Noch titellos (Titel wird ergänzt, wenn vorhanden)

Yeah Das ging ja schnell und ich freu mich schon unendlich drauf

Es geht weiter. ^^

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Der kommende Tag verging unglaublich langsam. Erst die Stunden in der Schule und danach das Warten auf meine Mutter.
Ich saß am späten Nachmittag vor unsere Hütte und wartete sehnsüchtig darauf, dass endlich das große Stahltor aufging und die Arbeiterinnen zurückkamen.
Die Zeit bis dahin erschien mir ewig, sodass ich dachte, sie wäre womöglich sogar stehen geblieben.
Ich kam ins Grübeln. Konnte denn die Zeit langsam gar schneller vergehen? Woher konnten wir Menschen das sichere Wissen nehmen, dass die Zeit immer gleich schnell voranschreitet? Ob eine Minute auch immer eine Minute war? Vielleicht waren es manchmal auch nur achtundfünfzig Sekunden pro Minute oder vielleicht sogar zweiundsechzig? Ohne, dass wir etwas davon mitbekamen.
Ja, was war die Zeit denn überhaupt?
Und konnte es die Möglichkeit geben, dass sie hin und wieder stehen blieb? Dass alles stehen blieb? Jedes Atom in unserem Körper? Das ganze Universum?
Wenn wirklich alles still stünde, gäbe es dann noch die Zeit? Würde man noch von Zeit sprechen können?
Was, wenn das Stillstehen irgendwann aufhören und alles wieder anfangen würde, sich zu bewegen?
War dann zwischen dem Moment des Stillstehens und dem Moment des Wieder-Bewegens Zeit vergangen? Oder waren diese beiden Momente ein und derselbe Moment?
Das Geräusch des sich öffnenden Stahltores riss mich aus meinen Gedanken. Ich schüttelte etwas benommen den Kopf und dachte: „Jetzt denke ich schon wie Mahra.“
Die Frauen kamen von der Arbeit und schleppten sich erschöpft zu ihren Hütten, in denen sie sofort verschwanden.
Meine Mutter kam auf mich zu und lächelte müde.

„Nett, dass du hier auf mich wartest.“, sagte sie und streichelte mir über den Kopf.

Es war kaum zu übersehen, wie erschöpft sie war. Aus diesem Grund ließ ich sie erstmal zu Abend essen, bevor ich auf das Thema „Mahra“ zu sprechen kam.
Während sie aß, saß ich neben ihr und beobachtete sie.
Ich bemerkte zum ersten Mal, dass sich meine Mutter in den vergangenen Jahren verändert hatte.
Ihre dunkelbraunen Haare hatten sich an manchen Stellen etwas grau verfärbt. Dies fiel aber nur auf, wenn man genau hinsah.
Die schöne, hohe Stirn hatte ein paar Falten bekommen, die aber nicht weiter störten, sondern das Gesicht lediglich ein kleines Bisschen strenger wirken ließen.
Die tiefblauen Augen meiner Mutter hatten ihren Glanz verloren und man konnte ihnen ansehen, wie viel Unheil und Unglück sie gesehen hatten. Als ich kleiner war, hatte mir mein Vater immer erzählt, dass er in den Augen meiner Mutter das Meer gesehen hätte. Natürlich hatte er damit das Blau der Augen gemeint.

„Woran denkst du?“, hörte ich meine Mutter plötzlich sagen.

Sie blickte mich an und legte den Kopf etwas schief.

„Ach, nur ein paar Erinnerungen, sonst nichts.“
„Möchtest du mir davon erzählen?“, fragte meine Mutter nun.

Ich überlegte eine Weile und schüttelte dann den Kopf. Es hätte ihr nur wehgetan, so wie mir.
Meine Mutter lächelte und nickte verständnisvoll. Dann stand sie auf und stellte das Geschirr auf den kleinen Küchenschrank. Sie schöpfte Wasser in einen großen Topf und stellte diesen auf den Herd, um es zu erwärmen.

„Wo ist dein Geschirr, Caroline?“, wollte sie wissen.
„Das habe ich schon abgewaschen.“, antwortete ich.

Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis das Wasser im Topf warm genug war, um damit das Geschwirr abwaschen zu können. Wir verbrachten diese Zeit schweigend.
Ich überlegte, wie ich meine Mutter auf „Mahra“ ansprechen sollte. Eigentlich wäre es ganz einfach gewesen, aber ich hatte Angst vor ihrer Antwort. Ich hatte Angst, dass sie mich nicht gehen lassen würde. Und diese Angst hielt mich davor zurück, meinen Mund auf zu machen und etwas zu sagen.
Erst als meine Mutter das fertig abgewaschene Geschirr im Schrank verräumte, fand ich den nötigen Mut.

„Mama, hast du dir schon etwas wegen Mahra überlegt?“
„Ja, …habe ich.“, entgegnete sie zögernd.
„Und?“, forderte ich sie auf, weiter zusprechen, und kaute nervös auf meiner Unterlippe herum.

„Du darfst gehen…“, begann meine Mutter.
„Danke Mama!“, rief ich und sprang vor Freude vom Tisch auf.
„Lass mich ausreden. Ich lasse dich nämlich nur unter einer Bedingung gehen.“, fuhr sie fort.
„Welcher Bedingung?“, fragte ich, während ich mich langsam wieder setzte.
„Ich komme mit.“

*hihi* Die Frage mit der Zeit hast du total schön eingebaut Und ja, Caroline denkt langsam wirklich wie Mahra Gefällt mir total gut

Und du hast auch diese Zeit während des Schweigens gut beschrieben Ich mag auch, wie du Carolines Gedanken beschreibst. Sehr toll

Puuuh, die Bedingung, dass Carolines Mutter mitkommen will zu Mahra finde ich zwar heftig, aber ich bin sehr gespannt, was du daraus machst und ob es nicht vielleicht sowieso eine super gute Idee ist

Ja ^^ Die Frage mit der Zeit war ein Muss für mich, da ich mich momentan einfach sehr damit beschäftige.
Im Übrigen kommen sehr viele Dinge, die in der Geschichte geschehen, von Gedanken und Überlegungen, die ich hatte, während ich gewisse Passagen schrieb.

Wegen der Mutter und dass sie mitkommen will.
Ich muss zugeben, dass das auch für mich ein kleines Wagnis ist, weil ich die Geschichte nun auf eine andere Bahn lenke.
Mahra wird zwar von Anfang an so beschrieben, dass man das Gefühl hat, mit ihr stimmt was nicht.
Aber das, was ich nun vorhabe weiterzuschreiben, ist wirklich ein kleines Experiment.
Keine Angst, sie ist kein Alien oder so...ganz im Gegenteil.
Ich versuche nur etwas und wenn es mir nicht gelingt, kann ich die ganze Geschichte übern Haufen werfen.

Wer nicht wagt der nicht gewinnt Trau dich einfach. Ich mag Experimente Lass mich daran teilhaben bitte

Ja ich hab bemerkt, dass viele "Ereignisse" Überlegungen von dir sind. Aber das finde ich gut, weil ich deine Gedanken total faszinierend finde Darauf würde ich persönlich selbst nie kommen

Und weiter geht's. ^^

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„Was?“, platzte es entsetzt aus mir heraus.
„Du hast schon richtig gehört, Caroline.“, sagte meine Mutter und setzte sich wieder zu mir an den Tisch.
„Aber Mama, das geht nicht!“, entgegnete ich ihr und schüttelte den Kopf.
„Warum soll das nicht gehen?“, sie blickte mich erwartungsvoll an.
„Weil…es nicht geht. Ganz einfach.“

Ich war verzweifelt. Ich würde Mahra am nächsten Tag nicht besuchen können. Nicht ohne meine Mutter, weil sie es mir verbieten würde, und auch nicht mit meiner Mutter, weil ich keine Ahnung hatte, was Mahra davon halten würde.

„Na schön, dann bleiben wir beide morgen Abend eben hier.“, meinte meine Mutter gleichgültig und wollte aufstehen.
„Mama, warte.“, sagte ich.
„Ja?“, sie ließ sich wieder auf ihren Stuhl zurücksinken.
„Was ich dir gestern Abend erzählt habe, hätte ich dir nicht erzählen dürfen. Das war ein Geheimnis zwischen Mahra und mir.“
„Ach, du hast Angst, sie könnte sauer auf dich sein, weil du nicht dicht gehalten hast.“
„Ja. Und ich weiß nicht, ob sie dich überhaupt in ihrer Hütte haben will, Mama.“, fügte ich noch hinzu.
„Hör mal. Ich hab doch nicht vor, jeden zweiten Abend heimlich zu dieser Hütte zu schleichen. Mir reicht dieses eine Mal.“, meinte meine Mutter.
„Und was würde es dir bringen, wenn du mitkämst? Was versprichst du dir davon?“, wollte ich wissen.
„Na, ich möchte Mahra kennen lernen. Ich möchte wissen, bei wem meine Tochter jeden zweiten Abend verbringt und wegen wem sie jeden Tag ihr Leben aufs Spiel setzt. Sag mir, Caroline, ist das zu viel verlangt?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, es ist nicht zu viel verlangt.“, antwortete ich leise.

Ich wusste, dass ich nicht drum herum kam, meine Mutter mitzunehmen, denn ich wollte zu Mahra.
Und dafür nahm ich auch das Risiko auf mich, dass die 19-Jährige von mir enttäuscht sein könnte, weil ich den Mund nicht gehalten hatte.

„Okay, ich nehme dich mit.“, sagte ich, stand vom Tisch auf und ging in den oberen Stock.

Ich war wütend. Wütend auf mich selbst, dass meine Mutter mich bei meinen abendlichen Ausflügen erwischt hatte und dass ich ihr alles erzählt hatte.
Es war das erste Mal, dass ich Angst vor Mahra hatte. Angst vor ihrer Reaktion und davor, was sie sagen würde.
Ich lag in dieser Nacht sehr lange wach in meinem Bett und zerbrach mir den Kopf darüber, was ich machen und wie ich das alles erklären sollte.
Mein Blick fiel auf Annies Bett, welches schon einige Zeit leer war. Die Kleine war vor einigen Wochen zu ihrer besten Freundin, sowie deren Mutter und Tante gezogen.
Immer wenn ich an das Mädchen dachte, war ich wieder ganz von neuem dankbar dafür, dass meine Mutter noch lebte und dass sie sich so sehr zum Positiven gewandelt hatte.
Ich liebte meine Mutter, ich liebte sie aus ganzem Herzen.
Aber in dieser Nacht wünschte ich mir, sie wäre so emotionslos wie zuvor. Emotionslos und desinteressiert an mir und allem anderen. Vielleicht wäre mir dadurch dieser ganze Ärger erspart geblieben.

Der nächste Tag verging wie im Flug. Es war kaum Mittag, da war auch schon Abend. So kam es mir zumindest vor.
Meine Mutter wieselte nervös hin und her. Im Gegenteil zu mir, konnte sie es nicht mehr erwarten, bis es draußen endlich richtig dunkel geworden war.
Ich ging ans Fenster und versicherte mich, dass in den großen Häusern der Aufseherinnen keine Lichter mehr brannten. Alles war dunkel.

„Mama, ich glaube, wir können gehen.“, sagte ich schließlich.
„Bist du sicher?“, fragte sie unsicher und trat ebenfalls ans Fenster.
„Nein. Ich bin mir nicht sicher. Aber ich gehe jetzt.“, entgegnete ich und verdrehte die Augen.
„Na schön, riskieren wir es einfach.“

Ich öffnete die Türe unserer Hütte und schlich los. Den Weg zum Ende des Platzes hätte ich inzwischen mit verschlossenen Augen gehen können.
Meine Mutter ging langsamer als ich und vergewisserte sich immer wieder, ob wir nicht beobachtet wurden.
Weil es mir nicht schnell genug voran ging, nahm ich meine Mutter einfach an der Hand und zog sie hinter mir her. Sie hatte gar keine andere Wahl, als mit meinem Tempo schritt zuhalten.
Als wir am Zaun der verbotenen Hütte ankamen, öffnete ich die Luke und wir schlüpften schnell hindurch.

„Mama, du wirst hier warten. Ich muss erst mit Mahra reden.“, flüsterte ich.
„Ich bleibe nicht alleine hier! Was ist, wenn mich jemand sieht?“, meinte meine Mutter entgeistert.
„Dich wird niemand sehen. Ich bin gleich wieder da.“, versprach ich ihr.

Mit diesen Worten verschwand ich durch die Türe ins Innere der Hütte.

„Mahra? Wo bist du?“, fragte ich.
„In der Küche.“, lautete die Antwort.

Ich folgte Mahras Stimme in die Küche und begrüßte sie schnell.

„Mahra. Ich muss dir was sagen.“, begann ich zögernd.
„Was ist denn?“
„Mahra, ich…ähm…“, stotterte ich nervös.
„Na sag schon.“, hörte ich die tiefe Stimme meiner Freundin.
„Meine…meine Mama…“, fuhr ich fort.
„Du hast ein schlechtes Gewissen, nicht wahr?“, fragte Mahra.
„Ich…ja, hab ich. Woher weißt du das?“, wunderte ich mich.
„Na hol deine Mama schon herein.“, sagte Mahra und schmunzelte.
„Woher weißt du, dass meine Mama da ist?“, fragte ich verwirrt und überrascht gleichzeitig.
„Sie steht direkt vor dem Küchenfenster, ich kann sie sehen.“, lautete die Antwort.

Ohne weitere Fragen zu stellen, eilte ich nach draußen, um meine Mutter zu holen. Ich war so erleichtert über Mahras positive Reaktion, dass ich mein Glück kaum fassen konnte.
Meine Nervosität verwandelte sich in Spannung. Ich war neugierig, wie das Treffen zwischen meiner Mutter und Mahra ablaufen würde. Ich war neugierig darauf, was die eine von der anderen halten würde, vor allem aber wollte ich wissen, welchen Eindruck Mahra bei meiner Mutter hinterlassen würde.

„Mama, du musst nicht so nervös sein.“, sagte ich, als wir – dieses Mal gemeinsam – die Hütte betraten.

Mahra hatte inzwischen die Fenster mit Decken verhängt. Die Kerzen hatten schon zuvor gebrannt.
Mein Herz schlug immer schneller, je mehr wir uns der Küche näherten.
Ich war unglaublich aufgeregt, ich wollte gar nicht wissen, wie aufgeregt meine Mutter erst war. Wobei mich ihre Aufregung auch sehr verwunderte, weil es eigentlich keinen richtigen Grund dafür gab. Meine Mutter war wegen Mahra aufgeregt, aber warum, wusste ich nicht.
Bei keinem anderen Menschen wäre sie so nervös gewesen, da war ich mir sicher. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass meine Mutter selbst nicht wusste, was los war.

Schließlich betraten wir die Küche, wo meine Freundin uns schon erwartete.
Mahra stand mitten im Raum und stützte sich auf ihre Krücke.
Sie lächelte uns entgegen und streckte meiner Mutter die rechte Hand hin, um sie zu begrüßen.
Meine Mutter ergriff die Hand zögernd und hielt sie erstmals nur fest, bevor sie sie leicht schüttelte.
Ich war sehr erstaunt, denn als sich die Hände der beiden Frauen berührten, merkte ich, dass meine Mutter immer ruhiger wurde.

Huch, ich hab gesehen, dass ich keine Kritik dazugeschrieben habe. Deswegen wunderts mich auch, dass es nicht weitergeht ... Sorry,

Bitte weiter Bin ganz hibbelig, weils so spannend ist *luftanhalt*

Sorry, dass es so lange gedauert hat und dass du so lang warten musstest, Kemijoki!
Hier ist nun die Fortsetzung und ich hoffe, mein kleines Experiment, welches in diesem Teil begonnen hat, spricht dich als Leserin an.
Wenn nicht, gib mir bitte Bescheid, ja?

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Der Händedruck dauerte nicht lange, aber dennoch kam mir dieser Moment wie eine Ewigkeit vor.
Und Mahras Blick. Nie hatte ich so eine Wärme in ihren Augen gesehen. Ich wusste, ich würde diesen Gesichtsausdruck nie wieder vergessen, denn er brannte sich in mein Herz ein.

„Mein Name ist Mahra. Und wie darf ich Sie nennen?“, hörte ich schließlich die tiefe Stimme der 19-Jährigen.
„Elizabeth, oder auch Liz. Das ist mir eigentlich egal.“, antwortete meine Mutter.

Mahra legte die Hand, die sie zuvor meiner Mutter zur Begrüßung gereicht hatte, auf deren rechte Schulter.
Die junge Frau lächelte dabei so liebevoll und warm, dass ich es kaum fassen konnte.

Wir setzten uns an den Küchentisch.
Meine Mutter und Mahra führten ein langes, inniges und tiefes Gespräch, während ich schweigend daneben saß und versuchte zuzuhören. Worum es in dem Gespräch ging, weiß ich nicht mehr genau. Ich würde sagen, sie haben einfach über „Gott und die Welt“ geredet und über das Leben im Lager.
Aber es ging nicht darum, was gesagt, sondern viel mehr um das, was nicht gesagt wurde. Wie ich schon gesagt habe, saß ich stumm daneben, hörte zu, beobachtete und staunte.
Nie hatte ich meine Mutter einer fremden Person gegenüber so offen erlebt, wie an diesem Abend. Sie sprach über sich selbst, über ihr Leben als Kind und über ihr derzeitiges Leben.
Mahra saß manchmal fast eine halbe Stunde wortlos da und hörte nur zu, weil meine Mutter so viel redete, dass ich sogar Angst hatte, sie könnte womöglich vergessen zu atmen.
Ich beobachtete die beiden, aber vor allem beobachtete ich Mahra. Ich starrte direkt schon an und ich wusste, sie hatte meine Blicke bemerkt. Aber es schien ihr nichts auszumachen, dass ich sie anschaute, ich hatte sogar das Gefühl, dass sie es wollte.
Mahra war an diesem Abend so anders. Ihre Augen strahlten und es war, als wäre sie von einer Energie umgeben, die den ganzen Raum ausfüllte.
Irgendwie schien es fast so, als hätte sie ihr Inneres, nämlich ihr Herz und ihre Seele, nach außen gekehrt. Es war, als würden die Arme ihrer Seele nach mir und meiner Mutter greifen, als würden sie versuchen unsere Seelen zu berühren.
Meine Brust wurde von Minute zu Minute wärmer, als hätte jemand eine Kerze in mir angezündet. Aber es tat nicht weh, viel mehr gab mir diese Empfindung ein Gefühl von Zuversicht und Hoffnung.
Ich konnte mir nicht erklären, was da mit mir geschah, ich wusste nur, dass mit meiner Mutter anscheinend dasselbe geschehen sein musste. Anders konnte ich mir ihre Offenheit und ihren Frohsinn nicht erklären.
Aber ging das alles wirklich von Mahra aus?
Mir war von Anfang an klar gewesen, dass sie 19-Jährige ein ganz besonderer Mensch war. Allein aufgrund ihres Denkens war sie außergewöhnlich, jedoch kam nun etwas Neues hinzu und zwar diese Energie, die tatsächlich von ihr auszugehen schien.
Ich stand auf und setzte mich sogar neben sie, woraufhin sie mir ihren rechten Arm um die Schultern legte. Ihre Berührung brannte auf mir, aber es tat nicht weh. Und ich fühlte dieses Brennen auch nicht physisch, sondern emotional.
Ich glaube, es ist nicht möglich, dieses Gefühl in Worte zu fassen. Ebenso wenig, wie all die anderen Eindrücke, die ich an diesem Abend gesammelt und tief in mein Herz aufgenommen hatte.
Es dauerte Stunden, bis meine Mutter das Gespräch allmählich beendete.

„Ich bin müde und ich muss morgen schon früh zur Arbeit.“, sagte sie.
„Dann sollten Sie schlafen gehen.“, meinte Mahra und lächelte.

Ich konnte Mahra ansehen, dass auch sie schon sehr müde war, aber ich glaube, sie wäre noch Stunden wach geblieben, nur, um meiner Mutter zuzuhören und ihr dann auf das Gesagte zu antworten.
Sie hätte meine Mutter an diesem Abend nicht weggeschickt, so wie sie mich manchmal wegschickte, wenn sie schlafen wollte.
Das konnte ich fühlen, aber ich hätte meine Vermutung nicht beweisen oder in Worte fassen können. In meinem Inneren ging so viel vor sich, dass ich Probleme hatte, alle Gefühle richtig einzuordnen, geschweigedenn sie irgendwie zu benennen.
Als wir vom Tisch aufstanden und zur Tür hinübergingen, merkte ich, dass die Energie, die von Mahra ausging, schwächer wurde. Sie verschwand sogar gänzlich, sodass ich mich fragte, ob ich mir das Ganze nur eingebildet hatte.

„Wissen Sie, was das Schlimmste am Krieg ist, Liz?“, fragte Mahra, als meine Mutter und ich schon halb im Freien waren.
„Nein, was?“
„Das Schlimmste am Krieg ist die Stille.“

Ich verstand nur Bahnhof, denn für mich hatte Krieg nichts mit Stille zu tun, sondern viel mehr etwas mit Ungerechtigkeit, Gefangenschaft und Leid. Ich assoziierte mit dem Begriff „Krieg“ das, was ich in den letzten Jahren erlebt hatte. Mir fiel dazu auch noch das tosende Geräusch, explodierender Bomben ein, die man manchmal aus der Ferne hatte hören können. So war ich umso überraschter, als ich bemerkte, dass meine Mutter schweigend nickte.

„Gute Nacht. Und Caroline…wir sehen uns übermorgen. Ich denke dann werden dir auch Fragen beantwortete, die heute eventuell aufgetreten sind.“

Ich war überrascht und zugleich erschrocken über diese Worte. Für mich waren sie nämlich ein Beweis dafür, dass Mahra ganz genau wusste, was in mir vorgegangen war. Und diese Tatsache war mir unglaublich unheimlich.
Kaum hatten meine Mutter und ich unsere Hütte erreicht und die Türe hinter uns geschlossen, fing meine Mutter an zu schwärmen.

„Mahra ist so ein wundervoller und besonderer Mensch – ich hätte dir von Anfang an glauben müssen! Ich könnte ihr stundenlang irgendwelche Dinge erzählen und noch viel länger könnte ich ihr einfach nur zuhören. Sie ist seit Jahren der einzige Mensch – mit Ausnahme von dir natürlich – der mir so viel Kraft gegeben hat. Und das, obwohl ich sie gerade mal seit ein paar Stunden kenne. Aber Caroline, ich fand den Besuch bei ihr auch irgendwie seltsam. Es war, als hätte ich mich in eine andere Welt begeben. Mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, was ich gedacht und gefühlt habe. Ich bin total verwirrt.“
„Wir sollten schlafen gehen, sonst sind wir morgen todmüde.“, meinte ich.
„Du hast Recht, Schatz.“

Wir stiegen die Treppe nach oben und legten uns in unsere Betten. Bevor ich einschlief, quälte mich aber noch eine Frage.

„Mama, was hat Mahra gemeint, als sie sagte, dass die Stille das Schlimmste am Krieg sei?“
„Ich weiß es nicht.“, sagte meine Mutter nach einer kurzen Zeit des Schweigens.
„Aber du hast genickt, als sie das gesagt hat. Du hast es doch verstanden!“, entgegnete ich ihr etwas forsch.
„Caroline, ich habe es schon verstanden, da hast du Recht. Aber es würde für mich an Wert verlieren, wenn ich versuchte, es in Worte zu fassen. Du wirst es irgendwann von selbst verstehen, da bin ich sicher. Irgendwann…“

Ich wusste, es würde keinen Sinn machen, meine Mutter weiter dazu zu überreden, mir auf meine Frage zu antworten.
Stattdessen dachte ich an den Zeitpunkt, in dem ich Mahras Worte verstehen würde. Ich ahnte nicht, wie lange dieser Moment noch auf sich warten lassen würde.

Ui ist das toll!

Ganz ehrlich Maggie? Ich bin begeistert! Boa... totale Gänsehaut... darf ich darum bitten dass es weitergeht?

Oh Mann, du schreibst dass voller Gefühl, da fühle ich mich richtig als würde ich danebenstehen... und ganz ehrlich? Ich hab scheiß Angst und dass macht es auch so spannend.

Also, großes Lob von mir!

Lg Survivor

Danke, einfach nur Danke!
Dass du dir die Geschichte trotz ihrer Länge bis hier her durchgelesen hast, ist das größte Lob für mich!

Weiter geht es, wenn ich weitergeschrieben habe, was wohl bald mal sein wird ^^.
Und Angst...ja...die hab ich auch. Ich wünschte, ich wäre so unwissend wie du.

Danke nochmals, dass du dir die Mühe gemacht hast, die Geschichte bis hier her durchzulesen.

Ich bin leider noch nicht dazu gekommen, die Fortsetzung zu lesen maggie, sorry. Ich werd mich aber morgen in aller Ruhe hinsetzen und lesen. Heute gings ein wenig rund zu hause, weil wir auf Digital (TV) umstellen mussten und ich hab einfach keine Zeit gefunden und jetzt bin ich auch schon zu fix und fertig um zu lesen.
Aber morgen, sobald ich online komm, versprochen

Kein Problem, Kemijoki!
Lesen und schreiben braucht Zeit...das wissen wir beide nur zu gut. ^^

Ich find die Fortsetzung total gut! Die Gefühle von Caroline hast du super schön beschrieben...Ich fühl mich ihr so Nahe, wahnsinn! ! !

Bin total gespannt, wie es weiter geht Aber lass dir Zeit, weil ja, ich weiß, wie lange es dauern kann

Kommt dir mein kleines Experiment nicht komisch vor? Also die letzte Fortsetzung?
Ich möchte nämlich nicht, dass es an Sci-Fi erinnert, denn damit hat die Geschichte gar nix zu tun.

Es kommt mir gar nicht vor wie Sci-Fi...Es ist nur von der Art her anders geschrieben. Wo's mir ganz stark aufgefallen ist, war hier: "Aber es ging nicht darum, was gesagt, sondern viel mehr um das, was nicht gesagt wurde. Wie ich schon gesagt habe, saß ich stumm daneben, hörte zu, beobachtete und staunte."
Aber ich finds nicht weiter schlimm! So kommt dann auch etwas abwechslung rein. Nur wenn man das in einem dann durchliest, dann könnte es vielleicht ein paar Leser irritieren, weil sich der Stil einfach geändert hat. Ich finds dennoch nicht weiter schlimm!
Und an Sci-Fi erinnerts mich echt nicht! Also weiter so

Danke, Kemi.
Soll ich den unpassenden Satz dann einfach weglassen oder ändern?
Wie würdest du ihn schreiben, damit er passt?

Weiter geht's:

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Als ich am darauf folgenden Morgen aufwachte, war meine Mutter bereits auf dem Weg zur Arbeit. Ich streckte mich und wollte mich im Bett aufsetzen, als ich bemerkte, dass ich nicht konnte. Ich fühlte mich schwach und glühte vor Fieber. Hilflos blieb ich liegen.
Als es für mich Zeit wurde, zum Unterricht zu gehen, überkam mich eine große Angst. Ich wusste aus Erzählungen, dass sie das schon öfter mit Kindern gemacht hatte, die – aus welchen Gründen auch immer – einfach nicht zum Unterricht erschienen waren.
In den Jahren, in denen wir schon im Lager gefangen waren, war ich niemals krank gewesen. Höchstens ein paar Verkühlungen, die mich nicht allzu sehr beeinträchtigt hatten, aber dieses Mal war ich ans Bett gefesselt.
Ich rechnete jeden Augenblick damit, dass Meredith Carpenter hereinstürmen, mich aus dem Bett werfen, beschimpfen und bestrafen würde.
Ich lauschte angestrengt. Ich konnte die Stimmen der Kinder hören, die den Platz überquerten, um zum Klassenzimmer zu kommen. Bald würde man merken, dass ich fehlte.
Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war, während ich auf das wartete, was kommen würde – es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor.
Ich hoffte, man hätte mein Fehlbleiben vielleicht übersehen. Meine angespannten Muskeln fingen an sich langsam wieder zu lockern, bis ich plötzlich Schritte hörte.
Die Person, zu der sie gehörten, ging über den Platz und näherte sich außerdem unserer Hütte.
Zugern wäre ich aufgestanden, um einen Blick aus dem Fenster zu werfen, aber ich war so schwach, dass ich es fast nicht schaffte, mich etwas aufzusetzen.
Ich zuckte zusammen, als unten die Türe aufging und kurz darauf wieder zugeschlagen wurde.
Ich wagte es nicht, auch nur einen Ton von mir zu geben oder mich irgendwie zu bewegen.
Alles, was ich tun konnte, war zu lauschen und das geschah ganz automatisch.
Die unbekannte Person ging unten etwas umher und blieb dann an der Stiege stehen.
Sie schien etwas zu zögern, doch dann stapfte sie Stufe für Stufe nach oben.
Ich ließ mich wieder in meinen Polster zurücksinken und zog die Decke hoch bis zum Kinn, obwohl mir furchtbar heiß war.
Ich überlegte, ob ich mich schlafend oder vielleicht sogar tot stellen sollte, aber ich war viel zu aufgeregt, als dass ich meine Augen hätte schließen können.
Mit klopfendem Herzen und sausenden Ohren starrte ich zur Treppe hinüber.
Eine uniformierte Frau trat ein und blickte sich im Raum um – es war Francine Forrester.
Als sie mich entdeckte, eilte sie auf mich zu.

„Keine Angst, ich tu dir nichts.“, sagte sie leise, „Wie heißt du?“
„Caroline“, flüsterte ich und schaute sie mit großen Augen an.

Ich konnte es nicht glauben. Ich hatte mit Meredith Carpenter oder Agatha Vise gerechnet, aber doch nicht mit Francine Forrester.
Der Krampf in meinem Inneren löste sich allmählich, auch wenn ich dennoch sehr unsicher war.
Auf die Frage, ob ich krank sei, nickte ich nur. Zögernd befühlte sie meine Stirn und suchte dann etwas in dem kleinen Stoffsack, den sie bei sich hatte.

„Hier, nimm das.“, sagte Miss Forrester und reichte mir ein kleines Fläschchen, „Das wird dein Fieber senken.“

Wieder blickte ich sie mit großen Augen an.

„Hör zu. Wenn du mich verrätst, werde ich alles leugnen. Hast du das verstanden?“
„Ja.“, antwortete ich kaum hörbar und lächelte müde.

Ich fand die Situation amüsant, denn Francine Forrester wusste nicht, mit wem sie es zu tun hatte. Ich hingegen wusste mehr über sie, als ihr wohl lieb gewesen wäre.
So schnell, wie sie gekommen war, verschwand sie auch wieder.
Ich nahm die Medizin, die ich bekommen hatte und fühlte mich im Laufe des Tages immer besser.
Als meine Mutter am Abend heimkam, erzählte ich ihr, was ich erlebt hatte. Sie war furchtbar besorgt, als sie hörte, dass ich krank sei. Allerdings konnte sie sehen, dass es mir wieder ziemlich gut ging, deshalb widmete sie ihre Aufmerksamkeit meinen Erzählungen über Francine Forrester.

„Bist du sicher, dass du dir das nicht nur eingebildet hast? Bei hohem Fieber kann es sein, dass man halluziniert.“, meinte sie.
„Ich bin sicher, schau her.“, antwortete ich und zeigte ihr das Fläschchen mit der Medizin.
„Ich fasse es nicht. Du hast mir zwar gesagt, dass diese Forrester auf unserer Seite steht, aber ich konnte es nie wirklich glauben.“, sagte meine Mutter kopfschüttelnd, „Aber seit ich Mahra kenne, weiß ich, dass auch Unmögliches möglich werden kann.“

Ich nickte.

Am folgenden Tag ging es mir noch immer nicht so gut, als dass ich zum Unterricht hätte gehen können. Deshalb war ich unglaublich erleichtert, als kurz nach Sonnenaufgang von einer der Aufseherinnen mitgeteilt wurde, dass der Unterricht nicht stattfinden würde.
Natürlich hätte ich zu gern den Grund dafür erfahren, aber ich wusste, dass das so gut wie unmöglich war.
Außerdem gab es etwas, das mir viel mehr Sorgen bereitete. Nämlich wie ich am Abend zu Mahra kommen konnte.

Ich würde diesen einen Satz einfach weglassen, oder einfach nur schreiben: "Stumm saß ich neben den beiden, hörte zu, beobachtete und staunte."

Die Fortsetzung finde ich wirklich gut! Wie du beschrieben hast, wie sie sich fühlt, aufgrund des Fiebers und als sie dann die Schritte hörte und schon das Schlimmste erahnte. Wirklich packend und spannend geschrieben!

Freu mich auf den nächsten Teil