Philosophie-Frage: Was ist Weisheit?

Bis jetzt war mir eigentlich der Begriff "Weisheit" eindeutig definiert mit:

"...eine auf Lebenserfahrung, Klugheit, Einsicht und innere Reife beruhende Überlegenheit im geistigen Sinne..." (wikipedia).

Dahinter sah ich oft Menschen verschiedenen Alters, die teilweise "weise" dachten oder handelten. Vor allem aber waren mir mit dem Begriff "Weisheit" für mich ältere Personen verbunden, die bestimmte Erfahrungen im Leben gemacht hatten und enstprechend handelten oder dachten, von denen man selbst viel lernen kann.

Letzte Woche aber hörte ich über einen längeren Zeitraum sehr viel über Gottes Weisheit. Da ich nicht gläubig bin, mich aber sehr damit beschäftige, stellt sich mir die Frage: ist jetzt Gottes Weisheit etwas anderes, ist es alles das, was ich tun muss um Gott zu gefallen?

Gibt es also 2 verschiedene Weisheiten?

Oder ist alles das, was ich unter Weisheit im Leben verstehe, auch das, was Gott als Weisheit sieht?

Aus den Gebeten zu Gottes Weisheit konnte ich mir nicht viel entnehmen.
Nach Recherchen im Internet stolperte ich über einen Auspruch Luthers:

"»Gottes Weisheit ist nirgends zu finden außer in seinem Wort. Wer das lieb hat, wert hält und immerdar damit umgehet, der ist nicht allein ein erleuchteter von Gott bewährter Doktor über alle anderen Weltweisheiten und Gelehrten, sondern auch ein Richter über alle Weisheit und Lehre, über Teufel und Menschen. Wer umgekehrt Gottes Wort nicht mit Ernst treibet, sondern Menschenlehre und Weisheit folget, sein Leben danach richtet und regieret, der ist und bleibet sein Leben lang ein ungelehriger Schüler in der Schrift. Und wenn er gleich viel davon redet und dichtet und sich deshalb dünken lässt, er sei ein Meister derselben, so verstehet er doch nichts davon, gehet einher, ersoffen in seinen fleischlichen Gedanken, ist verführet und verführet andere.«

Danach gibt es eine weltliche und eine religiöse Weisheit, oder?

Und die religiöse ist die besser? Aber was ist das?

Bitte nicht böse sein, aber ich bin sehr verwirrt.
Wer kann mir bitte meine Gedanken sortieren helfen? Es ist mir sehr wichtig. Danke

Uff, liebe Dabiku, du bringst mir wirklich sehr zum Nachdenken mit deiner Frage, aber das ist gut.

Das Thema "Weisheit" haben wir gerade im Religionsunterricht besprochen.

Im Religiösen ist Weisheit mit Gottesfurcht gleichzusetzen.
Wobei Gottesfurcht NICHT bedeutet, dass man vor Gott Angst/Furcht haben soll. Sicherlich nicht!
Gottesfurcht bedeutet, dass man Gott loben und preisen soll und dass man ihm vertrauen soll.
Jedenfalls ist im Religiösen der Gottesfürchtige weise.
Damit kann ich aber nicht wirklich viel anfangen, muss ich ganz ehrlich sagen.
Ebenso wenig, wie hiermit:

Zitat :

"»Gottes Weisheit ist nirgends zu finden außer in seinem Wort. Wer das lieb hat, wert hält und immerdar damit umgehet, der ist nicht allein ein erleuchteter von Gott bewährter Doktor über alle anderen Weltweisheiten und Gelehrten, sondern auch ein Richter über alle Weisheit und Lehre, über Teufel und Menschen. Wer umgekehrt Gottes Wort nicht mit Ernst treibet, sondern Menschenlehre und Weisheit folget, sein Leben danach richtet und regieret, der ist und bleibet sein Leben lang ein ungelehriger Schüler in der Schrift. Und wenn er gleich viel davon redet und dichtet und sich deshalb dünken lässt, er sei ein Meister derselben, so verstehet er doch nichts davon, gehet einher, ersoffen in seinen fleischlichen Gedanken, ist verführet und verführet andere.«

Ich glaub, das hat alles schon auch was mit "Gottesfurcht" zu tun, aber was das mit dem Lehrer und dem Schüler zu tun haben soll, überreiß ich grad nicht.
Mit solchen Definitionen oder Beschreibungen kann ich aber im Allgemeinen nichts anfangen.

Was Weisheit also ist? Ich kann dir nur sagen, was es für mich bedeutet.
In jedem Lebensbereich ist Weisheit für mich etwas anderes.
Im Glauben ist Weisheit für mich auch Gottesfurcht, aber noch viel viel mehr ist Weisheit für mich Nächstenliebe.
Ich weiß, dass "Nächstenliebe" total fromm klingt, aber ich finde auf die Schnelle kein anderes Wort mit demselben Sinn.
Wenn du so Sachen liest, wie du in deinem Beitrag auch zitiert hast (mit dem Lehrer, dem Schüler etc.), musst du keine Angst haben oder nicht erschrecken. Sowas musst du auch nicht verstehen, also lass dich davon nicht verwirren.
Weisheit ist ein relativer Begriff, den jeder anders interpretiert.
Wobei ich die Definition von Wikipedia eigentlich recht gut finde, außer, dass mir da der Bezug zum Glauben und zur Philosophie etwas fehlt. Aber das ist nur meine Ansicht.

Weisheit hat ebenso viele Facetten wie Liebe, du weißt schon, was ich damit meine.

Ich denke, dass jeder Mensch Weisheit anders auslegt. Für mich ist es dabei wichtig, dass Klugheit nicht mit Weisheit gleichgesetzt wird, denn in meinen Augen handelt es sich dabei um zwei völlig unterschiedliche Dinge. Dazu gibt es ein wirklich wunderbares Zitat von Curt Goetz: "Der Kluge ärgert sich über die Dummheiten, der Weise belächelt sie." Diese Aussage unterstütze ich zu 100%, denn für mich ist ein Weiser Mensch jemand, der zwar viel Wissen hat, es sich aber dabei um erfahrenes Wissen handelt (im Gegensatz zu erlerntem Wissen), welches Kombiniert wird mit einer Art "spirituellen" Hinnahme. Ein weiser Mensch weiß um die Fehler des anderen, aber er urteilt oder richtet nicht über sie. Weisheit hat für mich immer bis zu einem gewissen Grad etwas mit einer Art Göttlichkeit zu tun. Ein weiser Mensch "weis" um die Dinge die um ihn geschehen, er nimmt sie hin und lernt aus den Dingen. Man könnte es auch den Glauben an die göttliche Schiksalsfügung nennen. Ich weiß nicht genau wie es im Religionsunterricht oder ähnlichem erklärt wird, denn das liegt bei mir zu lange zurück. Das ist meine eigene kleine Definition davon, die stark durch Herman Hesses Siddartha geprägt ist. Für mich ist nur die Frage, kann man erlernen Weise zu sein oder ist man es einfach?

Erlernen weise zu sein? - Sehr gute Frage.

Für mich ist "Weisheit" nicht wirklich "lernbar", eher ist sie für mich erfahrbar.
Man erfährt im Leben von der Weisheit, man sammelt Erfahrung.
Könnte man Weisheit erlernen, gäbe es "Weisheit" im grunde gar nicht, denn wir alle könnten sie haben bzw. hätten sie vermutlich auch. Es würde niemand auf die Idee kommen, jemand könnte weise sein, weil alle gleich wären.

Für mich gibt es aber auch noch eine ganz bestimmte Art von Weisheit, die man entweder hat oder nicht. Man kann sie weder erlernen, noch erfahren, man muss sie haben.
Es ist wie mit dem Philosophieren. Nicht jeder kann das...das ist total schräg, aber es ist so.
Uns, die wir hier so rege diskutieren, kommen Dinge wie Nachdenken und Philosophieren so normal vor, dass wir dabei gern mal vergessen, dass nur die wenigsten Menschen so sind wie wir. Leider oder Gott sei Dank? Ich weiß es nicht.

Aber diese bestimmte unerlernbare und unerfahrbare Weisheit ist wie das Philosophieren - sie ist angeboren oder eben nicht.
Oder aber sie ist wie eine gute Krankheit, die jeder Mensch in sich trägt, die aber nur bei wenigen Menschen zum Ausbruch kommt und die nach ihrem Ausbruch auch nicht mehr "geheilt" werden kann durch Eltern, Umwelt und Gesellschaft.
Ihr wisst sicherlich, wie ich das meine.
Diese besondere Weisheit hat für mich persönlich sehr viel mit Fühlen (!!), Stille, Liebe, Nachdenken und Glaube zu tun.

Und, dass man Weisheit nicht erlernen kann, ist für mich auch noch klarer geworden, seit unser Forumskücken "TakingChances" hier ist.
Meine Güte, Kleine, bewahr dir dein Wesen und dein stilles Wissen!
Seht sie euch an. Sie ist 13 Jahre alt...in 13 Jahren kann man Weisheit nicht in diesem Ausmaß erfahren.
Man kann oberflächliche Weisheit erlernen, durch Schule, Erziehung und Gesellschaft.
Aber diese tiefgründige Weisheit kann ein Mensch mit 13 Jahren nur dann besitzen, wenn er sie von Anfang an hatte. Wenn diese gute Krankheit zum Ausbruch kam.

Meine Lieben,
ich danke euch recht herzlich, für eure ausführlichen Beiträge. Ihr habt mir sehr geholfen. Ich sehe jetzt klarer und bin dabei, mir ein Bild über die "Weisheit" zu machen.
Ihr selbst zeigt soviel Weisheit, dass mir richtig warm wird.

wissenschaftlich gesehen ist jede erfahrung auch lernen. wenn ma also sagt, weisheit is erfahrbar, dann is sie im grunde erlernbar.

i hab mir jetzt eure beiträge dazu sehr gut durchgelesen ... und i sags gleich: i bin net so der philosophische typ. i kann des einfach net... deswegen geb i trotzdem meinen senf dazu...

ein weiser mensch is für mich ein mensch, der sein deklaratives (explizites) und sein nondeklaratives (implizites) gedächtnis zu kombinieren und das mit einer prise glauben und ehrfurcht vor gott (oder von mir aus einer allgemeinen höheren gestalt) einzusetzen weiß.