Zuerst muss ich sagen, dass ich mit dem Text niemanden angreife, es geht mir darin eigentlich vor allem ums Prinzip.
Ja, ich zeige mit dem Finger auf die Menschen...und auf mich selbst, denn ich habe selbst viele Fehler.
Diesen Text habe ich letzten August 2007 geschrieben. Er ist etwas religiös angehaucht, aber das hat einfach mit meinem Glauben zu tun. Ich finde aber, dass er auch von Nicht-Gläubigen gut angenommen und verstanden werden kann. Aber lest selbst:
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Gestern war ich unglaublich wütend auf mich und auf die Menschheit. Ich bin dann um 18 Uhr in die Kirche gegangen...ich konnte gar nicht anders.
Ich habe Gott dort einfach Fragen gestellt und ihm Vorwürfe gemacht. Ich habe Antworten erhalten...in meinem Herzen. Und dafür bin ich erstmals sehr dankbar.
Im Laufe des Abends schaffte ich es dann, die Energie meiner Wut in Nachdenken umzuwandeln. Ich habe dabei versucht, die Gottes Gedanken zu verstehen...ob es mir gelungen ist, weiß ich nicht.
Ich dachte darüber nach, warum die Menschen sich immer wieder Idole suchen. Und wonach sie dabei suchen.
Was macht das für einen Sinn z.B. Brad Pitt nachzuschwärmen, Poster aufzuhängen, jeden Film mit ihm zu kaufen und so weiter.
Oder wenn die jungen Mädchen reihenweise in Ohnmacht fallen, wenn sie auf einem Tokio Hotel Konzert sind. "Aaaachhh...Bill hat mich angeguckt" *umfall*.
Warum diese Schwärmerei unter den Menschen?
Ich habe es mir abgewöhnt einen anderen Menschen zu verehren...es war nicht leicht, aber ich wollte es so und deshalb habe ich es auch geschafft.
Man kann meiner Meinung nach einen Menschen lieben und achten, aber nicht verehren.
Wer sich jetzt denkt, ich wäre konservativ oder eingebildet, soll sich jetzt bitte das kommende Beispiel durchlesen, das mir gestern eingefallen ist:
Man stelle sich einen Uhrmacher vor. Dieser Uhrmacher fertigt eine Uhr an, aber es ist keine gewöhnliche Uhr. Denn zu jeder vollen Stunde spielt sie eine kleine Melodie...es ist eine sehr schöne Melodie und man würde ihr wohl gerne zuhören.
Meine Frage lautet nun: Sollte man als Mensch nun die Uhr verehren, weil sie diese tolle Melodie spielen kann oder sollte man vielleicht doch den Uhrmacher verehren, da er die Uhr gemacht und ihr die Eigenschaft des Melodie-Spielens gegeben hat?Ich glaube viele werden jetzt sagen: Den Uhrmacher natürlich. Die Uhr existiert ja nicht aus sich selbst und hat das Melodie-Spielen ja nicht von selbst erlernt.
Man übertrage dieses Beispiel nun in die heutige Welt.
Den Uhrmacher setze ich mit Gott gleich, die Uhr - meinetwegen - mit Celine Dion und die Melodie mit ihrem Gesangstalent.
Das alles lässt sich natürlich auch auf jeden anderen Menschen übertragen, denn jeder Mensch hat mindestens ein Talent.
Ich habe mir gestern auch noch Gedanken darüber gemacht, warum die Menschen manch anderen Menschen einen höheren Wert verpassen. Ist denn das Leben eines George Bush mehr wert, als das meine? Sicherlich nicht, oder? Und dennoch bin nicht ich diejenige, die von unzähligen Bodyguards (die übrigens ihr eigenes Leben für das von George Bush geben würden) bewacht und beschützt wird...
Das erscheint mir irgendwie sehr grotesk und absolut falsch. Auch wenn George Bush den Schutz vermutlich viel nötiger hat als ich.
Aber das hat hiermit nichts zu tun, da es hier nur um das Prinzip geht.
Mich beschäftigt auch, dass behinderte Menschen (egal ob geistig oder körperllich) oft auf Verachtung, Angst oder abwertendes Verhalten stoßen müssen. An die vielen Abtreibungen angeblich (!) behinderter Kinder gar nicht mal zu denken.
Oder wenn ich da an Rassismus denke. Wie kommt ein Mensch auf die Idee einen anderen Menschen wegen seiner Hautfarbe zu verachten? Ist das nicht lächerlich, wenn man genauer darüber nachdenkt?
Ich denke, da spricht die pure Angst aus einem Menschen, wenn er einen Menschen, der anders ist, verachtet. Angst vor dem fremden Äußeren...aber bestehen wir denn nicht alle aus denselben Organen, aus Knochen, Knorpel und Blut? Haben wir nicht alle Gedanken und Gefühle?
Ich möchte hier wieder das Beispiel mit dem Uhrmacher verwenden:
Der Uhrmacher hat sein ganzes Haus voll mit seinen handgefertigten Uhren. Die einen haben ein Gehäuse aus dunklem Holz, die anderen aus hellem. Die einen haben Goldzeiger, die anderen einfache Messingzeiger. Die einen haben in ihrem Inneren Plastikzahnrädchen, die anderen starke Eisenzahnrädchen.
Manche unter ihnen sind asymmetrisch und wirken unter den vielen schönen Uhren wie Fehler. Aber das sind sie nicht. Sie wurden nämlich absichtlich so gefertigt, sonst würden sie wohl auch nicht im Haus des Uhrmachers stehen, sondern in seinem Abfall landen.
Es passiert nur leider häufig, dass die schönen Uhren die asymmetrischen Uhren stoßen, sodass sie zu Boden fallen und kaputt gehen.Und trotzdem: Man sieht, es kommt gar nicht darauf an, wie die Uhren außen oder innen aussehen. Denn sie stehen ALLE im Haus des Uhrmachers, was bedeutet, dass ihm jede gleich viel wert ist. Und warum? Weil seine Arbeit und seine Liebe darin stecken. Er hat sich bei jeder Uhr etwas gedacht...und hat sie nach seinen Vorstellungen angefertigt. Er hat sich bei jeder Mühe gegeben und mit Liebe daran gearbeitet. In seinen Augen ist JEDE Uhr perfekt....und in unseren Augen?