die unangenehme Situation gern hinter sich gelassen. Wäre einfach auf und davon. Aber nun hielt die große Frau mit dem zurück gebundenen Zopf und der zierlichen Brille direkt auf ihn zu. Der Fluchtweg war ihm damit versperrt.
“Oh ein neues Gesicht! Willst du etwa auch mit spielen?” Nein? Die Lust darauf war ihm gerade vergangen. Einen finsteren Blick warf Toni zur Seite, wollte Enrico damit strafen, aber er stand nicht mehr da. Verwirrt sah Toni sich nach ihm um. Wo war der blonde Kerl jetzt wieder hin.
“Zeig mal!”, bat die sanfte Frauenstimme dafür. Ohne seine Erlaubnis abzuwarten, nahm sie ihm die Gitarre aus der Hand und sah sie sich genauer an.
“He!”
“Das ist eine Einzelanfertigung, wo hast du denn so was teures her? Das ist eigentlich nichts für Anfänger!” Jetzt ritt sie auch noch auf seinem scheinbaren Reichtum herum. Er hatte alles nur zugesteckt bekommen.
“Das war ein Geschenk!”, wurde Tonis Stimme ungewollt laut. Er war nicht reich, warum wollte ihm das keiner glauben?
“Ach so! Dann solltest du fleißig damit ü…! Enrico!!!” Ein ohrenbetäubendes Quietschen erfüllte die Garage und schallte im Vorgarten wieder. Was tat dieser Idiot schon wieder? War das etwa seine Art zu spielen? Das war ja scheußlich. Um sich vor dem Lärm zu schützen, legte Toni beide Hände auf die Ohren. Was war das nur?
“Hört sich an wie ner Katze auf den Schwanz getreten was?”, schmunzelte Alexander.
“So schreit mein Kater noch nicht mal, wenn ich mich ausersehen ganz auf ihn drauf lege!”, entgegnete Toni.
“Enrico! Hör auf! Du machst sie noch kaputt!” Mit einer Violine in der Hand trat Enrico aus der Garage. Das war also das Instrument, welches ihm zum Opfer gefallen war.
“Warum? Ich dachte wir wollen üben?”
“Aber nicht so!” Fürs erste nahm Amber die Violine an sich. Gott sei dank! Dann konnten endlich die Proben anfangen.
“Anette, zeig mal ob du das Lied was ich dir mit gegeben habe schon auswendig kannst!”
“Ok!” Fröhlich lief Anette in die Garage und holte von dort eine alte Holzgitarre. Viel zu groß wie Toni fand. Wie konnte sie damit nur spielen? Ihre zierlichen Hände gingen auf den Saiten fast verloren. Trotzdem, Anette entlockte dem Instrument bezaubernde Töne. Ob er so etwas auch mal konnte?
“Das klingt doch schon sehr gut. Alex du begleitest sie mit dem Schlagzeug!” Das einzig neue Instrument neben Tonis Gitarre stand ebenfalls in der Garage. Alexanders Schlagzeug, war sicher teuer gewesen. Aber wessen Eltern sich eine derartige Villa leisten konnten, die hatten sicher auch genug Geld ihrem Sohn ein anständiges Musikinstrument zu kaufen.
Während Alex Anettes Gitarrenspiel mit einem Rhythmus unterlegte, kam Amber zu ihm. Das Liede musste Toni jetzt aber nicht mitspielen oder?
“Kannst du schon Noten lesen?” Nicht wirklich. In dem Buch hatte zwar viele dieser merkwürdigen Zeichen gestanden, aber mit ihnen hatte Toni nicht viel Anfangen können.
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyFr Nov 21, 2008 10:39 am

“Nein, ich hab nur ein Lernbuch und das ist ganz schön kompliziert!” Das war es tatsächlich, auch wenn Anfänger auf dem Umschlag stand.
“Ok, am besten lernt man Noten an einem Instrument. Enrico du kannst gleich mit zu mir kommen. Noten sind für dich ja auch ein Fremdwort!”
“Aber ich will endlich spielen!” Nur murrend kam Enrico zu ihnen. Aber wenigstens schien er ihren Streit von eben vergessen zu haben. Sein Blick war wieder freundlich, so wie immer. Keine finstere Mine, kein Misstrauen mehr. Irgendwie seltsam, wie schnell seine Laune umschlug. Aus ihm wurde Toni einfach nicht schlau. Den ganzen Nachmittag über verlor er kein Wort mehr über den Streit, machte Witze und lachte viel. Während Toni sich noch Gedanken darüber machte, wie er seinem neuen Freund alles erklären könnte, war es für Enrico gar nicht mehr wichtig. Irgendwann vergaß selbst Toni worüber er sich so viele Sorgen gemachte hatte. Für ein paar Stunden war er einfach nur ein Kind unter Kindern. Lernte mit Ambers Hilfe neue Griffe an seiner Gitarre und die Bedeutung von Noten.
Ganz zum Schluss versuchten sich alle vier an einem gemeinsamen Lied.
Es klang schrecklich, selbst Amber musste sich immer wieder die Ohren zu halten. Aber was spielte das schon für eine Rolle. Bei jedem schiefen Ton hatten sie etwas zu Lachen. Zum ersten mal in Tonis Leben machten Fehler ihm Spaß. Dann konnten sie eben die eingeübte Melodie nicht zur gleichen Zeit spielen. Was machte es schon, das Enricos quietschende Violine schlimmer war als das Gekreische einer Katze. Sie waren ja nur eine Band ohne Namen. Niemand würde ihnen zuhören, ihr Können bewerten.

Als die Sonne unterging , entschied Toni, das jeder Spaß auch ein Ende haben musste. Schon viel zu lange war er hier gewesen. Allmählich wurde es Zeit nach Hause zu gehen. Schnell war noch ein Termin für den nächsten Tag ausgemacht, dann blieb nur noch der Abschied. Besonders von Anette wollte ihm das nur schwer gelingen. Ein letzter Blick, ein letztes mal nur Kind sein, dann lief Toni los. Zurück in seine Realität, in der das Töten oberste Priorität hatte.
Ein Seufzer überkam Toni auf seinem Weg. Nur nicht an den nächsten Auftrag denken. Irgendwie würde schon alles gut werden, oder? Ja, bis er einen Fehler beging. Noch einmal musste Toni seufzen, dann hatte er das Hochhaus erreicht. Über den Fahrstuhl, mit dem Schlüssel im Schloss, fuhr er hinauf. Ob Butch wohl sauer war, dass er erst jetzt zu Hause war? Die Sonne war längst unter gegangen, so lange hatte er nie weg bleiben dürfen. Aber er hatte nicht gehen wollen. Beim Spielen hatte er die Zeit ganz vergessen.
Denn langen Flur bis zur Wohnungstür rannte Toni entlang, schloss hastig mit seinem Schlüssel auf. Als er die Tür aufschlug, brannte schon Licht in seinem Zimmer. Sicher wartete Butch schon auf ihn.
Nach einem Blick durch das Wohnzimmer, fand Toni seinen Mentor auch gleich. Eine große gläserne Tischblatte hatte dieser in der Hand, versuchte sie auf den Tischbeinen ab zu legen.
“Butch, warte ich helf dir!” Die Gitarre, die Toni auf dem Rücken trug, ließ er neben der Tür sinken und lief dem dunkelhäutigen Mann entgegen. Gemeinsam legten sie die neue Tischplatte ab, dann erst begann Butch zu sprechen:
“Du kommst genau richtig. Schraub die neue Platte mal fest. Ich bring die alte weg, dann muss ich dir was zeigen!” Während Butch die Glasplatte aufhob, die neben dem Tisch am Boden lag, sah Toni ihm verwirrt nach. Er war genau richtig? Kein Wort übers zu spät kommen? Und wozu brauchte er eine neue Tischplatte? War die alte nicht mehr gut genug?
Wie Butch ihm aufgetragen hatte, verschraubte Toni die Glasplatte an den Tischbeinen, bis ihm ein seltsames Muster auf der Platte auffiel. Geschliffene Vierecke? Das sah ja aus wie ein Spielfeld. Was machte so was auf einer Tischplatte? Vom Tisch und den Schrauben, fiel Tonis Blick auf das Sofa. Ein kleiner Koffer, lag auf ihm. Was da wohl drin war? Neugierig geworden kroch Toni unter dem Tisch hervor und öffnete die Verschlüsse. Gläserne Figuren lagen eingebettet in schwarzem Samt, im Inneren des Koffers. Dann ergaben die geschliffenen Kästchen auf dem Tisch, wirklich ein Spielfeld?
“Ah, du hast es schon entdeckt!” Erschrocken fuhr Toni zusammen. Toll, jetzt hatte ihn Butch auch noch beim Rumschnüffeln entdeckt.
“Das sind Schachfiguren!” Schach? Davon hatte er noch nie etwas gehört. Wozu sollte das alles gut sein? Brettspiele spielen, war das nicht eher etwas für Kinder?
“Zieh dir nen Sessel an den Tisch, dann zeig ich dir wies geht!”
“Aber wozu?” Während Toni einen Sessel an den Tisch heran rückte, ließ sich Butch auf dem Sofa nieder und begann damit die Figuren auf dem Glasstisch aufzustellen.
“Das ist ein Spiel, dass Taktik erfordert. Es schuld dein strategisches Denken!” Da war er wieder, der Hacken an der ganzen Sache. Klar das er nicht nur zum Spielen hier war. Ein Spiel mit Taktik, dass würde Toni nie begreifen. Allein die vielen seltsamen Figuren. Zwei Reihen davon in Schwarz und zwei in durchsichtigem Glas. Was für ein seltsames Spiel. Nach Butchs Erklärung hatte jede Spielfigur ihre ganz eignen Bewegungsmuster auf dem Feld. Die kleinen ganz vorn zum Beispiel, durfte nur am Anfang zwei Schritte gehen, später nur noch einen. Mächtig kompliziert. Kein einziges Spiel gewann Toni. Manchmal brauchte Butch nur zwei Züge für ein Schach matt. Wie deprimierend. Trotzdem war es mal eine ganz andere Art des Trainings und machte sogar irgendwie Spaß. Konnte nicht alles was Butch im beibringen würde so sein?
Die Stunden vergingen, Toni merkte es gar nicht. Weit nach Mitternacht war es, als er die Augen nicht mehr länger offen halten konnte. Ohne es zu merken, schlief Toni einfach im Sessel ein. Nur für einen Moment hatte Butch den Raum verlassen, um sich etwas zu Trinken aus dem Schlafzimmer und der dort versteckten Minibar zu holen, schon war er weggenickt. Von dem Schmunzeln seines Mentors bekam er nichts mehr mit, auch nichts davon als Butch ihn aus dem Sessel hob und ins Bett brachte.
Zugedeckt und mit einem richtigen Kopfkissen schlief es sich auch gleich viel besser. Nur einmal drehte sich Toni noch um, sah kurz auf, als Butch die Tür nach sich schloss, dann wurde es wieder schön ruhig. Zum ersten mal überhaupt, war alles gut.
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptySo Nov 23, 2008 10:58 pm

Ich hab mich erkundigt. Ja, man transportiert auch E - Gitarren in speziellen Gitarrenkoffern.
LG
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyDi Nov 25, 2008 1:06 pm

@writer: Danke für die Mühe. Jetzt sind wir beide schlauer^^.

11. Kapitel
~Der erste Auftrag~


Die Wochen vergingen. War Toni nicht gerade mit Lernen beschäftigt, zog er mit seinen neuen Freunden durch die Gegend, übte weiter Gitarre und schaffte es mit Alexander, Anette und Enrico sogar einige Lieder einzuüben. Selbst im Schach wurde er immer besser. Auch wenn es nie für ein Schach matt reichte. Butch war in dem Spiel einfach zu gut, selbst an diesem Morgen.
Endlich hatte Toni es mal geschafft den dunkelhäutigen Hünen in die Enge zu treiben. Zum ersten Mal konnte auch er sagen:
“Schach!” Als der König Butchs in der Falle saß. Jetzt würde er sicher dumm schauen. Als Toni vom Spielfeld auf sah, lag in Butchs Gesicht allerdings nur ein gemeines Grinsen.
“Schach matt!”, meinte er, während er eine Figur vor seinen König schob. Das konnte doch gar nicht sein. Aber nach einem Blick zurück, war es natürlich so. Bei all seiner Freude über den offnen Weg zum König Butch, hatte Toni ganz vergessen auf seine eigene Deckung zu achten. Welch fiese Falle.
“Man, kannst du mich nicht mal gewinnen lassen?”, brummte Toni deprimiert. Wieder so ein Fehlschlag. Bei dem Spiel würde er nie gewinnen.
“Deine Gegner werden sich auch nicht einfach erschießen lassen, nur weil du es willst!” Das Butch immer gleich alles für eine Lektion nutzen musste.
“Ja, ja ich weiß!”, gab Toni ihm nur zurück und stellte die Schachfiguren neu auf. Beim nächsten Versuch würde er mehr aufpassen. Butch musste doch zu schlagen sein, irgendwie.
“Lass uns für heute Schluss machen. So langsam bekomm ich Hunger!” Anstatt die weißen Figuren auf seiner Spielfeldseite in die Ausgangsstellung zurückzusetzen, begann sich Butch erst mal zu strecken. Nach einem Blick auf seine Armbanduhr musste auch Toni feststellen, dass es schon längst Zeit für das Mittagessen war. Wenn sie sich nicht beeilten, würden sie nichts mehr abbekommen.
“Ja, was essen, das klingt gut!” Obwohl Toni nun schon seit gut einem Monat essen konnte wann immer er wollte, war es trotzdem etwas besonderes. Die Karte, die er stets bei sich trug, hatte längst einen Ehrenplatz in seiner Hosentasche bekommen.
“Na dann auf. Bevor uns die anderen nichts mehr übrig lassen!” Das ließ sich Toni nicht zwei mal sagen. Während Butch schon voraus ging, füllte Toni nur noch den Napf seines Katers nach, dann ließ auch er seine Zimmer hinter sich.
Mit dem Fahrstuhl ging es nach Unten. Was er wohl heute essen würde. So viel Auswahl. Am besten waren noch immer die Nudeln. Auch wenn er die schon gestern gegessen hatte, bestellte sich Toni wieder eine Portion und ließ sich damit auf einen der Stühle nieder. Während sich Butch einige Tische weiter zu Michael gesetzt hatte und gemeinsam mit ihm zu Mittag aß, blieb Toni lieber allein. Stets wählte er einen leeren Tisch, aber heute wollte sich unbedingt jemand zu ihm setzten. Nur kurz sah Toni auf, als der Junge ihm gegenüber platz nahm. Andy, was wollte der schon wieder? Hinter dem Junge blieben seine Freunde stehen. Logisch, allein würde er sich das nicht trauen.
“Ohhhhr kuckt mal, wer sich schon wieder den Bauch voll schlagen darf!” Stimmte ja. Andy war zu spät nach Hause gekommen. Er hatte Michael deswegen rumschreien hören. Geschah ihm ganz recht, er durfte ruhig auch wissen was Hunger war. Ohne den Jungen Beachtung zu schenken aß Toni einfach weiter. Die würden schon wieder verschwinden, hoffte er.
“Ach komm das brauchst du doch gar nicht alles!” Und ob, jede Nudel. Als Andy sich einmal mehr seinen Teller unter den Nagel reißen wollte, seine Hand über den Tisch ausstreckte, stacht Toni ihm mit aller Kraft die Gabel in den Handrücken.
“Pfoten weg!”, fauchte er Andy an, der einen Aufschrei nicht verkneifen konnte. Das würde sicher das letzte Mal sein, dass er sich so was erlaubte. Immerhin war Toni kein minderwertiger Schüler mehr. Niemand hatte sein Essen anzurühren, schon gar nicht so einer wie Andy. Seine Späße konnte er in Zukunft mit einem anderen treiben.
Während Tonis Blick noch immer finster auf den Jungen im Stuhl ihm gegenüber gerichtet war, begann sein Handy zu klingeln. Ohne wegzusehen, zog Toni es aus seiner Hosentasche.
“Ja?”, wollte er nur wissen.
“Komm in mein Büro, ich hab Arbeit für dich!”, erklang am anderen Ende der Leitung die Stimme Denjiels. Super, so viel zu seinem Mittagessen.
“Geht klar!”, gab Toni seinem Chef zurück, dann klappte er das Handy wieder zu und verstaute es in seiner Hosentasche.
“Hier das wolltest du doch unbedingt!” Die Gabel ließ Toni los und nahm stattdessen seine Teller in die Hand. Während Andy sofort seine verletzte Hand zurück und die Gabel aus ihr zog, drehte Toni den Teller über seinen Kopf einfach um. Mochte er sich die Nudeln doch aus den Haaren fischen. Ohne ein weiteres Wort ließ Toni Andy und den Teller am Tisch zurück und lief zum Fahrstuhl. Mit dem ausgehändigten Schlüssel gelangte Toni in den 59ten Stock und schließlich in den Besprechungsraum. Wie immer saß Denijel an der Stirnseite des langen Tisches, als Toni den großen Raum betrat und winkte ihn zu sich. Sein Blick war auf einen Stapel Papier gerichtet. Scheinbar hatte er wichtige Geschäfte abzuschließen, aber was hatte Toni damit zutun?
Obwohl er nun schon oft hier oben war, so fühlte er sich noch immer unwohl in der Gegenwart des großen Chefs. Einmal musste er tief durchatmen, bevor er die letzten Schritte gehen konnte.
“Setz dich! Ich bin gleich fertig!”, wies Denijel ihn an, als Toni ihn erreichte. Ohne zu zögern gehorchte er, ließ sich zur rechten des großen Mannes nieder. Was wohl seine erster Auftrag war? Hoffentlich war er nicht zu schwer. Wenn er gleich zu Beginn scheiterte, nicht auszudenken. Dann blühte ihm sicher das selbe Schicksal wie seinem Vorgänger.
“Ok pass auf!”, rief ihn Denijels Stimme aus seinen Gedanken zurück. Jetzt bloß nicht aus der Ruhe bringen lassen.
“Du kennst doch Jessen, der der für uns dealt. Seit neusten verdient er sich bei der Konkurrenz was dazu. Michael hat ihn dabei erwischt, seit dem ist der Kerl auf der Flucht. Ich nehme an er will die Stadt verlassen. Ich will das du ihn findest und so unauffällig wie möglich ausschaltest!” Einen Verräter beseitigen, so so. Davon schien es ja in letzter Zeit einige zu geben. Erschreckend dass sich das überhaupt jemand traute.
“Dann werde ich ihn wohl am Bahnhof finden. Um eins fährt ein Zug der Deutschland in Richtung Österreich verlässt!” Alle Fahrpläne kannte Toni längst auswendig. Immer wieder hatte Butch sie ihn aufsagen lassen, aber erst jetzt verstand er warum. Alles was er in den letzten Wochen gelernt hatte, galt nur dem Zwecken zur Richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
“Erstaunlich, Butch scheint ein guter Lehrer zu sein!” Der Blick seines Chefs war anerkennend und zufrieden auf ihn gerichtet. Ob er ihn wohl beeindruckt hatte? Ganz gleich, er musste sich beeilen.
Ohne noch länger zu warten, erhob sich Toni wieder. Den Zug musste er noch erwischen. Auch sein Gewehr musste er noch holen. Mit zügigen Schritten lief Toni zur Tür, bis ihn Denijels Stimme inne halten ließ:
“Und Toni, enttäusch mich nicht!” Das war überflüssig. Als wenn er nicht gewusst hätte, was ihm bei einem Fehlschlag blühte. Dann hätte er sich gleich selbst in den Zug einsteigen können. Ohne ein Wort verließ Toni den Konferenzraum, fuhr mit dem Fahrstuhl erst in 51 Stock, um seinen Gitarrenkoffer zu holen und schließlich bis ins Erdgeschoss. Um noch rechtzeitig am Bahnhof anzukommen musste er sich beeilen. Aber was dann? Einfach so konnte er sicher nicht in der Menge sein Gewehr zusammen bauen und jemanden erschießen. Ein richtiger Auftragskiller zu sein war sehr viel schwerer als Toni bisher gedacht hatte. Während er durch die Straßen hetzte, wollte ihm einfach nicht einfallen, wie er diesen Fall lösen sollte. Dieses Mal hatte er keine Zeit den passenden Moment abzuwarten, sich in ruhe die richtige Position zu suchen. Wenn er nicht schnell genug entschied, war sein Opfer auf und davon. Auch musste er den Kerl auf dem unübersichtlichen Bahnhof erst einmal finden. Auf welchem Gleis fuhr der Zug gleich noch mal ab? In Gedanken ging Toni noch einmal den Fahrplan durch. Gleis 12? Ja genau! An den Schildern orientierte er sich beim betreten des Bahnhofes. Gleis 10, 11, 12, nur noch eine Treppe. Sicher stand der Kerl direkt am Rand, um sofort in den Zug einsteigen zu können. Immerhin rechnete er ja damit, dass man ihm auflauerte.
Als Toni die Treppe erklommen hatte, und den Bahnsteig einsehen konnte, waren dort so viele Menschen, dass er sich kaum einen Überblick verschaffen konnte. Direkt vor ihm spielten ein paar Jungen mit einem Fußball, eine Großfamilie lachte gegenüber, die wenigen Sitzplätze waren alle belegt und am Steg standen etliche Geschäftsmänner, die auf ihren Zug warteten. Wie sollte er hier einen Mord begehen? Da waren viel zu viele Zeugen.
“Vorsicht an Gleis 12! Der ICE nach Regensburg wird unseren Bahnhof durchfahren. Bitte treten sie vom Gleis zurück!” Dröhnte es aus den Lautsprechern. Eine Durchfahrt, um die Zeit? Auf die Fahrpläne im Netz war auch kein Verlass mehr und wo war dieser verdammte Kerl, den er umlegen sollte. Unter so vielen Menschen, konnte Toni ihn einfach nicht finden. Dafür war in der Ferne schon der Zug zu hören, der sicher gleich in voller Geschwindigkeit durch den Bahnhof rasen … Moment. Warum denn immer Schießen? Vielleicht brauchte Toni gar kein Gewehr. Wenn er jetzt nur das gesuchte Opfer finden könnte. Wo waren gleich noch die Jungen mit dem Ball? Beim flüchtigen Blick über den Gleis fanden Tonis Augen schließlich Jessen. Der Mann in einem schwarzen Anzug, und mit einem großen Aktenkoffer neben sich, stand tatsächlich wie vermuten direkt am Gleis. Die Warnung über Lautsprecher hatte er wohl einfach überhört. Na um so besser. Er sollte nur da stehen bleiben. Der Zug würde auch nicht mehr lange brauchen, jetzt musste er nur noch die Kinder wieder finden. Durch lautes Zurufen untereinander machten diese beim Spielen auf sich aufmerksam. Denen den Ball zu klauen, war sicher nicht schwer. Jetzt war sogar das Fußball spielen mit Enrico und seinen Freunden für etwas gut. Ohne Probleme jagte Toni den verdutzten Jungen den Ball ab und verschwand damit in der Menge. Niemand hatte auf ihn geachtet, gut so, jetzt brauchte er nur noch freie Bahn für einen Schuss. Auch würde ein Treffer nicht reichen, Jessen musste sich erschrecken, um zufallen.
Zeit noch länger zu planen blieb Toni nicht, der Zug war schon zu nah. Bevor er eine Lücke zwischen den Menschen für einen Schuss nutzte, rief er einfach nach dem Mann im Anzug.
“Jessen!!!” Verwirrt und Ängstlich drehte dieser sich zu ihm um. Sicher rechnete er jetzt mit der Vergeltung seines Klans. Wie recht er doch mit seiner Vermutung hatte. Mit voller Kraft trat Toni gegen den Ball, schoss in zielsicher direkt auf den Brustkorb seines Opfers. Erschrocken und von der Wucht des Balls getroffen verlor dieser das Gleichgewicht, stürzte Rückwärts auf die Gleisen. Es vergingen nur wenige Sekunden, dann hatte auch der Zug diese Stelle erreicht. Selbst die Vollbremsung des Zugführers konnte den ICE nicht mehr stoppen. In voller Fahrt rauschte er über die Unglücksstelle und kam erst etliche hundert Meter entfernt zum Stehen. Toni hingegen war schon längst wieder verschwunden. Bevor ihn jemand mit dem Schuss in Verbindung bringen konnte, fehlte von ihm schon jede Spur. Der Ball, der beim Aufprall auf Jessen zurück geworfen wurde, hatte er lediglich zu den spielenden Jungen zurück rollen lassen. Wenn überhaupt war alles nur noch ein bedauerlicher Unfall. Sehr gut! Wenn er jetzt noch ungesehen vom Bahnsteig verschwinden konnte. Aber nichts einfacher als das. Alle Aufmerksamkeit lag ohnehin auf dem Unfallort. Tonis Augenmerk wanderte jedoch zum Aktenkoffer. Der stand noch immer am Bahnsteg. Was wohl in ihm drin war? Sicher irgend etwas wichtiges, wenn Jessen ihn bei sich hatte.
Im Vorbeigehen entschied Toni ihn einfach mit zu nehmen. Unauffällig griff er nach dem Koffer und verschwand dann vom Bahnsteg. Wieder hatte ihm keiner nachgeschaut. Klar, es war ja auch nicht alltäglich das jemand von der Bahn überrollt wurde. Das mussten sie alle klotzen. Ein Glück nur, dass ausgerechnet heute die Fahrpläne anders waren. Vor einen Zug, der am Steg angehalten hätte, hätte Toni den Kerl nie stoßen können.
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyDi Nov 25, 2008 1:07 pm

Zufrieden mit dem Ausgang des Auftrages verließ Toni den Bahnhof. Denijel hatte wohl recht, Butch war wirklich ein guter Lehrer. Vor ein paar Wochen, hätte er so einen Auftrag nie bewältigen können und den Koffer hätte er sicher auch stehen lassen. Wo er gerade dabei war, was war eigentlich in dem drin? Auf seinem Weg zurück zum Hochhaus, bog Toni in den Stadtpark ab. Versteckt zwischen Bäumen und Sträuchern gab es dort eine Bank, auf der er den Koffer ablegen und ungestört öffnen konnte. Zum Vorschein kamen Geldscheine. Unendlich viele. Alle gebündelt und säuberlich in den Koffer sortiert. Wow. So viel Geld auf einen Haufen hatte Toni noch nie gesehen. Aber logisch, dass es bei der Sache um sehr viel Geld ging. Nur dafür wagte es überhaupt jemand sich den roten Drachen zu widersetzen. Was man sich davon wohl alles kaufen konnte?
Nein, lieber klappte er den Koffer wieder zu. Dafür lohnte es sich nicht zu Sterben. Die Verschlüsse drückte Toni zu, dann hob er den Koffer von der Bank. Besser er brachte ihn seinem Chef. Auch wenn das nicht seine Aufgabe gewesen war, brachte ihm das sicher ein paar Pluspunkte ein.
Durch den Park kehrte Toni auf die Hauptstraße zurück und über sie zum Wolkenkratzer. Ohne Umwege lief er zum Fahrstuhl und fuhr mit ihm in den 59 Stock. Vielleicht war Denijel ja noch im Konferenzraum und er konnte ihm den Koffer sofort übergeben. Nach einem Blick in den großen Raum wurde seine Vermutung bestätigt. In dem Stuhl, in dem er ihn zurück gelassen hatte, saß Denijel noch immer, dieses Mal allerdings nicht mehr allein. Neben ihm saß Michael. Prima, der hatte ihm gerade noch gefehlt. Es reichte eigentlich schon das er ihn am Nachmittag beim Training sah. Was musste der auch jetzt hier sein. Egal, er musste sowieso Bericht erstatten. Ohne anzuhalten lief Toni am Tisch entlang, bis zur Stirnseite und legte dort den Koffer ohne ein Wort vor Denijel ab. Das reichte sicher zur Bestätigung seines Erfolges. Freiwillig hätte ihm Jessen diesen Koffer sicher nicht ausgehändigt.
Verstörte Blicke waren ihm damit sicher. Das er auch noch das verlorene Geld mit brachte, damit hatten sie sicher nicht gerechnet. Von Toni wanderte Denijels Blick auf den Koffer. Mit geübten Handgriffen waren die Verschlüsse geöffnete und der Deckel zurück geklappt. Einen Moment betrachtete Denijel den Inhalt, dann schob er ihn zu Michael, damit auch dieser hinein sehen konnte.
“Butch hatte wohl den Richtigen Riecher mit ihm!”, fügte er zufrieden an. Na wenigstens bei ihm sammelte Toni kräftig Pluspunkte. Michael hingegen war so ernst wie immer, als er zu ihm aufsah und wissen wollte:
“Hat dich jemand gesehen?”
“Nein!”, blieb Tonis kurze Antwort. Darauf hatte er geachtet.
“Wie viele Kugeln werden sie finden?”, stellte Denijel ebenfalls eine Frage in den Raum. Zum beantworten kam Toni jedoch nicht mehr. Stattdessen ertönte die tiefe Stimme Butchs.
“Keine einzige!” Mit einer Fernbedienung in der Hand, kam er auf sie zugelaufen. Wie hatte er es nur geschafft ohne ein Geräusch hier rein zu kommen? Wieder einmal hatte Toni ihn nicht gehört. Erschreckend. Noch während er sich darüber wunderte und darüber wieso Butch schon wieder bescheid wusste, drückte dieser auf einen Knopf der Fernbedienung. Ein Bildschirm fuhr daraufhin von der Decke und in Sichthöhe. Ein weiterer Knopf schaltete ein Nachrichtenprogramm ein.
“Am Bahnhof in Limbach kam es heute zu einem tragischen Unfall. Gegen 12:30 wurde ein Passant von einem ICE erfasst und verstarb noch am Unfallort…” Es war gerade mal eine halbe Stunde her und lief schon im Fernsehen? Die Übertragung war zwar Live aber trotzdem erstaunlich. Diese Reporter waren auch überall.
“Du hast ihn vor einen Zug gestoßen?” Ja? War das falsch? Michaels Stimme klang so vorwurfsvoll. Was hätte er auch sonst an dem überfüllten Bahnhof tun sollen?
“Der Junge ist klasse, den behalten wir!”, entschied Denijel. Und wieder waren sich die beiden nicht einig. Von einem zum anderen ging Tonis Blick. Was nun? War der Auftrag nun gut oder schlecht ausgeführt?
“Sies ein Michael Butch hatte recht!” Einmal Klopfte Denijel Michael auf die Schulter, dann erhob er sich. Den Koffer drehte er noch einmal, damit auch Butch den Inhalt sehen konnte.
“Er hat sogar das gestohlene Geld mitgebracht!”
“Ja, das ist mein Schüler!” Den Arm legte Butch um seine Schulter und zog Toni zu sich. Toll, er war doch kein dressierter Hund, oder doch? Wirklich wohl fühlte sich Toni bei der Umarmung nicht. Auch Michaels Blick lag noch immer finster auf ihm. Das wurde heute sicher eine harte Trainingsrunde, mit ihm. Schließlich erhob Michael sich. Bisher hatte er noch nicht viel zu allem gesagt, ein Grund warum selbst Butch und Denijel auf eine Reaktion warteten.
“Wie viel von dem Geld hast du selbst eingesteckt?” Nichts? Was sollte die blöde Unterstellung? Als wenn er sich das gewagt hätte. Die Frage Michaels legte sich kurz darauf auch in die Gesichter der anderen beiden. Toll, das trauten sie ihm doch nicht etwa wirklich zu, oder? Er musste schnell was sagen, bevor sie noch versuchten ein eventuelles Versteck aus ihm heraus zu Prügeln.
“Nichts, zähl’s doch nach, wenn du’s mir nicht glaubst!” Sicher waren die Scheine abgezählt. Wenn sie sicher gehen wollten konnten sie es ja nachprüfen. Aber weder Michael noch Denijel oder Butch hatten die Lust eine halbe Millionen Euro in Scheinen nachzuzählen. Da lag es näher, einfach zu vertrauen.
“Lass gut sein Michael, er hätte den ganzen Koffer haben können. Er ist sauber!” Mit einer Hand schlug Denijel den Koffer zu und nahm ihn an sich. Na endlich war das geklärt. Hatte er jetzt frei? Konnte er jetzt gehen? Während Michael und Denijel gemeinsam den Raum verließen, blieb bloß Butch bei ihm.
“Dann sind wir wohl in Zukunft die großen Vier was?” Das war nicht sein ernst. Das wollte Toni nicht einmal. Unter den dreien war nur Butch ok. Die anderen beiden, nein in den Club wollte er nicht aufgenommen werden. Das zu sagen wagte Toni jedoch nicht. Sicher kam das auch einem Verrat gleich.
“Das sollten wir feiern!”, entschied Butch. Prima, er brachte einen Menschen um und das wurde auch noch gefeiert. Ob die anderen beiden da auch dabei waren?
Gemeinsam mit Butch fuhr Toni mit dem Fahrstuhl aufs Dach. Michael und Denijel hatten es sich hier oben schon gemütlich gemacht. Während Michael am Rand des Daches saß und mit einem Bier über die Dächer der Stadt sah, saß Denijel auf einem Lüftungsrohr und trank sein erstes Bier leer. Der Koffer mit dem Geld stand neben ihm. Sicher gab er den so schnell nicht mehr aus der Hand. Zwischen den beiden stand zwei Kästen, die wollten sie aber nicht zu viert exen oder? Ohne Umwege hielt auch Butch auf einen der Kästen zu und zog zwei Falschen heraus. An der Brüstung, auf der Michael saß, öffnete er sie und bracht Toni eine davon. Prima, jetzt war er wirklich offiziell im Club der Mörder aufgenommen. Was wohl seine Mutter dazu gesagt hätte?
“Den Moment sollten wir festhalten!”, entschied Butch und zog aus seinem Mantel eine kleine Kamera. Ja genau, auch noch ein Photo. Auf einem der Lüftungsrohre stellte er sie ab und programmierte sie auf Selbstauslöser, dann kam er hastig zu ihm zurück gelaufen. Wieder legte Butch seinen Arm auf Tonis Schulter ab und lächelte in die Kamera. Nur widerwillig beugte sich Michael dem Foto und sah zu ihnen. Einen dummen Spruch konnte er sich trotzdem nicht verkneifen:
“Du bist viel zu leichtgläubig und sentimental Butch. Das bringt dich noch mal um!”
“He, einer muss doch den Guten unter uns spielen!”, fügte Denijel an und grinste ebenfalls in die Kamera. Na toll, Butch der Gute, Michael der Böse, Denijel der Chef und er der Auftragskiller. Was für ein Gespann. Nur mit Mühe zwang sich Toni ein Lächeln ins Gesicht, als der Blitz der Kamera sie alle für die Ewigkeit in einem Bild festhielt.
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyDi Nov 25, 2008 7:07 pm

Find ich prima, dass Toni sich endlich mal an Andy rächen kann.
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BeitragThema: Re: Die Wölfe ~Zwei Streuner~   Die Wölfe ~Zwei Streuner~ - Seite 2 EmptyDo Dez 18, 2008 7:12 am

12. Kapitel
~Tonis Geheimnis~

Die Wochen vergingen. Immer wieder mischte sich ein Auftrag in Tonis Alltag. Hin und wieder wurde er sogar per Telefon von fremden Menschen kontaktiert. Sein Ansehen im Clan stieg mit jeden Tag, selbst Andy wurde auf einmal freundlich. Trotzdem, wann immer Toni die Zeit fand, ließ er das Hochhaus und die roten Drachen hinter sich. Alles was er unter ihnen tun musste, war nicht er. Ein ganz normales Kind, mehr wollte Toni nicht sein und es gab nur zwei Menschen bei denen er sich so fühlte. In Enricos kleiner Familie. Er hatte zwar auch keine Eltern, aber immerhin einen großen Bruder. In dessen Wohnung war es fast wie in einem echten zu Hause. Gern verbrachte Toni dort den Nachmittag. Längst war er ein Stammgast und so weit es seine Aufträge zu ließen blieb er bis zum Abendbrot.
Hoffentlich war das Heute genauso. Bisher kam noch kein Anruf und Butch machte auch nicht den Eindruck mit ihm den ganzen Tag verbringen zu wollen. Noch ein Schachspiel und er durfte sicher gehen.
Wieder war Toni am Zug und noch immer lief er ständig Gefahr seinen König einem Schachmatt auszuliefern. Aber seit neusten ließ er sich mit dem nächsten Zug Zeit. Was Butch wohl vor hatte. Warum stand sein Pferd ausgerechnet hier und nicht wo anders. Sicher hatte er wieder eine miese Falle vorbereitet. Dabei war Toni nur noch zwei Züge von seinem ersten Schachmatt entfernt. Seltsam das Butch ihn so weit hatte kommen lassen. Ob er wohl einfach nicht aufgepasst hatte, oder war es wieder nur ein Trick? Während Toni noch überlegte lief Butch durchs Zimmer und sah immer wieder aus dem großen Fenster. Schon die ganze Zeit war er so unruhig. Sicher hatte er noch besseres zu tun, als auf seinen nächsten Zug zu warten. So entschied Toni einfach das Risiko einzugehen und setzte seinen Plan fort.
“Du bist!”, ließ er den großen Mann wissen, das er fertig war. Nur einen flüchtigen Blick warf Butch auf das Spielfeld zurück, als er meinte:
“Komm heute nicht so spät nach Hause. Denijel wollte dich sprechen, wenn er wieder da ist!” Über das Sofa gebeugt schob Butch sein Pferd zwei Felder vor und eines zur Seite. Also doch, er hatte was mit blöden Pferd vor.
“Lass uns für heute Schluss machen!”, entschied er danach. Super Idee. Das ließ sich Toni nicht zweimal sagen.
“Wann soll ich wieder da sein?”, wollte er lediglich noch wissen, während er sich schon seine schwarze Lederjacke überzog. Griffbereit hatte er sie über die Lehne des Sessels gehängt.
“Gegen drei!” Das war ja früh. Dann verpasste er ja den Dvd Abend. Seufzend zwang sich Toni zu einem kurzen:
“OK!”, dann lief er schon zur Tür. Nichts wie weg. Ein Kopfschütteln Butchs folgte ihm, als Toni die Tür nach sich zu warf. Was auch immer den großen Mann beschäftigte, Toni wollte damit nichts zu tun haben. Je schneller er aus dem Hochhaus raus kam, um so besser. Er war schon in genug dunkle Machenschaften verwickelt. Das reichte!
“He, Toni, warte doch!”
“Ja, bleib mal stehen!”, hörte er hinter sich die Rufe einiger Jungen verhallen. Seit er offiziell zur Führungsspitze gehörte, versuchten sich alle gut mit ihm zu stellen. Aber wo waren diese vermeintlichen Freunde, als er hungrig war, oder verprügelt wurde. Alle hier konnten ihm gestohlen bleiben. Ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen, ließ Toni sie hinter sich zurück. Ein Grund warum er als arrogant verschrien war, aber was kümmerte es ihn. Er brauchte sie nicht, aber sie brauchten ihn. Schon allein das zu wissen, stimmte Toni fröhlich. Was würden sie auch ohne ihren Meisterschützen tun? Ohne dem besten Auftragskiller der Stadt. Ok, er wurde langsam wirklich überheblich. Ganz gleich, nur noch wenige Schritte und das alles war egal. Dann war er nur noch ein normales Kind, dann spielten seine Aufträge keine Rolle mehr. Schon von weitem konnte Toni Enrico sehen. Auf der Straße vor dem Haus, in dem sein Bruder zur Miete wohnte, spielte er mit ein paar Jungen aus der Nachbarschaft Fußball. Typisch, stillsitzen konnte der Kerl einfach nicht. Kopfschüttelnd musste Toni darüber schmunzeln. Kein Wunder das Enrico bei jedem Dvd Abend schon nach der ersten halben Stunde einschlief.
Ohne sich anzukündigen mischte sich Toni in das Spiel der Jungen ein. Den Ball hatte er schnell erobere und eben so schnell war Enrico an seiner Seite. Er wunderte sich noch nicht einmal über sein plötzliches Auftauchen. Immerhin war er längst daran gewöhnt. Hin und her ging der Ball zwischen den beiden Freunden, bis sie sich den Weg bis zum markierten Tor an einer Hauswand frei gespielt hatten. Ein letzter Schuss und Tooooorr!
“Das ist unfair, wenn ihr beide im selben Team spielt!”
“Ja genau, Toni komm mit zu uns!”, protestierten die Jungen, die hinter ihnen zurück geblieben waren. Längst hatten Enrico und er sich als so gutes Team bewährt, das sie der Firnis halber nicht mehr zusammen spielen durften. Aber hin und wieder konnte Toni einfach nicht widerstehen. Immerhin war ein Tor, so viel einfacher. Nach einem kräftigen Händedruck mit Enrico, zur Begrüßung und zur Feier des Tores, fügte sich Toni jedoch den Zurufen seiner Freunde und schloss sich der anderen Mannschaft an.
Den ganzen Vormittag verbrachten die Freunde so spielend auf der Straße. Selbst das Mittag verpassten sie. Als die anderen Jungen nach Hause liefen, blieben Enrico und Toni allein auf der Straße. Zurück ins Heim, um dort zu essen, wollte Enrico nicht und auch Toni hatte keine Lust nach Hause zu gehen. Enricos großer Bruder würde heute ohnehin zeitiger nach Hause kommen. Sicher brachte er dann etwas zu Essen mit, von dem sich die beiden Freunde etwas stibitzen konnten. Bis es soweit war, konnten sie sich ja mit Fußball die Zeit vertreiben.
“Warum bist du heute eigentlich gar nicht in der Schule?”, wollte Toni nach einem Schuss wissen.
“Ich hab Herbstferien, du nicht?” Nein, so etwas kannte er nicht. Einfach mal zwei Wochen nichts tun, das wäre toll gewesen. Aber er hatte jeden Tag “Unterricht”.
“Nein. Ich hab nen Privatlehrer und immer Schule!” Stimmte zwar nicht ganz, aber hörte sich viel besser an, als Waffentraining, Taktik und Kampfsport. An seine seltsamen Lebensumstände hatte sich Enrico zum Glück schon gewöhnt. Lästige Fragen blieben aus. Dafür wanderte Enricos Aufmerksamkeit auf seine Lederjacke. Gleich zu Beginn hatte Toni sie ausgezogen und auf den Bürgersteig geworfen. Beim Fußball spielen war sie ihm einfach zu warm geworden. Was Enrico wohl so interessant an ihr fand?
“Ist das die Jacke?”, wollte er wissen und hob sie vom Boden auf.
“Hä?” Wie meinte er das nun schon wieder?
“Na die mit dem roten Drachen?” Ja? Und weiter?
“Ja, wieso?” Er würde das Symbol doch nicht etwa erkannt haben oder?
“Ich find die klasse. Darf ich sie mal anziehen?” Ach darum ging er ihm nur. Einmal musste Toni tief durchatmen. Jetzt hatte er sich tatsächlich erschrocken.
“Von mir aus!”, gab er dem Wunsch seines Freundes nach. Solange er sie nur anziehen wollte. Mit schnellen Handgriffen war die Jacke übergeworfen. Dann sah Enrico zufrieden zu ihm zurück. Scheinbar gefiel ihm die Jacke wirklich. Toni hingegen konnte das Schwarz nicht mehr ersehen. Viel lieber hätte er mal eine rote gehabt, da hätte man den Drachen nicht mehr erkannt.
“Und wie seh ich aus?” Ja, wie wohl. Die Jacke baumelte von seinen Armen, war sicher zwei Nummern zu groß. Wie in einem Sack, verlor sich Enricos Gestalt im schwarzen Leder.
“Sie ist dir zu groß!”
“Ja, hack nur wieder auf meiner Größe herum!” Er hatte doch nur die Wahrheit gesagt. Aber Enrico mit seiner Größe auf zu ziehen, machte immer wieder Spaß.
“Stimmt, die Jacke ist nicht zu groß, du bist zu klein!”
“Sag das noch mal!”
“Du bist zu klein, eineinhalb Meter ist nun mal nicht groß?” Tatsächlich musste Enrico zu ihm aufsehen, wenn er ihm in die Augen schauen wollte. Es war also noch nicht einmal gelogen, trotzdem ließ sich Enrico davon immer wieder provozieren. Mit geballten Fäusten wollte er auf ihn los gehen. Lachend ergriff Toni die Flucht.
“Bleib stehen Mistkerl!”, halte ihm Enricos drohende Stimme nach.
“Warum? Schaffst du’s etwa nicht mich mit deinen kurzen Beinen einzuholen?”
“Das reicht, dich mach ich fertig!” Dazu musste er ihn erst einmal einholen. Belustigt lief Toni einfach weiter, bis ihm eine große Gestalt den Weg versperrte. Wo war der denn auf einmal her gekommen? Gerade noch so konnte Toni vor ihm anhalten.
“Raphael halt ihn fest!”, rief Enrico irgendwo hinter ihm. Na toll, jetzt hätte er fast den großen Bruder umgerannt. Verlegen sah Toni auf. Von Raphael aber kam nur ein Kopfschütteln zurück, während er mit ein paar Einkaufstüten in der Hand, an ihm vorbei ging. Wirklich viel Beachtung hatte er ihm noch nie geschenkt. Ob er ihn wohl nicht leiden konnte? Noch während Toni ihm nach sah, wurde er von Enrico umgeworfen. Den Kleinen hatte er ganz vergessen. Auf seinem Brustkorb sitzend ballte dieser die Fäuste, bereit zum Schlag, während er drohte:
“So, wer hat jetzt kurze Beine, hä?”
“Du!”, gab Toni nur kleinlaut zurück und sah noch immer Raphael nach. Aus irgend einem Grund wollte er dessen Anerkennung und Wohlwollen. Vielleicht weil er so gern zu Enricos kleiner Familie dazu gehört hätte?
“Dein Bruder kann mich nicht sonderlich gut leiden oder?”, musste er schließlich einfach fragen. Enricos Gesichtszüge lockerten sich daraufhin wieder auf. Der Streit von eben war scheinbar schon wieder vergessen. Wie machte er das eigentlich, so schnell umzuschalten?
“Ach was, der ist immer so, wenn er von Arbeit kommt!” Während sich Enrico wieder erhob, bot er ihm sogar seine Hand zum Aufstehen an. Dankend nahm Toni sie an und ließ sich wieder auf die Beine ziehen.
“Komm, lass uns nachsehen, was er mitgebracht hat!”, schlug Enrico vor und rannte seinem Bruder nach. Kaum hatte er ihn erreicht, riss er ihm schon eine der Tüten aus der Hand.
“Die nehmen wir!”, erklärte er kurz und lief damit ins Treppenhaus des nahen Gebäudes. Kopfschüttelnd sah Toni ihm nach, bis auch er sich in Bewegung setzte, seinem Freund nachjagte. Ein letztes verlegenes Lächeln warf er Raphael zu, dann war auch er über die Treppe verschwunden.
Im zweiten Stock, war Enrico schon dabei die Tür der Wohnung mit einem Schlüssel zu öffnen. Was wohl in der gestohlenen Tüte war? So ganz langsam bekam auch Toni Hunger und ganz besonders Durst. Kaum hatte Enrico die Tür geöffnet und ihnen Einlass in die Wohnung gewährt, da verschwanden sie beide schon in der Küche, um sich über den Inhalt der Einkaufstüte herzumachen. Zutaten für Nudeln und einige eingefrorene Pizzas kamen zum Vorschein. Raphaels Überlebenspacket. Ganz zum Schluss kam sogar noch eine Flasche Cola zum Vorschein. Genau das richtige um ihren Durst zu löschen. Das sah Enrico wohl genau so, als er schon zwei Gläser aus einem der Schränke holte.
“Ihr Assgeier! Habt ihr kein zu Hause?” Nicht wirklich, nein.
“Wir sind doch zu Hause!”, konterte Enrico und goss die beiden Gläser voll. Noch ein Grund für Raphael sich auf zuregen.
“Und ich bekomm wohl keins?”
“Nö!”, war Enricos kurze Antwort.
“Undankbares Pack!”, brummte Raphael nur und holte sich selbst ein Glas aus dem Schrank. Ehrlich, sie hätten ihm ruhig auch eines einschenken können. Aber irgendwie hatte Enrico Spaß daran seinen Bruder zu ärgern. Als Raphael die zweite Einkaufstüte auf dem Küchentisch abstellte, zog Enrico auch diese zu sich, um den Inhalt durch zu sehen. Toni hingegen füllte lieber das Glas, das Raphael sich geholt hatte. Vielleicht würde ihn das fröhlicher stimmen?
Aber wieder sah Raphael ihn nicht einmal an. Während er nach dem vollen Glas griff und es zum Mund führte, sah er auf die Jacke, die Enrico trug. Besonders die Rückseite schien ihn zu interessieren.
“Was hast du da überhaupt an?”
“Das ist die Jacke, von der ich dir erzählt hab. Ist die nicht toll?”, schwärmte Enrico einmal mehr. Einmal drehte er sich um sich selbst, um die ganze Jacke zu zeigen, dann blieb er vor Raphael stehen.
“Kuck, den Drachen find ich am besten!” Mit dem Rücken zugedreht, zog Enrico das Leder der Jacke straf, damit man den Aufdruck richtig sehen konnte.
“So eine hätte ich auch gern!”, fügte er noch an. Von einem Moment auf den anderen verfinsterte sich Raphaels Blick, während er sich an der Cola verschluckte, die er gerate trinken wollte. Was hatte er denn auf einmal? Zwischen dem Husten, wand sich der Blick des großen Mannes ihm zu. Eingeschüchtert sah Toni zurück. Hatte er was falsch gemacht?
“Die Jacke gehört dir?”, wollte Raphael von ihm wissen. Nur zögernd wagte Toni zu nicken. War es schlimm, dass ihm die Jacke gehörte? Auch Enrico war sichtlich verwirrt über das seltsame Verhalten seines Bruders. Verstört sahen sie ihn beide an, als er forderte.
“Zieh die sofort aus!”
“Warum denn? Toni hat’s mir erlaubt!”
“Weil ich’s dir sage!” Ohne darauf zu warten das Enrico nach gab, packte Raphael ihn sich und zog ihm die Jacke eigenhändig aus.
“Und du! Wie lange willst du uns dieses mal mit deiner Anwesenheit belästigen?” Noch während seiner Worte warf Raphael die Jacke in Tonis Richtung. Vor seinen Füßen fiel sie zu Boden. Das war dann wohl ein offensichtlicher Rauswurf. Da half auch Enricos Protest nichts. Raphaels Blick blieb finster und abweisend. Sicher war es besser er würde einfach gehen. Das noch volle Glas stellte Toni auf dem Küchentisch ab, dann bückte er sich nach seiner Jacke. Seufzend hob er sie auf und zog sie wieder über. Raphael konnte ihn eben doch nicht leiden. Kein Wunder, wer wollte schon ständig von einem fremden Jungen belästig werden. Sicher reichte es schon, das Enrico hier ein und aus ging.
“Ich bin ja schon weg!”, gab er nur noch zurück, dann lief er zur Tür.
“Toni warte!”, rief Enrico ihm nach.
“Schon gut! Ich muss sowieso um drei zu Hause sein!”, war alles was Toni im Raum zurück ließ, bevor er einfach losrannte. Die Treppe hinunter und zurück auf die Straße. Dort wo er eben hingehörte. Warum hatte er sich auch so viele Hoffnungen gemacht? Als wenn er bei einer wildfremden Familie dazu gehören könnte, ganz gleich wie klein sie war. Immer schneller wurden Tonis Schritte, immer hastiger seine Atem, während die ersten Tränen lautlos von seinen Wangen fielen.

“Was soll das? Wieso bist du so gemein?”, schimpfte Enrico in der Zwischenzeit vergebens. Auch aus dem Griff seines Bruders kam er nicht los. Nicht einmal nachlaufen durfte er seinem Freund. Was war nur in Raphael gefahren?
“Lass mich los. Wenn du ihn hier nicht haben willst, geh ich eben mit zu ihm!”
“Wir müssen reden!”, war alles was Raphael zu sagen hatte. Stur zog er ihn am Arm einfach mit sich. Raus aus der Küche und rein ins Wohnzimmer. Erst beim Sofa ließ Raphael ihn wieder los und schloss die Wohnstubentür nach ihnen. Was nun? Was sollte das alles? Toni war sein Freund, dass wusste er ganz genau. Er hatte so oft die Nachmittage mit ihnen verbracht. Nie hatte Raphael was dagegen gehabt. Warum jetzt auf einmal?
Im Sessel neben dem Sofa ließ Raphael sich nieder. Sein Blick war besorgt auf ihn gerichtet, während seine Stimme mit jedem gesprochenen Wort dunkler wurde:
“Was hast du mit den Red Dragons zu schaffen?” Red Dragons? Wer sollte das sein und warum war sein Bruder so sauer deswegen?
“Was für rote Drachen?”
“Verkauf mich nicht für dumm Enrico! Du hängst schon viel zu lange mit dem Kerl rum. Was treibt ihr zwei den ganzen Tag?” Was für eine dumme Frage. Sie waren Freunde und spielten zusammen. Was um alles in der Welt war daran schlimm?
“Was soll’n wir schon machen? Wir spielen in einer Band und Skaten oder spielen Fußball. Was ist so schlimm daran? Was hat das alles mit roten Drachen zu tun?”
“Hast du denn überhaupt keine Ahnung, wer dein Freund ist?” Was sollte das wieder? Er war ein ganz normaler Junge. Ein Kind ohne Eltern, wie er selbst auch.
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